Der Laarer Junge


Ende des 19. Jahrhunderts, so erzählt die Legende, gab es einen Kapitän, der in Laar wohnte. Jedesmal, wenn er auf Fahrt ging oder von seinen Fahrten nach Ruhrort zurückkehrte, galt sein erster und letzter Blick seinem Sohn, der ihm zuwinkte. Eines Tages jedoch fehlte ihm der vertraute Anblick bei seiner Ankunft – der Sohn war tragischerweise gestorben.

In seiner Trauer ließ der Vater das steinerne Abbild des Jungen anfertigen und auf dem Sims seines Hauses aufstellen. Die Legende erzählt auch, dass einige Bürger nach dem sonntäg-lichen Kirchgang unter der Steinfigur für die Kapitänsfamilie beteten. Bis Mitte der zwanziger Jahre soll dies Brauch gewesen sein

Andere erzählen aber auch eine andere Ge- schichte: ein dank­ba­rer Vater habe die Figur aufgestellt, nachdem sein Sohn sich beim Spielen auf das Dach verirrt habe und von dort in ei­ner dramati­schen Aktion gerettet werden konnte, so hieß es.

Auf jeden Fall winkte der Laarer Junge vom Dach des Hauses Rheinstr. 54 fröhlich den Schiffern zu und wurde ein Wahrzeichen Laars. Anfang 1987 jedoch war das Haus nicht mehr reparabel und musste abgerissen werden. Die Figur wurde vor dem Abriss gerettet und sogar restauriert. Auch das linke Bein, ein Opfer der rauen Witterung, bekam sie zurück. Sie sollte auch wieder aufgestellt werden – allerdings nicht in Laar.

Unmut machte sich unter den Laarern breit und die Bürgervereinigung suchte das Gespräch mit den Eigentümern. Nach einigem Zögern wurde die Statue den Laarer Bürgern überlassen - aber nur unter der Be­din­gung, dass sie einen geeigneten Platz für den steinernen Junge fänden. Die Figur sollte für alle Bürger sichtbar, gleich­zeitig aber vor mutwilliger Be­schädigung geschützt sein.

Zu dieser Zeit war gerade das Haus Deichstr. 50 wegen einer Restaurierung eingerüstet. So erhielt das Dach des Hauses einen Sockel, auf den die 1,50 m große Figur von ei­nem Kranwagen gehievt wurde. Die Laa­rer hatten ihren Jungen wieder. Aus 11 m Höhe grüßt er jetzt wieder mit er­ho­be­ner Hand die Passanten auf dem Rhein­deich, vor allem aber die Schiffer auf dem Rhein. Der Junge hat jetzt einen besseren Platz als zuvor. Und bei Dunkelheit wird er sogar an­gestrahlt.

Die "Frauen in der Binnenschifffahrt e.V." entdeckten den Laarer Jungen und zeigten Fotos in ihrer Zeitschrift Flaschenpost von März 2006. ... und abends wird er angestrahlt, der „LAARER JUNGE“, und winkt und grüßt rund um die Uhr. Wie schön, bemerkt, erwartet, begrüßt zu werden. Ich winke freudig zurück.

In einem Ostergruß an die Bürgervereinigung schrieb Brigitte Stein damals: "Ihr 'Laarer Junge' ist eine echte Liebeserklärung an die Binnenschiffer. Dafür danke ich Ihnen und Ihrem Heimatverein.
Herzlichst, Binnenschifferin B. Stein"