09.01.2001 - NRZ Duisburg
Feuerhimmel über Duisburg
Explosion im Thyssen-Kraftwerk - Schwerer Sachschaden - Ursache unklar - Keine
Umweltbelastung
Eine schwere Explosion in einem Gaskraftwerk der Firma Thyssen hat am Abend den Duisburger Norden erschüttert und großen Sachschaden verursacht. Verletzt wurde nach Angaben
der Feuerwehr mit großer Wahrscheinlichkeit niemand. Allerdings seien Personen eines anliegenden Wohngebietes vorsorglich ärztlich untersucht worden. Am späten Abend gab NRW-Umweltministerin Höhn
dann Entwarnung. Die Umweltbelastung durch die verheerende Detonation und durch anschließend ausströmendes Gas sei zu keiner Zeit bedrohlich gewesen. Erst mehr als drei Stunden nach der Explosion
hatte die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle gebracht.
Die Ursache der Explosion, die sich kurz nach 19 Uhr ereignete, blieb zunächst unklar. Der Knall war noch in anderen Stadtteilen zu hören. Nach Augenzeugenberichten wurden in mehreren
hundert Metern Entfernung durch die Wucht der Detonation zahlreiche Häuser zum Teil erheblich beschädigt. Die Straßen waren mit Glassplittern zerborstener Scheiben übersät.
09.01.2001 - NRZ Duisburg
Kraftwerksexplosion erschüttert Laar
Kampf gegen das Flammenmeer: Rund 130 Feuerwehrleute waren gestern abend beim Brand im Thyssen-Kraftwerk in Laar im Einsatz. Gewaltige Explosionen hatten das Werk erschüttert,
Trümmerteile beschädigten umliegende Häuser. Verletzt wurde glücklicherweise niemand.
Duisburg entging nur knapp einer Katastrophe
Anwohner nach Explosion unter Schock
Gertraud Mahler saß mit ihrer Freundin am Küchentisch, als die Explosion ihr Haus an der Apostelstraße traf. Die 77-Jährige: „Die äußere Termopane-Scheibe zerbrach. Da das Fenster auf
Kippe stand, ist jetzt auch die Jalousie kaputt. Aber uns ist nichts passiert. Zum Glück, ich hatte erst Weihnachten einen Herzinfarkt."
Kurz nach 19 Uhr hatte die Explosion in einem Gaskraftwerk von Thyssen-Krupp den Duisburger Stadtteil Laar jäh aus der Feierabendruhe gerissen. „Es sieht hier aus wie nach einem Bombenangriff',
sagte Polizeisprecher Reinhard Pape. Ein Teil der Giebelwand des Kraftwerks war eingestürzt. Anwohner berichteten von Blechtrümmern, die mehr als 100 Meter weit geflogen waren.
Klaus Herf kann von seinem Fenster in der Zwinglistraße direkt auf den großen Schornstein schauen. „Direkt nach der Explosion schlugen die Flammen meterhoch aus dem Werk." Die Druckwelle hatte
gleich mehrere Scheiben in dem vierstöckigen Wohnhaus eingedrückt. Aus der Eingangstür wurde das Schloss samt Zylinder herausgeschleudert. „Das lag eine Etage höher im Flur", staunt Herf.
Ursula Berg hatte gerade den Fernseher eingeschaltet, um die Nachrichten zu sehen. „Ich habe mir gerade noch in der Küche ein Butterbrot geschmiert, als es krachte", schildert sie. Die
Duisburgerin dachte zuerst an eine Gasexplosion im Haus. Sie rannte auf den Flur. Putz bröselte von der Decke, breite Risse ziehen sich durch die Wände bis unters Dach. Doch bald war klar: Die
Explosion hatte sich im Kraftwerk ereignet.
Dass es gelegentlich im Werk knallt, sind die Bewohner im Stadtteil gewohnt. „Das rummst häufiger, wenn die bei Thyssen den Kamin durchfegen", sagt Marion Eisbrenner. Doch diesmal war alles
anders. „Viel stärker als sonst. Die Rolläden rappelten in ihren Kästen. Und dann splitterte Glas." Marion Eisbrenner bekam es mit der Angst zu tun. Ihre alten Eltern wohnen noch näher am Werk.
„Zum Glück ist ihnen außer einem Riesenschreck nichts passiert."
Es dauert Stunden, bis die Angst nachlässt. Polizei und Feuerwehr sperren die Zufahrten, schicken Lautsprecherwagen durch die Straßen: „Bitte lassen Sie Ihre Fenster geschlossen!" Angst vor
giftigem Dioxin, das durch den Brand entstanden sein könnte. Und die Bewohner ganz dicht am Werk werden aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Die Behörden können eine weitere Explosion nicht
ausschließen.
Doch nur wenige gehen. Die meisten wollen erstmal wieder Ordnung machen. „Wir sind knapp an einer ganz großen Katastrophe vorbeigeschrammt", sagt ein Behördensprecher.
09.01.2001 - NRZ Duisburg - Günter Putz / Holger Dumke
Gasexplosionen bei Thyssen-Krupp! Teile des Kraftwerks weggesprengt
Knall weithin zu hören — Druckwelle reißt Türen und Fenster aus
den Häusern
Drei gewaltige Explosionen haben gestern Abend das Thyssen-Heizkraftwerk an der Friedrich-Ebert-Straße in Ruhrort kurz nach 19 Uhr schwer beschädigt.
Weite Teile des Mauerwerks wurden regelrecht von dem rund 55 Meter hohen Gebäude weggesprengt. Noch in der Stadtmitte war der zweite, der schwerste Knall zu hören.
Weithin sichtbar erleuchtete das Flammenmeer den schwarzen Himmel. Ein lautes Zischen erfüllte die Luft. Eine schwarze, beißende Rauchwolke trieb langsam in Richtung Meiderich. Gegen 22 Uhr war
das Feuer unter Kontrolle.
Zuhauf waren im Umkreis von einem halben Kilometer Scheiben zu Bruch gegangen, wurden Autos beschädigt. Laut ersten Informationen von Thyssen wurde niemand verletzt, obwohl 60 bis 70 Mitarbeiter
im Einsatz gewesen sein sollen. Thyssen-Sprecher Dirk von Mitzlaff meldete gegen 20 Uhr erleichtert: „Wir haben keine Verletzten und es gibt auch keine vermissten Personen."
Die gewaltigen Explosionen hatten sich im Turbinenbereich ereignet. Ob eine zu Bruch gegangene Gasleitung das Inferno ausgelöst hat, war bei Redaktionsschluss unklar. Ebenfalls unbekannt war, ob
der alles überragende Schornstein die Explosionen und die Flammen unbeschadet überstanden hat.
„Als die erste, die kleinere Explosion kam, bin ich vor die Tür gerannt - da kam die zweite Explosion und ein greller Blitz und drückte mich samt Tür wieder ins
Haus", berichtet Anwohner Karl Dotzki. Fenster, Türen, Rolläden sind an dem Haus auf der Rheinstraße völlig zerstört. Der Fernseher war einmal. Dotzkis Frau Karin weint. „Glauben Sie mir, ich war
im Krieg - gegenüber dem, was heute passierte, war das damals leise", sagt der Ruhrorter.
Neben 130 Feuerwehrleuten, die zum Unglücksort geeilt waren, rasten ungezählte Einsatzwagen der Duisburger Polizei und von Einsatzbereitschaften der Umgegend nach Ruhrort, riegelten alles ab.
Gasgefahr!
Noch kurz nach dem Unglück hatten die Messgeräte der Feuerwehr angeschlagen. Das Staatliche Umweltamt konnte später Entwarnung geben. „Es besteht keine Gefahr", sagte Feuerwehr-Einsatzleiter
Andreas Bretten.
Für weniger als 50 Menschen musste noch in der Nacht nach Fensterbrüchen eine neue Bleibe gefunden werden. Verwirrung am Rande: Kurz nach den Explosionen hatte die Polizei die Anwohner
aufgefordert, in den Wohnungen zu bleiben, Fenster und Türen zu schließen. Wie denn, wunderten sich die Dotzkis, in deren Wohnung es wie auf dem Schlachtfeld aussah und in deren Garten große
Blechteile aus dem explodierten Kessel gekracht waren. Die rund 15 Besucher eines türkisch-deutschen Kulturvereins an der Friedrich-Ebert-Straße hatten Glück, dass sie die Jalousien herunter
gezogen hatten. „Wer weiß, was sonst passiert wäre", sagt Muhammed Özdemir. Die drei großen Fensterscheiben liegen zersplittert auf dem Gehweg. „Erst habe ich gedacht, da ist ein Auto vor die
Wand gefahren." Als Özdemir aus dem Laden rannte, sah er Dachziegel fliegen.
In der Schlecker-Filiale in der kleinen Ladenmeile steht Filialleiterin Marion Reutner mit ihren Kolleginnen. Sie wachen, damit die Waren nicht gestohlen werden und warten auf
den eilends bestellten Glaser, der zumindestens Bretter in die leeren Fensterrahmen nageln soll. Die Sorge ist zumindestest gegen 21 Uhr unnötig. Vor der Tür stehen mehrere Dutzend Polizisten.
Aushilfe Silvia Eisert hatte ihre Chefin alarmiert. Sie war gerade nach Hause in die Kanzlerstraße gekommen, als er krachte. „Ich bin zuerst zu meinen Eltern, um nachzusehen, ob alles in Ordnung
ist. Auf dem Rückweg bin ich dann am Laden vorbeigekommen und habe gesehen, dass von den Scheiben nichts mehr übrig war." Gegenüber versucht der Besitzer eines Reisebüros, Folie zu spannen, wo
einst sein Schaufenster war.
10.01.2001 - NRZ Duisburg
Thyssen Krupp: „Wir hatten riesiges Glück"
Beeindrucht von den enormen Schäden, die die Gasexplosionen im Ruhrorter Kraftwerk ausgelöst haben, gab Thyssen-Krupp-Vorstand Claus Hendricks gestern zu: „Wir hatten riesiges Glück, dass es
keine Toten und keine Verletzten gab." Die Nachbarn der Anlage leben freilich mit Angst weiter.
10.01.2001 - NRZ Duisburg - Uwe Zak
Offenes Ventil könnte Explosion ausgelöst haben
Millionenschaden in Duisburg
Die verheerende Explosion im Block 4 des Ruhrorter Kraftwerks der Thys-senKrupp Stahl AG hat Schäden in Millionenhöhe angerichtet. Die genaue Summe konnte Claus Hendricks, Technischer Vorstand
des Unternehmens, nicht beziffern: „Wir müssen die Untersuchungsergebnisse der Sachverständigen abwarten."
Nach Angaben des Konzernvorstands drang Sauerstoff in die Koksgasleitung. In dem Rohr kam das Gemisch zur Detonation. Die Leitung riss auf, Gas strömte aus, stieg auf und entzündete sich „an
einem heißen Krümmer oder etwas ähnlichem", so Hendricks. Das führte zur dritten, der stärksten Explosion, deren Druckwelle in den Stadtteilen Laar und Ruhrort die hohen Sachschäden verursachte.
Wie jedoch der Sauerstoff in das ansonsten geschlossene Rohrsystem eindringen konnte, ist für Claus Hendricks völlig unklar. Nach ersten Ermittlungsergebnissen der Polizei war ein nicht
geschlossenes Ventil im Gasleitungssystem die Ursache für die Explosion. „Möglicherweise sind Reparaturarbeiten der Grund", räumte Hendricks ein. Immerhin wurde kurz vor dem Unglück am Block 1
gearbeitet. Die Explosion hatte sich am Block 4, der zur turnusmäßigen Revision anstand, ereignet. Die Produktion bei der ThyssenKrupp Stahl AG wurde durch den Unfall nicht beeinträchtigt.
• Im benachbarten Binnenschifffahrts-Museum barsten 20 Fensterscheiben, Türen wurden aus der Verankerung gerissen, doch alle Exponate blieben heil.
Am Morgen nach der Explosion wurde das Ausmaß der Schäden an den Häusern deutlich.
10.01.2001 - Wochen Anzeiger - ju
Gewaltige Explosion im Thyssen-Kraftwerk
Das Wunder von Laar: Niemand wurde verletzt
Laar am Montagabend: zerplatzte Fensterscheiben, zertrümmerte Autos, aus den Angeln gehobene Garagentore, Trümmerteile auf den Straßen. „Es sieht aus wie nach einem Raketeneinschlag", beschreibt
Polizeisprecher Achim Blättermann die Wucht der Detonation, mit der kurz nach 19 Uhr ein Block des Hermann-Wenzel-Kraftwerks der Thyssen Krupp Stahl AG in die Luft geflogen ist.
So gewaltig ist der Rumms, dass noch in benachbarten Stadtteilen die Wänden wackeln, der Knall sogar bis Oberhausen und Essen zu hören ist. Polizei und Feuerwehr sind im Großeinsatz, werden von
Einsatzkräften aus anderen Städten unterstützt.
Das Gebiet wird weiträumig abgeriegelt, Anwohner werden gebeten, Fenster und Türen zu schließen, weil giftige Dämpfe befürchtet werden. Auch die Gefahr weiterer Explosionen wird zunächst nicht
ausgeschlossen. Das Staatliche Umweltamt ist gegen 20 Uhr vor Ort, nimmt erste Messungen vor. NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn eilt ebenfalls zum Ort des Geschehens, kann gegen 22 Uhr erleichtert
verkünden, dass keinerlei Gefahr mehr für Mensch und Umwelt durch Emmissionen besteht. Zwei Stunden nach der Detonation hat die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle, mögliche weitere Explosionen
können nun ausgeschlossen werden. Die Sachschäden sind gewaltig, werden in Millionenhöhe beziffert.
Und es grenzt an ein Wunder, dass niemand verletzt wurde, weder unter den 50 Arbeitern, die zum Zeitpunkt der Explosion im Kraftwerk Dienst haben, noch unter den Anwohnern.
Warum ein Block des Kohle-Gas-Heizkraftwerkes, das der internen Stromerzeugung dient, in die Luft gegangen ist, steht zu Redaktionsschluss noch nicht fest: technischer Defekt, menschliches
Versagen? Fest steht allerdings, dass sich die Anwohner nach dem Unglück gegen den Weiterbetrieb des 40 Jahre alten Kraftwerks zur Wehr setzen wollen. Heute würde eine solche Anlage in
unmittelbarer Nähe zu Wohnhäusern nicht mehr genehmigt werden.
10.01.2001 - NRZ Duisburg - sovo
Die Nachbarn stehen vor einem Scherbenhaufen
Viele haben Angst und wollen jetzt wegziehen
Die Gasexplosion im Ruhrorter Thyssen-Heizkraftwerk hat die unmittelbaren Nachbarn in einen Ausnahmezustand versetzt. Fensterscheiben sind zersprungen, Gardinen zerrissen, Rolladen verbogen und
sogar ein paar Wände stehen schief. Entsetzt standen auch am Morgen nach der folgenschweren Detonation zahlreiche Anwohner auf der Straße und betrachteten den zerstörten Turm des
Thyssen-Gebäudes.
„Ich habe schon immer gesagt, irgendwann fliegt das Ding in die Luft." Edeltraut Spratte wohnt seit 21 Jahren in der Scholtenhofstraße, deren Häuser es besonders schlimm erwischt hat. Verärgert
diskutiert sie mit den Nachbarn über die Explosion. „Mein erster Gedanke war, das Kraftwerk brennt", erinnert sie sich an den Moment, als sie den ohrenbetäubenden Knall hörte. „Es hat bestialisch
nach Gas gestunken."
Sie habe Glück gehabt, ihre Wohnung wurde verschont. Aber ihrer Nachbarin ist die Balkontür entgegen gekommen.
Ohne Fenster ist jetzt auch Max Marek's Wohnung. Die Explosion überraschte ihn, als er mit dem Hund draußen war. „Nach dem Knall ging der stiften", erzählt Marek. „Dann flogen mir auch schon
Teile auf den Kopf." Eine Nachbarin sei mit ihren kleinen Kindern ängstlich auf die Straße geflüchtet.
In der Rheinstraße 24 fegen Ingo und Dragana Stolberg Scherben zusammen. Das Badezimmerfenster ist kaputt. Im Wohnzimmer ist nicht nur die Scheibe zerstört; auch das Mauerwerk ist durch die
Druckwelle stark beschädigt. Als die beiden die Explosion hörten, zogen sie schnell die Kinder an und liefen auf die Straße. „Nur raus." Drei Stunden standen sie dort. Übernachtet hat die Familie
bei den Eltern - in sicherer Entfernung. Ihren Nachbarn mussten sie mit einer - allerdings eher harmlosen - Kohlenmonoxidvergiftung ins Krankenhaus bringen.
Jetzt warten die Stolbergs wie ihre Nachbarn auf einen Sachverständigen. Ein Bauleiter der Thyssen-Wohnungsbaugesellschaft war bereits vor Ort und hat die Wohnung als bewohnbar eingestuft. Wer
für den Schaden aufkommt, wissen die Stolbergs noch nicht.
Momentan geht es um Schadensbegrenzung. Harald Drols und seine 16 Mitarbeiter von der Schreinerei Wanke haben alle Hände voll zu tun, die vielen zerstörten Fenster mit Planen und Sperrholzplatten
notdürftig zu verschließen. „Wir allein kriegen das aber nicht bewältigt, wir haben noch zwei bis drei zusätzliche Firmen angefordert", so der Inhaber.
Auch wenn die Explosion keine Todesopfer gefordert hat, so bleibt die Angst, dass sich ein solches Unglück wiederholt. „Wir wollen von hier wegziehen", sind sich Max Marek und mehrere Nachbarn
einig.
10.01.2001 - NRZ Duisburg - wit
„Schäden werden reguliert"
Bislang hätten die Anwohner im wesentlichen Schäden an Fenstern und Autos mitgeteilt, berichtete Thyssen Krupp gestern vor der Presse. Gleichzeitig versprach das Unternehmen, die Schäden
möglichst unbürokratisch zu regulieren oder zu reparieren. Teilweise müssten allerdings Gutachter eingeschaltet werden. Die betroffenen Bürger bat Thyssen Krupp, sich am eigens eingerichteten
„Schadentelefon" zu melden.
Darüber hinaus habe für die Bevökerung keine Gefahr etwa durch giftige Gase bestanden, versicherte Vorstandsmitglied Claus Hendriks. Die Gesamthöhe des Schadens lasse sich derzeit nicht
feststellen. Sicher sei aber, dass man den Block IV wieder aufbauen werde. Die Kraftwerksblöcke II und III haben auch während des Unglücks weitergearbeitet. Block I, der soeben gewartet wurde,
soll ebenfalls angefahren werden.
Das Staatliche Amt für Arbeitsschutz prüft allerdings, ob auch diese Anlagen beschädigt worden sind und ob sie möglicherweise nur unter bestimmten Auflagen weiterbetrieben werden können. Die
Produktion in allen Werksanlagen, so Stahl-Vorstandschef Wolfgang Kohler, sei nicht beeinträchtigt.
10.01.2001 - NRZ Duisburg - Thomas Wittenschläger
Thyssen Krupp: „Wir hatten riesiges Glück"
Offenbar war ein nicht verschlossenes Ventil der Auslöser der Gasexplosionen im Kraftwerk
Duisburg hat eine neue Pilgerstätte: Hunderte Menschen strömten gestern zum Kraftwerk von Thyssen Krupp in Ruhrort, bestaunten ungläubig die Verwüstungen am Werksgebäude und die Zerstörungen an
benachbarten Wohnungen. Angesichts der Wucht der durch ein nicht verschlossenes Ventil ausgelösten Explosionen war Stahl-Vorstand Claus Hendriks erleichtert: „Wir hatten riesiges Glück, dass es
keine Toten und keine Verletzten gab."
Ob der entscheidende Fehler Tage vorher bei der Reparatur des Kraftwerkblocks I passierte, konnte das für die Technik zuständige Vorstandsmitglied Claus Hendricks gestern nur vermuten. Fest steht
aber, dass Sauerstoff in die Koksgasleitung gelangt sein muss, um überhaupt eine explosive Mischung entstehen zu lassen.
Die freilich hatte es in sich: Kurz nach 19 Uhr am Montagabend kam es Sekunden nach dem Zünden eines Koksgasbrenners zu zwei Detonationen, die in 30 Metern Höhe ein riesiges Loch in das
Koksgasrohr rissen. Bis automatische Schieber die Leitung etwa zwei Minuten später verschlossen, strömten nach Schätzung der Thyssen-Experten fast 2000 Kubikmeter Gas in die Kraftwerkshalle. Die
dritte Explosion dort riss ganze Teile der Gebäudefront und des Daches fort, Fenster barsten, Stahlträger wurden verbogen. Der 1969 erbaute Kraftwerksblock IV wurde dabei weitgehend zerstört. Das
Gas verbrannte in Meter hohen Flammen, die Dachpappe brannte noch Stunden.
Die rund 20 Mitarbeiter der Nachtschicht befanden sich zu diesem Zeitpunkt in dem 40 Meter entfernten Leitstand in Sicherheit. Keiner von ihnen wurde verletzt. Dasselbe gilt - offenbar bis auf
wenige Blessuren - für die Nachbarn des Kraftwerks. Die hatten dafür um so mehr Sachschäden zu beklagen: Bis gestern Nachmittag gingen bei Thyssen Krupp 100 Schadensmeldungen ein.
10.01.2001 - WAZ Duisburg - aka
„Datt da nich mehr passiert is" - Laar am Tag danach
Manche sind geschockt, andere nehmen's gelassen, aber in einem sind sie sich einig: Wir hatten Glück
Ein Riesen-Krater klafft in luftiger Höhe im Kraftwerk. Bizarr ragen Stahlstreben in die Luft. Viele Bürger stehen am Ort des Geschehens und schütteln die Köpfe. Jeder hat seine eigene Geschichte
zur Explosion. Mikrofone und Fernsehkameras saugen sie gierig auf.
Eine kalte Nacht haben viele Laarer Bürger hinter sich. Obwohl bereits eine Stunde nach der Explosion Tischler die größten Löcher verrammeln, müssen sich manche mit Mülltüten im Küchenfenster
behel-fen. Rolläden helfen auch nicht immer, manche baumeln seit der Druckwelle, die durch die Straßen rauschte, lustlos in den Seilen.
„Die Kunden auf der Sonnenbank dachten, dass ein Auto ins Schaufenster gefahren ist", erzählt Horst Memecke, Inhaber des Miami-Beach-Sonnenstudios. Die Röhren hielten, die
Riesen-Schaufensterscheiben sind zerbrochen. Den Schaden schätzt er auf 15- bis 20.000 Mark. Mitarbeiterin Bettina Hoppe muss den Schock erst mal überwinden. „Das ganze Haus hat gewackelt",
erzählt die 32-Jährige. Nach Sonnen steht ihr nicht der Sinn, außerdem pfeift durch die Spanplatten der Wind. Zweihundert Meter weiter auf der Friedrich-Ebert-Straße am Karadeniz-Market liegen
Tomaten jetzt hinter Spanplatte.
Jerry hat einen Extra-Knochen, für sein Herrchen ist er ein Held. Max Marek dreht jeden Abend seine Runde, am Kraftwerk vorbei, über die Wiese vorm Binnenschifffahrtsmuseum und zurück. Diesmal
war alles anders. Gerade waren die zwei am Kraftwerk angekommen, als die erste Detonation zu hören war. Jerry bewies Instinkt und lief zurück. Kurz danach kam die richtige Explosion. „Wenn wir
weitergelaufen wären, hätte ich alles um die Ohren gekriegt", glaubt Marek.
Walter Alfen hat bis 1988 im Kraftwerk gearbeitet und wohnt vis-a-vis an der Ewaldistraße. Die Sicherheitsvorkehrungen seien umfassend. „Angst? Hatte ich nie", sagt der 69-jährige. Der
Elektromeister nimmt's gelassen, seine Fenster blieben heil. „Waren wohl nicht ganz zu, sie sprangen nur auf."
Laar ist zugepflastert mit Glasnotdienst-Werbung. Die gesamte Branche ist ausgerückt. „Klar, jeder will was vom Kuchen haben", sagt Klaus Knobus, Glaser aus Wesel, ehrlich. „Für uns ist das ein
Geschäft, aber wir helfen den Leuten ja auch." Die Laarer danken das Engagement mit Kuchen und Weihnachtskeksen, teils gibt's sogar warme Küche für die wuselnden Handwerker.
Von Glück können all jene sprechen, die sonst immer über ihre zugige Einfachverglasung schimpfen. Die ist nämlich ratz-fatz wieder repariert: Glas schneiden, Kitt drumrum, ein paar Nägel rein und
fertig ist's. Verbundglas muss auf Maß bestellt werden. Das dauert.
10.01.2001 - WAZ Duisburg - chris
Während werksintern noch in den Annalen geblättert werden muss, kann Theo Barkowski wie aus der Pistole geschossen beantworten, warum dieses Kraftwerk vor über 40 Jahren nach Hermann Wenzel
benannt wurde. Immerhin ist der 75-Jährige Ehrenvorsitzender der Laarer Bürgervereinigung — und wegen des Rücktritts der Vereinsspitze wieder amtierender Vorsitzender — und zudem hat Barkowski 25
Jahre als Maschinenbau-Techniker in diesem Kraftwerk gearbeitet. Hermann Wenzel war in den 50-er Jahren Aufsichtsratsvorsitzender von Phönix Ruhrort, und seiner Einsicht war es zu verdanken, dass
die Anlage überhaupt gebaut wurde.
Barkowski: „Es gab im Unternehmen einen Dr. Witwer, der meinte, die Gase, die bislang beim Hochofenprozess abgefackelt wurden, gut in einem Kraftwerk einsetzen zu können." Wenzel, Förderer der
Idee, erlebte die Inbetriebnahme nicht mehr, dafür erhielt das Werk dann seinen Namen. Barkowski selbst hat die Explosion nicht erlebt: „Montag Abend gehen meine Frau und ich immer schwimmen."
Dafür mussten sie bei der Rückkehr gut zwei Stunden vor den Polizeisperren ausharren, ehe sie zurück in die Wohnung an der Apostelstraße (unmittelbare Nähe zum Kraftwerk) durften.
Barkowski fiel auf, dass die geplatzten Fensterscheiben als Scherben in der Wohnung landeten, das Rollo „wegen der Sogwirkung" aber nach draußen gezogen war. In der Wohnung hatten sich die Türen
der Schränke geöffnet, „sogar die vom Kühlschrank".
10.01.2001 - WAZ Duisburg - aka
Stichwort: Wenzel-Kraftwerk
„Hermann Wenzel Kraftwerk" steht in blauen Leuchtlettern über dem Pförtnerhäuschen. Eigentlich fehlt ein „e" am Werk, denn in dem Backsteinbau stecken vier Kraftwerksblöcke. Zwei davon stammen
aus 1955, der explodierte Block 4 wurde 1969 gebaut.
Das Kraftwerk ist Teil eines durchdachten Energiekreislaufes: Als Brennstoffe werden Gichtgas, das bei der Stahlproduktion gewonnen wird, Koksgas und Erdgas eingesetzt. Der in den Blöcken durch
Verbrennung von Gas erzeugte Dampf geht auf eine Turbine, die durch mechanische Bewegung im Magnetfeld Strom erzeugt. Diese Kuppelenergie wird sowohl direkt zur Beheizung von Walzwerköfen als
auch in den Kraftwerken genutzt. Etwa 80 % des gesamten Stromverbrauchs von Thyssen in Duisburg werden in den beiden Kraftwerken Ruhrort und Hamborn erzeugt.
Den Internetinformationen von ThyssenKrupp Stahl zufolge werden auch interne und kommunale Heizungsnetze aus diesen Quellen versorgt.
Die Blöcke 2 und 3 laufen jetzt für Untersuchungen durch Sachverständige im Hochofengasbetrieb.
10.01.2001 - WAZ Duisburg
Dreiste Diebe nutzen Gunst der Stunde
Während sich geschockte und angsterfüllte Menschen auf der Friedrich-Ebert-Straße sammelten, klauten dreiste Diebe in der Schlecker-Filiale.
Das Ladenlokal ist jetzt wieder sicher. Spanholzplatten ersetzen die Schaufenster. Kaum zu glauben, dass sich Langfinger Minuten nach der Explosion in den Auslagen bedienten. „Sekt, Wein und
Zigaretten für 2 000 Mark sind weg", sagt Filialleiterin Marion Reutner. Dabei habe überall Polizei gestanden. Aber in dem anfänglichen Chaos hätten wohl auch die Beamten keine Chance gehabt,
glaubt sie und fegt die letzten Scherben weg.
• Harald Bohe vom Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute rät Betroffenen, sich an die eigene Versicherung zu wenden. „Die Kollegen können dann alle Verträge durchrieseln und ermitteln,
aus welchen Quellen Geld kommt."
10.01.2001 - WAZ Duisburg - Annette Kalscheur
Kommentar
Explosion im Hermann-Wenzel-Kraftwerk
Danke, Schutzengel
Das war ein brillantes Zusammenspiel von Wunder, Glück und Schwein. Der Schaden geht zwar in die Millionen, aber zerstört sind „nur" Glas, Mauerwerk, Autos. Wer die Bilder von Enschede vor Augen
hat, weiß, was Druckwellen noch alles anstellen können.
Solche Ereignisse machen bewusst, dass gewachsene Strukturen wie in Duisburg, wo die Wohnbevölkerung immer näher an ihren Arbeitsplatz gezogen ist, auch gefährlich sind. Was heute nicht mehr
genehmigungsfähig wäre, ist ein Erbe der Industriegeschichte. ThyssenKrupp legt höchste Sicherheitsmaßstäbe an. Kann das reichen? Darf ein Kraftwerk heute noch mitten in einer Metropole
stehen?
Dirk von Mitzlaff, Unternehmenssprecher von Thyssen-Krupp Stahl, erklärte noch in der Nacht des Unglücks frohgemut, es seien keine Menschen zu Schaden gekommen, weil es wirksame Maßnahmen zur
Sicherung gebe, die gegriffen hätten. „Wir sind auf der sicheren Seite, immer auf dem neuesten Stand."
Das erklärt einer, der gerade durch ein Trümmerfeld gelaufen ist. Der Duisburgs Schutzengeln wirklich danken müsste, dass nicht mehr passiert ist. Wären Menschen ums Leben gekommen, hätte das
auch am Image des stählernen Riesen gekratzt.
Stattdessen heftet von Mitzlaff sich das glimpfliche Ende an den eigenen Schutzhelm. Hätten die Sicherheitsmaßnahmen wirklich gegriffen, hätte es zu so einer Dreier-Kette von Detonationen
eigentlich gar nicht kommen dürfen.
Wer so argumentiert, könnte auch dem Personalabbau danken, der dafür sorgte, dass nur noch 16 Arbeiter im Werk waren.
10.01.2001 - WAZ Duisburg - GK
Suche nach der Unglücksursache
Sauerstoff entzündete Kokereigas - Verhängnisvolle Kettenreaktion in Laar
Die Suche nach der Ursache geht weiter: Frühestens in einigen Tagen, vielleicht auch erst in einer Woche wird feststehen, wie Sauerstoff in die Koksgasleitung gelangen und es deshalb zur
Explosion im Kraftwerk kommen konnte. So jedenfalls die Stellungnahme von Claus Hendricks, Technischer Vorstand bei ThyssenKrupp Stahl (TKS).
Weniger unklar ist der Her gang bis zu den drei Explosio nen im Laarer Kraftwerk „Hermann Wenzel", die die Bewohner von Laar und Ruhrort in Angst und Schrecken versetzten. Im Block 4 des
Kraftwerkes werden, wie in den wesentlich kleineren Einheiten 1, 2 und 3 Gichtgas und Koksofengas zur
Stromerzeugung genutzt. Beide Gase werden durch getrennte Rohrleitungen mit Durchmessern zwischen 50 und 120 cm vom Hüttenwerk ins Kraftwerk geführt.
Kurz vor 19 Uhr am Montag Abend sollte am Block 2 Koksgas eingesetzt werden. Aus ungeklärter Ursache drang auch Sauerstoff ein, wodurch es Sekunden nach der Zündung zur ersten kleinen Explosion
kam. Ein Rückschlag sorgte für eine zweite Detonation, die ein Loch in die Koksgasleitung riss, wodurch etwa 2 000 Kubikmeter Kokereigas ins Gebäude strömten. Das Gas - leichter als Luft - stieg
in Richtung Dach auf und entzündete sich oben in der Halle - vermutlich an einem heißen Krümmer, so Hendricks. Diese dritte Explosion war so stark, dass ein Teil des Daches und über 30 Meter das
Mauerwerks weggesprengt wurden. Nahe Straßenzüge glichen einem Scherbenhaufen.
In 50 Metern Höhe kam es zu dem Brand, der durch die Werksfeuerwehr schnell gelöscht wurde. Die Maschinen in der Halle selbst sind, so Vorstandschef Wolfgang Kohler, nicht betroffen. „In der
Turbinenhalle kann man nur an den Scherben sehen, dass was passiert ist", so Hendricks.
Nach der Reparatur sollen die Anlagen wieder in Betrieb gehen. Bis dahin werden die fehlenden 160 Megawatt Strom vom RWE dazu gekauft und das anfallende Gicht- und Kokereigas abgefackelt.
Insgesamt erzeugen die Kraftwerksblöcke etwa 280 Megawatt Strom. Durch ständige technische Nachbesserung, so die Thyssen-Vorstände Kohler und Hendricks, seien die teilweise knapp 50 Jahre alten
Kraftwerksteile dennoch auf dem neuesten Stand der Technik.
11.01.2001 - NRZ Duisburg - po
Schon 200 Geschädigte meldeten sich bei ThyssenKrupp
Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen aufgenommen
Drei Tage nach der Explosion beim ThyssenKrupp-Kraftwerk in Ruhrort sind die Untersuchungen in vollem Gang. Ursache des Unglücks war ein Gas-Luft-Gemisch in der Koksgasleitung, das sich
entzündete und die Leitung zum Platzen brachte. Das daraufhin austretende Gas sammelte sich im oberen Bereich des Kesselhauses und führte zur großen Explosion, die das Kraftwerk teilweise
zerstörte, benachbarte Gebäude sowie Autos beschädigte. Wie die Luft in die Leitung gelangte, ist noch nicht geklärt.
Auf der von Thyssen-Krupp eingerichteten Hotline hatten sich bis gestern Abend rund 200 Geschädigte gemeldet, von denen 90 Prozent Gebäudeschäden reklamierten. Das Angebot, bis zum Abschluss der
Renovierung ihrer Häuser in eine andere Wohnung zu ziehen, hat keiner der betroffenen Anwohner wahrgenommen.
Eine Prognose zur Schadenssumme wollte ThyssenKrupp noch nicht wagen. Das Unglück ist auch ein Thema für die Behörden. Die Staatsanwaltschaft Duisburg ermittelt wegen der Explosion gegen
„Unbekannt". Laufende Untersuchungen verschiedener Sachverständiger sollen klären, ob die anderen Blöcke des Kraftwerks im jetzigen Zustand weiter betrieben werden können.
Laut Stadtverwaltung ist es bei der Explosion vermutlich zu keinen bleibenden Umweltbelastungen gekommen: „Wir werden allerdings noch endgültig klären, ob weitere Schritte nötig sind", so
Umweltdezernent Peter Greulich.
12.01.2001 - NRZ Duisburg - ama
Autokrane sollen beim Abriss von Block 4 helfen
Betroffene müssen Handwerker selbst bestellen
Helles Braun ist die vorherrschende Farbe an den Fassaden der Scholtenhofstraße in Laar. Die Rückseite der ganzen Hausreihe von Nummer 3 bis 13 hat die größte Wucht der Explosion am Montagabend
abbekommen — deshalb sind jetzt viele Fenster, Balkontüren, aber auch Kellertüren, mit Spanplatten abgedichtet. Gestern herrschte in dem Viertel rund um das Kraftwerk der Thyssen Krupp Stahl AG
weitgehend Ruhe.
An der Südseite des geborstenen Kraftwerks gingen zwei riesige Autokrane in Stellung. An einem soll eine Gondel mit Arbeitern in die Höhe gezogen werden, berichtet ein Sicherheitsmann von RBG
Security. Die Arbeiter sollen von außen versuchen, die herabbaumelnden Stahlträger, Teile der Verkleidung und losen zwischengemauerten Klinker herunterzureißen. Doch gestern mittag herrschte in
50 Metern Höhe ein zu starker Wind, um arbeiten zu können. Im weiten Abstand um die aufgerissene Außenhaut des Blocks 4 sorgen Absperrungen für Sicherheit.
Derweil läuft nach Angaben von Thyssen Krupp Stahl die Schadensregulierung der Anwohner. TKS-Pressesprecher Dietmar Stamm versicherte:
„Die betroffenen Anwohner sollen so gut wie möglich gestellt werden". 270 Schadensmeldungen gingen bereits im Unternehmen ein, 90 Prozent beziehen sich laut TKS auf Gebäudeschäden. Man arbeite
jetzt nach Dringlichkeit.
• Wichtiger Hinweis für die Betroffenen nach der Meldung des Schadens: Sie müssen die Handwerker selbst bestellen. Glaser, Fensterbauer, Schreiner, Dachdecker oder andere Handwerker müssen also
selbst geholt werden.
Kleine Schäden würde man sofort regeln, bei größeren Beschädigungen müsse ein Sachverständiger kommen, so der TKS-Sprecher. Man werde auch die Anwohner über die Versicherungsleistungen
informieren, um das für sie beste Resultat zu erreichen, erklärte Stamm. Schrott sind auch zahlreiche Autos - laut Thyssen-Krupp Stahl sind zwölf Wagen besichtigt worden. Während einer
Reparaturzeit würden Leihwagen zur Verfügung gestellt.
An der Rheinstraße zeigten gestern nur die Kinder Interesse an den Kranarbeiten. Dort wo noch Glas in den Fenstern ist, war selten ein Gesicht zu sehen.
14.01.2001 - Pfarrbrief St. Ewaldi
Pastors Plauderspalte
Liebe Pfarrgemeinde!
Die Explosion des Kraftwerkes in Laar wird in Duisburg und darüber hinaus so schnell niemand vergessen. Besonders der zweite Knall war über die Grenzen der Stadt zu hören und hat die Menschen in
Angst und Schrecken versetzt. Häuser und Autos wurden beschädigt, Jalousien zerfetzt, viele Fenster und Schaufensterscheiben zerbarsten. Die heftige Druckwelle ließ auch unsere Ewaldi-Kirche in
ihren Grundfesten erbeben. Außer einigen kleinen Rissen und Löchern in den Buntglasfenstern an der Südfront und feinem Staub, der von oben auf den Spieltisch der Orgel und auf die Orgelbühne
rieselte, blieb das Gotteshaus aber verschont und überstand die gewaltige Explosion.
In manchen Straßen Laars sah es aus wie nach einem Bombenangriff. Als ich gegen 22 Uhr nach Laar kam (zuvor hafte ich von dem Unglück nicht gewusst), um nach dem Rechten zu schauen und eine
Unzahl von Sicherheitskräften vorfand, die sich darum bemühten, für Ordnung zu sorgen und die Menschen zu beruhigen, musste ich unweigerlich an die Bombardierung vom 14. Oktober 1944
denken, als Laar, Beeckerwerth und andere Stadtteile dem Erdboden gleichgemacht worden waren. In der Laarer Pfarrchronik beklagt der damalige Pastor Nettelbusch den Tod vieler, vieler Menschen,
die dem Bombenangriff zum Opfer gefallen waren. Die Explosion vom vergangenen Montag allerdings forderte weder Tote noch Verletzte. GOTT SEI DANK!
Zwei Tage nach dem Unglück war in einer Zeitung vom "Wunder von Duisburg" zu lesen. Das ist erstaunlich, zumal heute nur noch wenige Menschen an Wunder glauben. Herumfliegende Trümmer hätten
Menschen treffen, die Druckwelle - wenn sie nur ein wenig stärker gewesen wäre - hätte Häuser zum Einsturz bringen können. Dann wäre es zu einer Katastrophe mit verheerendem Ausmaß gekommen, und
es hätte Tote gegeben, wahrscheinlich sogar sehr viele.
Ist es Zufall, dass das heutige Sonntagsevangelium vom ersten Wunder berichtet, das Jesus bei der Hochzeit zu Kana gewirkt hat? Bekanntlich ging dabei der Wein aus. Eine Hochzeit ohne Wein aber
ist peinlich und eine traurige Angelegenheit. Die ganze Hochzeit war in Gefahr. Wenn wir die Hochzeit als Bild für das Leben deuten, dann war am letzten Montag kurz nach 19 Uhr, als sich die
Explosion ereignet hatte, und die Stunden danach, das Leben vieler hundert Menschen in großer Gefahr. Mit dem "Wasser" der Liebe hat Jesus die Hochzeit "gerettet" und den Feiernden wieder zu
guter Stimmung verholfen. Kann es nicht auch am Montag die Liebe Gottes gewesen sein, die weitere und schlimmere Explosionen verhindert hat? - Dann hätte Gott wirklich auch hier ein Wunder
gewirkt, und die Zeitung hätte ja Recht, wenn sie vom "Wunder von Duisburg" spricht.
Hätte es Tote gegeben, dann wären Gedenkgottesdienste gefeiert worden, wie wir das von den großen Katastrophen der vergangenen Jahren kennen. Wir sollten sehr dankbar sein für das "Wunder von
Duisburg" und Gott wirklich aus tiefstem Herzen danken. Deshalb laden die evangelische und die katholische Gemeinde für den kommenden Donnerstag um 19 Uhr zu einem ökumenischen Gottesdienst in
die Ewaldi-Kirche ein.
Ihr Pastor P. Patrick
17.01.2001 - Wochen Anzeiger
Nach Unglück:
Aus Dank Gottesdienst
Die evangelischen und katholischen Kirchengemeinden laden zu einem ökumenischen Gottesdienst ein zum Dank für den glimpflichen Ausgang des Explosionsunglücks im Laarer Kraftwerk „Hermann Wenzel"
der Thyssen Krupp Stahl AG. Dieser Gottesdienst findet statt am Donnerstag, 18. Januar, um 19 Uhr, in der St. Ewaldi-Kirche in Laar, Friedrich-Ebert-Straße. Eingeladen hierzu sind alle -
ungeachtet ihrer Religion und Konfession - die Dankbarkeit darüber empfinden, dass dieses Unglück nicht in einer verheerenden Katastrophe mit unzähligen Toten endete.
17.01.2001 - NRZ Duisburg
Vier Großkräne langen zu
Aufräumarbeiten im ThyssenKrupp-Kraftwerk
Vier riesige Kräne ragen derzeit rund um das Unglückskraftwerk von ThyssenKrupp Stahl in Laar in den Himmel. Mit ihrer Hilfe werden lose Teile der Fassade sowohl an der Außenwand des gut 55 Meter
hohen Gebäudes als auch im inneren demontiert. Die stählernen Riesen werden noch einige Zeit da bleiben. Sie sollen die erforderlichen Reparaturen begleiten.
Derweil ist es an der nach den schweren Explosionen vom 8. Januar von ThyssenKrupp Stahl eingerichteten Schadenshotline ruhiger geworden. Laut Dirk von Mitzlaff, Direktor im Vorstandsbereich von
TKS, liegen bisher rund 300 Schadensmeldungen von Anrainern vor, denen Scheiben zersplittert, Rolläden, Garagentore, Hauswände oder Autos beschädigt, oder Dachziegel vom Dach geflogen sind. „In
fast allen Fällen haben bereits Abwicklungsmaßnahmen begonnen", so Mitzlaff.
Zum Zeitplan der Reparaturarbeiten am schwer beschädigten Kraftwerk sind laut von Mitzlaff derzeit noch keine konkreten Angaben möglich. Dirk von Mitzlaff: „Sicherlich wird die Dauer in Monaten
messbar sein."
17.01.2001 - Stadt Panorama
Glück im Museum
Die Explosion im Thyssen-Krupp-Kraftwerk Laar hat auch das Museum der Deutschen Binnenschifffahrt in Mitleidenschaft gezogen. Die Schäden sind allerdings geringer als zuerst befürchtet. Bereits
in der Unglücksnacht waren Mitarbeiter des Museums vor Ort und sicherten das Gebäude, so dass keine weiteren Schäden entstehen konnten. Sachverständige und Statiker des Hochbauamtes untersuchten
das Museum vom Dach bis zum Keller: Etwa 20 Fenster gingen zu Bruch, Fluchttüren und Lampen wurden aus ihren Verankerungen gerissen, Leichtbauwände im Verwaltungstrakt sind verzogen. Der
Ausstellungstrakt und alle Exponate blieben aber unversehrt.
17.01.2001 - Stadt Panorama
Der Explosion folgt das Aufräumen - und die Unsicherheit der Bürger
Wie sicher ist es hier?
Der Stadtteil entkam knapp einer Katastrophe. Dem Aufräumen folgt der Alltag, ein ungutes Gefühl bleibt.
An den Untersuchungen, was zur Explosion im Thyssen Kraftwerk führte, sind unter Leitung der Staatsanwaltsschaft neben dem Umweltamt Duisburg und dem staatlichen Amt für Arbeitsschutz auch
Brandsachverständige, der Tüv und das Landeskriminalamt beteiligt. Technischer Defekt oder menschlicher Fehler? Das endgültige Ergebnis liegt vielleicht erst in Wochen vor. Thyssen Krupp Stahl
vermutet, dass Wartungsarbeiten nach Abstellen des Kessels 1 mit der Explosion zu tun haben könnten. Auch wenn bei der Explosion niemand verletzt wurde, sind laut SPD-Ortsverein Laar „die
seelischen Wunden vieler Anwohnerinnen tief. Sie fragen sich, ob sie in Laar noch sicher leben können". Sobald die Unglücksursache feststeht, werden die Laarer zu einer Bürgerversammlung
eingeladen.
20.01.2001 - NRZ Duisburg - pun
Dankgottesdienst: Unternehmen entschuldigt sich
Eindrucksvolle Kulisse: In der vollbesetzten St. Ewaldi Kirche fand ein ökumenischer Dankgottesdienst statt. Pater Patrick, der ihn initiiert hatte, verdeutlichte, dass Gottes schützende Hand die
Menschen vor dem Schlimmsten bewahrte, als das Thyssen-Krupp-Kraftwerk explodierte. Trotz des Schreckens stand ihnen die Erleichterung ins Gesicht geschrieben, den Besuchern des feierlichen
Gottesdienstes. Das in den letzten Tagen so häufig gesagte „Gott sei Dank" erhielt seine eigentliche Bedeutung zurück. Stadtdechant Tillmann, Superintendent Lauterjung und Pfarrer Voßkamp
benutzten das Gleichnis vom Turmbau zu Babel, um Gott zu danken für die gnädige Bewahrung bei diesem Unglück. Entstanden sind aber neben dem riesigen Sachschaden vor allem Skepsis und Sorge.
Deshalb ließ das Unternehmen Direktor Dirk von Mitzlaff die Entschuldigung des Vorstandes überbringen. Er sicherte zu, zusätzliche Ansprechstellen für Betroffene zu schaffen und den Block 4 nicht
eher in Betrieb zu nehmen, bis sich jeder Bürger von den Sicherheitsmaßnahmen hat überzeugen können. Feierlicher Höhepunkt des Gottesdienstes war das Entzünden der ausgegebenen Kerzen am Feuer
der Osterkerze, die das Licht der Liebe des auferstandenen Christus symbolisiert. Pater Patrick bat, die Kerze mit nach Hause zu nehmen, damit sie daran erinnere, wie vieles in unserem Leben
bereits selbstverständlich geworden sei.
26.01.2001 - WAZ Duisburg - GK
Zwist mit Denkmalschützern
Politik und Wohnungsbauer wollen Häuser abreißen
Mehr als 50 Millionen Mark hat die Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft (GeWoGe) in Laar in den letzten Jahren investiert. Jetzt stehen weitere Neubauten an. Andere Pläne werden durch den
Denkmalschutz blockiert.
Bereits im Dezember, noch rechtzeitig für die Wohnungsbauprämie des laufenden Jahres, sollen die neuen Häuser der GeWoGe an Rhein- und Deichstraße fertig sein. Bislang führen Amsel und Drossel
noch ein ungestörtes Familienleben, wenn man mal davon absieht, dass das Kraftwerk Hermann Wenzel für unerwartete Abwechslung sorgte.
16 Eigentumswohnungen und 9 Einfamilienhäuser sollen ab Frühjahr hier gebaut werden. Wegen der direkten Nähe zum Deich rechnet Geschäftsführer Bernhard Brandhorst mit reger Nachfrage.
Die GeWoGe, die als relativ kleines regionales Wohnungsunternehmen 1500 eigene Wohnungen und etliche als Verwalter im Bestand hat, hat viel Geld in den Stadtteil investiert, beklagt aber
Hemmnisse in der Stadtentwicklung. So zankt man sich nun schon seit Jahren um den Abriss der Häuser an der Schillstraße 55 bis 65 mit dem Denkmalschutz. Die Häuser sind Allerweltsbauten und an
Schlichtheit kaum zu übertreffen. Sie unterschieden sich in nichts von Standardbauten der Jahrhundertwende, meinen die Anwälte der GeWoGe. Der Meinung sind auch Kulturausschuss und Meidericher
Bezirksvertretung und stimmten dem Abriss zu.
Lediglich das Denkmalschutzamt hält die Häuser für erhaltenswert und nimmt einen Gutachter als Beleg für die Schutzwürdigkeit. Die Anwälte kämpfen seit vier Jahren mit Argumenten um den Abriss.
Vergebens.
Für die Anwälte ein Beweis, dass es sich hier nicht mehr um Sachfragen sondern um „erhebliches Maß an Rechthaberei" handele.
27.01.2001 - WAZ - GK
Nach dem Unfall müssen Bürger in der Kälte zittern
Kritik an der Schadensregulierung in Laar
Zwischen Versprechen und Wirklichkeit scheinen doch noch Welten zu liegen. Das jedenfalls kritisierten Meidericher Politiker, die von Laarer Bürgern nach dem Unfall um Hilfe gebeten worden
waren.
„Wir bedauern, dass wir Bürger und Mitarbeiter mit dem Unfall in Angst und Schrecken versetzt haben." Wolfgang Ködding und Wolfgang Buchloh von Thyssen Krupp Stahl AG standen der Meidericher
Bezirksvertretung Rede und Antwort zum Kraftwerksunfall. Während sie aber technische Fragen möglichst schnell beantworteten und dabei auf freundlich gesonnene Politiker stießen, war deren Geduld
und Langmut spätestens in dem Augenblick zu Ende, als August Haffner (SPD) von Anwohnern berichtete, die immer noch auf die vollmundig versprochene „schnelle und unbürokratische Hilfe" des
Weltkonzerns warten. Einer Familie, die statt Scheiben immer noch mit Holzbretter in den Fenstern auskommen muss, habe man, so Haffner, nur geraten, doch etwas mehr zu heizen.
Das stand allerdings massiv im Gegensatz zur Darstellung der TKS-Vertreter, die sagten, für die Abwicklung habe die Allianz-Versicherung sogar eigens ein Büro vor Ort.
Einig waren sich indes die Werks- und Volksvertreter, dass es „nur durch ein Wunder" zu nicht mehr Schaden und Menschenopfern gekommen sei. Viel Lob gab es von Ködding für die TKS-Mannschaft, die
in der Krisensituation schnell eingegriffen habe. Die Politiker wiederum bedankten sich bei Bürgern, Polizei und Feuerwehr für ihr umsichtiges Eingreifen.
Einen umfangreichen Fragenkatalog hatte die CDU erarbeitet, auf den TKS detailliert schriftlich antworten will. Auf jeden Fall, so die Firmenvertreter, sei man bis zum Unfall im Kraftwerk Hermann
Wenzel der Meinung gewesen, alles Menschenmögliche getan zu haben, um so etwas zu verhindern. Man wende 30 bis 40 Millionen Mark jährlich auf, um das Kraftwerk technisch in Ordnung zu halten und
zu modernisieren. Deshalb sage auch das Errichtungsdatum (1955 bis 1969) wenig aus. Fest steht, dass auch weiterhin hier Strom erzeugt werden soll, das sind immerhin bis zu 400 Megawatt. Da die
Blöcke selbst nicht betroffen seien, sei auch keine neue Betriebsgenehmigung nötig. Wenn ja, hätte TKS Probleme: Die wäre heute wohl nicht mehr zu bekommen.
Febr. 2001 - TKS Werkszeitung - Met
Glimpflich ausgegangen
Explosion im Kraftwerk Ruhrort
Glimpflich abgelaufen ist die auf fehlerhafte Handhabung zurückzuführende Explosion in Block 4 des TKS-Kraftwerks Hermann Wenzel in Duisburg-Laar: Menschen sind nicht zu Schaden gekommen. Durch
herabstürzende Mauerteile und die Druckwelle der Explosion am 8. Januar sind jedoch 70 Häuser und mehrere Pkw zum Teil erheblich beschädigt worden. Um eine schnelle und unbürokratische Behebung
der Schäden zu gewährleisten, hatte TKS umgehend eine Info-Hotline für geschädigte Bürger eingerichtet. Zusätzlich rasch über ThyssenKrupp Immobilien bereitgestellte Ersatzwohnungen zur
Überbrückung bei gravierenden Schäden haben Geschädigte nicht in Anspruch nehmen müssen.
Bis Ende Januar hat TKS mittels der Hotline rund 325 Schadensfälle aufgenommen, die zur zügigen Bearbeitung und Regulierung an den Sachversicherer weitergeleitet wurden.
Bei einem ökumenischen Gottesdienst in der Laarer St. Ewaldi Kirche am 18. Januar dankte Initiator Pater Patrick dafür, dass Gottes schützende Hand die Menschen bei der Explosion vor Schlimmem
bewahrt habe. Dirk von Mitzlaff, Direktor Vorstandsbereich ThyssenKrupp Stahl, entschuldigte sich im Namen des Unternehmens bei allen Anwohnern des Werks, die durch die Explosion materielle
Schäden erlitten hatten oder in sonstiger Weise durch den Vorfall belästigt wurden: „Wir werden vor der erneuten Inbetriebnahme des Blocks 4 den betroffenen Bürgern die Möglichkeit geben, sich
vor Ort von den Sicherheitsvorkehrungen zu überzeugen."
12.03.2001 - WAZ Duisburg - be
Die Gasleitungen werden nun mit Stickstoff gesichert
Laar: Diskussion um Kraftwerk
Die Explosion im Kraftwerk Hermann Wenzel in Laar hat das Vertrauen der Anwohner tief erschüttert. „Können wir weiter ohne Ängste leben?" Diese Frage richtete der ortsansässige Bürgerverein an
Vertreter der Thyssen Krupp Stahl AG.
Zahlreiche besorgte Bürger hatten sich zur Jahreshauptversammlung der Bürgervereinigung im Pfarrheim Sankt Ewaldi eingefunden. Rede und Antwort standen ihnen Wolfgang Ködding, Direktor des
Technischen Betriebs, Wolfgang Buchloh, Betriebsdirektor des Kraftwerks, und Horst Kemsies, Teamleiter bei Thyssen Krupp Immobilien.
Zum Hintergrund: Im Januar war bei Routine-Arbeiten unter Einsatz von Pressluft-Maschinen durch ein offenes Ventil Sauerstoff in die Koksgasleitungen gelangt. Gegen 19 Uhr führte das explosive
Gasgemisch zu einer Verpuffung im Kesselhaus - zwei Kraftwerksblöcke explodierten. Dabei kam es auch zu Schäden an Privateigentum in unmittelbarer Nähe zum Werk. Betroffen sind 360
Haushalte.
„Es wurden alle Vorkehrungen getroffen, dass es zu so einem Unfall nicht mehr kommen kann", betonte Ködding. Die Sicherheitsmaßnahmen würden nicht nur von TKS-sondern auch von TÜV-Experten
optimiert - nicht nur, was die Arbeitsvorschriften angehe. „Die Gasleitungen werden bei notwendigen Arbeiten nun mit Stickstoff gefüllt", so Ködding. Chemische Reaktionen seien damit
ausgeschlossen.
Was die Schäden an Privateigentum angehe, werde man sich weiterhin um eine unbürokratische Abwicklung bemühen, versprach Buchloh. „Mit dem größten Teil der Eigentümer von TK-Immobilien konnten
wir uns bereits einigen", sagte Horst Kemsies.
Die derzeit laufenden Instandsetzungen würden laut Ködding mit der größtmöglichen Rücksicht durchgeführt. Für etwaige Beschwerden wurde eine Hotline eingerichtet, an die betroffene Anwohner sich
Tag und Nacht wenden können.
12.03.2001 - Meidericher/Laarer Nachrichten - WM
Nord-Rhein-Westfalens First Lady Karin Clement wanderte über den Rheindeich
Während Ministerpräsident Wolfgang Clement in Glasgow Bayer Leverkusen die Daumen zum Titelgewinn drückte, leider ohne Erfolg, eröffnete Ehefrau Karin die traditionelle Wandertour zu Gunsten
sozialer Projekte in Ruhrort auf der Rheinpromenade.
„Misereor" und „Brot für die Welt" sind Mitveranstalter dieser unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten stehenden jährlichen Aktion. Über hundert Mitwanderer, darunter Bürgermeisterin
Monika Busse, die Vorsitzenden der Hilfsorganisationen, viel Lokalprominenz und natürlich eine Menge Polizei und Sicherheitsleute begannen ihren langen Weg Richtung Walsum.
Erster Stop dann auf dem Rheindeich in Höhe Laar. Die Bürgervereinigung Laar begrüßte Karin Clement. Die Vorsitzende Huberta Terlinden überreichte einen Riesenscheck, zu dem auch die
SPD-Ortsgruppe ihr „Scherflein" beigesteuert hatte, wie stolz Ratsherr Kättnis und Bezirksvertreter August Haffner verkündeten. Der Laarer Kinder- und Jugendchor erfreute noch mit einigen
Liedchen die von Frau Clement begeistert mitgesungen wurden. Vor der Laarer Schiffsglocke trug sich die Wanderprominenz dann ins Laarer Gästebuch ein.
Anschließend setzte sich der Tross wieder in Bewegung um die nächsten Kilometer unter die Schuhsohlen zu nehmen. Der Deich gehörte bald wieder einigen spielenden Kindern und Spaziergängern, die
den auf dem Rhein dahin tuckernden Schiffen nachsahen.
16.03.2001 - WAZ Duisburg - be
Entsorger lassen Laar im Glanz erstrahlen
Ein besonderer Anlass krönte die Jahreshauptversammlung der Bürgervereinigung Laar im Gemeindehaus Sankt Ewaldi. Josef Chaloupka und Heinz Ulrich, Mitarbeiter der städtischen Entsorgungsbetriebe,
wurden für ihre Arbeit im Ortsteil ausgezeichnet. Der Vereinsvorsitzende Theo Barkowski würdigte die Gewissenhaftigkeit, mit der Chaloupka und Ulrich ihren Dienst verrichten: „Dank Ihnen
erstrahlt Laar in vollem Glänze. Wir sind froh, dass sie für unseren Ortsteil da sind." Gemeinsam mit der stellvertretenden Vorsitzenden Huberta Terlinden überreichte Barkowski den beiden
Fachkräften eine Urkunde, einen guten Tropfen sowie ein Buch über die Geschichte Laars.
19.04.2001 - WAZ - Annette Kalscheur
Kraftwerk wird leiser
Nach Reparatur bessere Schalldämpfung
Immer noch tanzen Kräne um das Kraftwerk, die blau-weiße Plastikplane als Fassadenersatz bläst der kalte Wind in straffe Beulen. 60 Arbeiter sind bemüht, die Schäden der Explosion im Hermann-Wenzel-Kraftwerk zu beheben.
Im Maschinenhaus merkt man gar nicht mehr, dass es gerummst hat - alle Scherben weg, die Fenster montiert. Auf 170 Metern dröhnen vier grüne Turbinen - groß wie Lokomotiven. 3000 Umdrehungen pro Minute lassen den Boden vibrieren und kitzeln die Füße.
Der Leitstand für Block 4 ist verwaist, eine angebrochene Wasserflasche steht noch herum, Block 3 gegenüber lässt Monitore flimmern, Lämpchen blinken. Schwingungen, Drücke, Temperaturen werden überwacht. Eine dicke Stahltür und zehn Meter Flur trennen den Leitstand von dem Ort, wo die Koksgasleitung durch eine erste Explosion barst. Zum Glück saßen alle an ihren Plätzen.
Ein Aufzug - die faustgroßen Tasten zählen keine Etagen, sondern Acht-Meter-Schritte - fährt auf 42 Meter Höhe. Hier beginnen die dicken Stützen für den Kamin. Der schwere Betonbau hat nichts mitgekriegt, leichtere Gebäudeteile hat die Explosion umgehauen. Tageslicht kriecht dunkel zwischen Bohlen durch blaue Folie.
Die wie Lakritzstangen verbogenen Stahlträger in der Fassade sind inzwischen durch schöne neue gerade Silberlinge ersetzt. Demnächst gehen die Mauer- und Dacharbeiten los. Parallel können dann auch die Anlagenbauer ans Werk gehen und Block 4 reparieren. Vorteil für die Anwohner des Kraftwerks: Im Zuge des Aufbaus wird eine bessere Schalldämmung eingebaut. Die Laarer Silhouette wird sich auch ein wenig ändern. Denn die kupferfarbenen Elektrofilter neben dem Kamin, an denen die Explosion geruckelt hat, hätten aufwendig repariert werden müssen. Seit 1990 werden sie aber gar nicht mehr gebraucht, weil da das letzte Mal Kohle eingesetzt wurde. Also werden jetzt 800 Tonnen Stahl häppchenweise auseinandergeschnitten und abgeseilt.
Durch Versuchsreihen wurde inzwischen die fatale Kettenreaktion rekonstruiert. Demzufolge war ein nicht geschlossener Kugelhahn verantwortlich, durch den Sauerstoff in die Koksgasleitung gedrungen ist. Schuld hatte auch die Mannschaft, die veränderte Messwerte nicht als Gefahrenherd interpretiert, sondern von fehlerhaften Messungen ausging.
Jetzt erst entdeckt wurden Rostablagerungen in Rohrleitungen, die zu einem engeren Querschnitt und damit zu einem höheren Druck bei der Belüftung geführt haben. „Mit neuen Leitungen wäre gar nichts passiert”, erklärt Wolfgang Ködding von TKS. Die fünf Verantwortlichen der Schicht hätten fahrlässig gehandelt und würden eine Ermahnung bekommen. Von der Staatsanwaltschaft sei bis heute keine Anklage ergangen.
Mai 2001 - Ruhrorter Nachrichten
Jahreshauptversammlung der Bürgervereinigung Duisburg-Laar
Im vollbesetzten Saal des Ewaldi-Hauses fand in diesem Jahr die Jahreshauptversammlung der Laarer Bürgervereinigung statt. Wichtiger Tagesordnungspunkt war der Unfall im Hermann-Wenzel-Kraftwerk in Duisburg-Ruhrort am 08. Januar 2001. Das Thema: “Können wir mit unserem Nachbarn Hermann Wenzel weiter ohne Ängste leben”, traf den Nerv der Laarer Bürger. Dazu nahmen die Direktoren, Herr Ködding und Herr Buchloh von der Thyssen-Krupp-Stahl AG in ihren Ausführungen Stellung. Herr Kernsis von der Thyssen-Krupp-Immobilien gab einen Bericht von dem Ausmaß der Schäden und den laufenden Reparaturarbeiten an den Häusern, die bei der Explosion beschädigt wurden. Besonders betroffen von den Folgen der Explosion sind die Kinder, die auch heute noch, einige Wochen nach dem Unfall, bei lauten Geräuschen immer noch zusammenzucken. An diesem Morgen ehrte die Bürgervereinigung besonders zwei Männer Stadtreinigung Duisburg, Herrn Chaloupa und Herrn Ullrich, die in vorbildlicher Weise ihre Arbeit im Stadtteil Laar verrichten und für Sauberkeit sorgen. Ein besonderer Dank richtete sich an die langjährige Kassiererin, Frau Höber, die in ihrem Alter immer noch die Beiträge kassiert. Sie wurde zur Ehrenkassiererin ernannt.
04.05.2001 - WAZ - GK
Feuerwache Laar: Vorschriften verhindern das Sparen
Nach dem Schimmelbefall: Container sind für die nächsten Jahre Heimat der Wehrleute
Kostenvoranschläge reichen nicht, eine Ausschreibung muss sein. Das macht’s teurer: rund 50.000 Mark. Das stellte sich jetzt bei der Vorstellung der neuen, behelfsmäßigen Feuerwache in Laar heraus. Hier sollen die Wehrleute in den nächsten vier Jahren Dienst tun.
Der Raum ist beengt, nicht mehr jeder der 44 Leute, die rund um die Uhr anwesend sein müssen, hat ein eigenes Bett und auch sonst ist alles arg winzig. Der Grund für das Provisorium aus 16 Containern hatte mehr als einmal für Schlagzeilen gesorgt: Wegen Schimmelbefalls war lange Zeit der Keller gesperrt und als dann noch weitere Bereiche des Gebäudes an der Austraße in Laar durch verseucht waren, wurden die Feuerwehrleute reihenweise krank. Als Folge davon wurden die Beamten auf unterschiedliche Räume in der Nähe verteilt.
Die Feuerwehrleute wollten helfen, um erstens schnell zu einem gesunden Arbeitsplatz zu kommen, und zweitens Geld zu sparen. Das Ergebnis einer Recherche war eine Liste mit guten möglichen Lieferanten. Aber sich einen davon auszusuchen, das lassen die Vorschriften nicht zu.
„Bürokratische Fessel” nennt Dr. Peter Greulich die Vorschriften. Es wurde also eine genaue Liste erstellt, was die Container bieten sollen, dann wurden vorschriftsmäßig Firmen öffentlich aufgefordert sich zu beteiligen. Ergebnis: Der billigste Anbieter war um 50.000 Mark teurer (jetzt 570.000 Mark und 130.000 Mark Nebenkosten) als der preisgünstigste Lieferant, den die Wehrleute ermittelt hatten. Der allerdings hatte sich später nicht an der offiziellen Ausschreibung beteiligt. Möglicher Grund: Die Formalitäten sind so kompliziert, dass sich nicht jeder die nötigen Fachkräfte leisten kann. Wie’s nach dem Ende des Provisoriums weitergeht, ist unklar. Am wirtschaftlichsten wäre ein Neubau, der etwa ebenso teuer würde wie die Sanierung. Nur: Ob das Geld dafür irgendwann mal da sein wird, steht noch in den Sternen. Da das Land schon Geld für die zu kleine Homberger Wache zugesagt hat, vermuten Feuerwehrchef Crain und der Dezernent, dass man im Falle Laar dann weniger Entgegenkommen finden wird.
04.07.2001 - WAZ
Aktionstag: Drucken wie zu Gutenbergs Zeiten
Im Kultur- und Stadthistorischen Museum sind derzeit Objekte aus der alten Druckwerkstatt des Laarer Bürgervereins zu sehen.
Am Sonntag, 8. Juli, führen Mitglieder des Bürgervereins in der Zeit von 11 bis 17 Uhr in die Geheimnisse des Buchdrucks ein. Unter dem Motto „Drucken wie zu Gutenbergs Zeiten” ist dies der zweite Aktionstag im Rahmen der Ausstellung „Die Macht der Schrift”. Ergänzt wird die Veranstaltung mit Führungen durch die Ausstellung um 11 und um 15 Uhr.
04.07.2001 - NRZ Duisburg
Einführung in den Buchdruck
Seit Jahren vermittelt die Bürgervereinigung Duisburg-Laar Schülerinnen und Schülern die Technik des Buchdruckes. Am Sonntag, 8. Juli, von 11 bis 17 Uhr führen Mitglieder der Bürgervereinigung
unter Leitung eines ehemaligen Buchdruckers in die Geheimnisse des Buchdrucks zu Gutenbergs Zeiten ein. Dazu hat der Bürgerverein aus seinem Archiv wichtige Objekte in die Ausstellung „Die Macht
der Schrift" des Kultur- und Stadthistorischen Museums gebracht. Hier findet auch die Einführung statt. Ergänzt wird diese Veranstaltung durch zwei Führungen durch die Schau um 11 und 15 Uhr.
23.08.2001 - WAZ/NRZ Duisburg
Auf Gutenbergs Spuren
Laarer im Stadthistorischen Museum
Die Laarer Bürgervereinigung druckt im Stadthistorischen Museum wie zu Gutenbergs Zeiten.
Wie mühsam aber auch faszinierend das Drucken zu Gutenbergs Zeiten war, konnten Mitglieder der Bürgervereinigung Laar kürzlich selbst erleben und auch interessierten Besuchern des Stadt- und
Kunsthistorischen Museums in Duisburg vorstellen.
Vor allem die Kinder waren begeistert: Sie durften ihren Namen aus den Buchstaben des Setzkastens zusammenstellen.
Ihren mit Gutenbergs Technik gedruckten Namen konnten sie anschließend stolz nach Hause tragen.
03.09.2001 - WAZ - Sandra Kowalski
Laar: Wir können auch anders
Das große Integrations-Fest lockte unzählige Besucher in den Stadtteil
Vier auf einen Streich: In Laar feierte man Stadtteilfest, zwei Schulfeste und das Kinderkulturfest auf den Schulhöfen an der Werthstraße.
Bereits zum vierten Mal lockten die Feste unzählige Besucher in den Stadtteil. In einem offenen Arbeitskreis hatte man sich zur Organisation des gelungenen Tags getroffen.
Dietmar Bronder, Schulleiter der Hauptschule an der Werthstraße und Mitorganisator, erklärt die Motivation zum Fest: „Als Laar vor fünf Jahren durch die Aufregungen um den Muezzin-Ruf in Verruf geriet, haben wir gedacht: Wir können auch anders.” Und das hat Laar mit vielen Attraktionen bestens gezeigt.
Die Grundschule und die Hauptschule hatten vor allem für Kinder ein großes Angebot mit vielen Spielen vorbereitet. Beim Kindertrödel konnte man das ein oder andere tolle Spielzeug ergattern.
Viel Spaß gab es natürlich auch mit dem Kinderkarussell. Hoch im Kurs bei den Kids standen die Preise bei „Der heiße Draht”. Wer hier eine ruhige Hand bewies, konnte einen begehrten Teletubbie gewinnen.
Im Mittelpunkt des Festes standen die Darbietungen zum Kinderkulturtag im Rahmen von RuKuDu. Hier stellten Kinder ihr Können auf verschiedenen Gebieten unter Beweis. So zum Beispiel Danny, der die „Titanic”-Melodie auf der Flöte präsentierte oder „Magic Swing”. Im Unterricht hatte die Gruppe am PC selbst Musik zusammengemischt und nun einen Tanz dazu einstudiert. Begeisterten Applaus gab es auch für eine Trommlergruppe. „Die Kinder sollen hier die Chance bekommen, auch mal etwas auszuprobieren. Hier können sie mal Lampenfieber erleben”, so Bronder.
Ein tolles Angebot für Erwachsene gab es auch: die Band „Swinging Werthstraße”, in der auch Bronder aktiv ist. Mit Saxophon, Klavier und Schlagzeug begeisterte sie ihr Publikum mit Jazz und lateinamerikanischen Stücken. „Uns ist vor allem der Integrationscharakter beim Fest wichtig. Wir wollen jede Geschmacksrichtung treffen”, so Bronder.
19.09.2001 - Wochen Anzeiger
Musikalischer Leckerbissen
Einen musikalischen Leckerbissen präsentiert die Bürgervereinigung Duisburg-Laar am Sonntag, 23. September, um 11 Uhr, in der Reihe der Sonntagmorgenkonzerte im Florapark mit der Ruhr-River
Jazzband. Freunde der Jazzmusik sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.
31.12.2001 - WAZ Duisburg
Trauer und Glück im Unglück
Kraftwerks-Unfall
Unglaubliches Glück hatten die Nachbarn des Laarer Thyssen-Kraftwerks: Die gewaltige Explosion im Januar machte die Umgebung zum Trümmerfeld, Fensterscheiben und Autos kamen zu Schaden, aber
Menschen blieben verschont. Der Wiederaufbau dauerte Monate.
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