News 1986 - Nachrichten aus Laar


24.01.1986 - Rheinische Post - hch

Wettbewerb für Fenster

Die Bewohner des Bezirks Meiderich/Beeck sollen mit dazu beitragen, ihrem Stadtteil ein schöneres Aussehen zu verschaffen. In den Beratungen zum Haushaltsentwurf machte sich die SPD-Fraktion im Bezirk auch Gedanken darüber, wie die Mittel zur Verschönerung des Ortsbildes (30 000 Mark) sinnvoll ausgegeben werden können. Eingesetzt werden soll dieses Geld in erster Linie für öffentliche Einrichtungen. So wurden in der Vergangenheit zum Beispiel an Plätzen Blumenkübel aufgestellt, an Straßen Bäume gepflanzt oder ähnliches. Die SPD-Fraktion möchte nun erreichen, dass ein Teil der Summe auch von Privat genutzt werden kann. Eine entsprechende Änderung in den Vorschriften wird sie in der kommenden Sitzung der Bezirksvertretung beantragen. Sie plant, einen Wettbewerb auszuschreiben, der sich in erster Linie an Anlieger von Durchgangsstraßen wendet, an denen herkömmliche Begrünungsaktionen nicht möglich sind. Mit diesem Wettbewerb sollen die Anwohner aufgefordert werden, sich Gedanken darüber zu machen, wie sie ihre Fenster gestalten können. „An Gardinen hatten wir dabei aber nicht gedacht", sagt Fraktionssprecher Uwe Linsen. Doch vielleicht sei es möglich, dass sich der eine oder andere entschließt, Blumenkästen an den Fenstern zur Straßenfront anzubringen. „Das könnte doch schon Farbe ins Stadtbild bringen", meint Linsen. Er ist davon überzeugt, dass den Bürgern sicherlich viele gute Ideen einfallen. Die Vorschläge sollen dann von einer kleinen Kommission aus Mitgliedern der Bezirksvertretung bewertet und teilweise realisiert werden. „Wir haben nicht vor, die gesamte Summe zur Verschönerung des Ortsbildes dafür auszugeben. Aber mit 10 000 oder 15 000 Mark kann man doch bestimmt schon einiges erreichen." Die Bürger der infrage kommenden Straßen sollen rechtzeitig einzeln angeschrieben und auf den Wettbewerb aufmerksam gemacht werden, der nach Überlegungen der SPD-Bezirksfraktion schon in diesem Jahr anlaufen könnte.


20.02.1986 - WAZ

Sparkommission:
Der „Rotstift" regiert auch bei Freibädern

Um den städtischen Haushalt nicht noch weiter zu belasten, regiert der Rotstift noch stärker als ursprünglich erwartet, wenn es nach der „Sparkommission" geht, deren Konzept gestern im Arbeitskreis Sport der SPD beraten wurde. Danach erwartet die Bürger nicht nur die Schließung von drei Hallenbädern, sondern gleichzeitig auch die Streichung von Lehrschwimmbecken sowie die Überführung von drei Freibädern in andere Verwaltungsformen.

Nach dem vorliegenden Papier der Kommission sollen die Hallenbäder an der Prinzenstraße in Walsum, an der Heerstraße und das Ruhrorter Bad „gestrichen" werden. Die Lehrschwimmbecken Unter den Kastanien, Ottostraße, Lange Kamp und Hoher Weg sollen gleichfalls nicht mehr weiterbetrieben werden.

Betroffen von den Sparmaßnahmen sind auch drei Freibäder. So wird am Kruppsee bereits mit einem Anliegerverein zwecks Übernahme verhandelt. Das Bad an der Sechs-Seen-Platte soll in Zusammenarbeit mit der DLRG nur noch zu bestimmten Zeiten geöffnet werden. Und das Schwelgern-Bad in Hamborn soll zu einer Freizeitanlage mit Wasserspaß umgestaltet werden.

Konkrete Zeitabläufe sind noch nicht vorgeschrieben. Klar ist aber, dass der Rat wahrscheinlich erst im Juli - solange dauern die Beratungen in den jeweiligen Gremien wohl an - endgültig entscheiden wird.


21.02.1986 - WAZ - rei

Trotz Schließung: „Goldener Plan" zu 150 Prozent erfüllt
SPD-Bäderkonzept: Beratungen sind noch nicht abgeschlossen

Das frisch ausgearbeitete „SPD-Bäderkonzept" sorgt schon kurz nach seinem Bekanntwerden (die WAZ berichtete bereits gestern ausführlich) für einigen Ärger. Die CDU fühlt sich „übergangen". Sie vermutet, dass mit dem SPD-Konzept politisch bereits alle Würfel gefallen sind, bevor überhaupt die öffentliche Beratung über die Bühne gehen konnte. SPD-Fraktionschef Ernst Ermert stellt demgegenüber klar: „Mit dem Konzept sind keine endgültigen Beschlüsse verbunden. Es wird noch ausführlich in den nächsten Monaten beraten."

Dass angesichts eines Millionen-Lochs im Haushalt der Rotstift nicht an den teueren Bädern in der Stadt vorbeigehen kann, ist allen in der SPD klar. Doch wo er konkret ansetzen muss, beriet seit Dezember eine mehrköpfige Arbeitsgruppe. SPD-Ratsfrau Bärbel Zieling: „Im Vergleich mit anderen Städten haben wir in Duisburg ein deutliches „Überangebot". Während Essen beispielsweise 12 Mio DM pro Jahr für seine Bäder ausgibt, sind es hier 18 Mio DM. Unser Ziel muss es sein, ohne Härten für den Bürger die Essener Werte zu erreichen."

Von drei Überlegungen geht das SPD-Konzept aus, dass die Schließung von drei Hallenbädern (Heerstraße, Ruhrort, Prinzenstraße), vier Lehrschwimmbecken, aller fünf Reinigungsbäder und die Aufgabe der Freibäder Sechs-Seen-Platte, Schwelgern und Kruppsee vorsieht.

Erstens: Das Angebot müsse weiter „flächendeckend" bleiben. Die Folge: Trotz reduziertem Angebot wird auch in Zukunft kein Bürger weiter als drei Kilometer von einem Bad entfernt wohnen. Zweitens: Schwimmvereine sollen ihre Nutzungszeiten behalten. Drittens: Auch Schulen sollen wie bisher ihren Schwimmunterricht durchführen können.

Folgender Zeitplan schwebt der SPD vor: Bis April beraten die SPD-Bezirksvertreter. Im Mai hat noch einmal die Arbeitsgruppe und die Ratsfraktion das Wort. Nach dem Ratsbeschluss im Juni könnte man ab Herbst an die Umsetzung gehen. Der volle Einspareffekt würde 1987 einsetzen.

SPD-Ratsherr Alfred Bolland garantiert, dass auch in Zukunft die Stadt noch immer über ein überdurchschnittliches Bäderangebot verfügen wird: „Den „Goldenen Plan" der „Deutschen olympischen Gesellschaft" wird Duisburg sogar zu 150 (!) Prozent erfüllen."


27.02.1986 - WAZ - chris

CDU kämpft um Gymnasium:
Aufbau-Schule nach Ruhrort verlagern
Dem Hallenbad nicht nachtrauern

... Dagegen scheint es den Christdemokraten weniger auszumachen, dass das Hallenbad an der Apostelstraße - baulich aus der gleichen Ära wie das Gymnasium stammend - aufgegeben werden soll. (Der Hornberger CDU-Ratsherr) Günter Pohl „tut noch einen drauf": „Man sollte überlegen, ob nicht statt drei Hallenbädern fünf dichtgemacht werden, um dann die Ersparnisse zur Modernisierung der übrigen Bäder zu verwenden".


01.03.1986 - WAZ

Einstimmige Resolutionen:
Ruhrorter SPD will Hallenbad behalten
Gymnasium zu Gesamtschule machen

Im Gebäude des Ruhrorter Käthe-Kollwitz-Gymnasiums ist eine Gesamtschule mit Sekundarstufe II einzurichten, das Hallenbad an der Apostelstraße ist bei Änderung der Besuchszeiten sowie einer Vorlage eines Nutzungskonzeptes zur Rückerlangung der Besucherzahlen zu erhalten. Das fordert in einstimmig auf der Jahreshauptversammlung verabschiedeten Resolutionen die SPD in Ruhrort.

... Während die Ruhrorter CDU noch vor wenigen Tagen sich mit der Schließung des Hallenbades einverstanden erklärte, sind die Sozialdemokraten der Meinung, dass die schlechten Besucherzahlen aus einer Änderung der Öffnungszeiten herrühren. Sonst weise nur ein Duisburger Hallenbad bessere Zahlen auf, wenn es um den Vergleich von Kosten pro Betriebsstunden und Deckungsgrad gehe.


06.03.1986 - Stadt Panorama

SPD Ruhrort geht auf Gegenkurs zum Verwaltungskonzept
"Besucherzahlen sprechen gegen Schließung unseres Hallenbades"

Die SPD Ruhrort fordert den Erhalt des Ruhrorter Hallenbades, Änderung der Öffnungszeiten sowie die Vorlage eines Nutzungskonzeptes zur Rückerlangung der Besucherzahlen. Trotz seines hohen Alters liegt das Ruhrorter Hallenbad mit seinen Kosten pro Betriebs- und Öffnungsstunde und seinem Deckungsgrad so günstig, dass nur ein Hallenbad bessere Zahlen aufweist.

1982 lag das Ruhrorter Hallenbad mit seinen Besucherzahlen an sechster Stelle von 13 aufgeführten Bädern. Durch Änderung der Öffnungszeiten sowie Schließung der Halle 2 musste das Ruhrorter Bad einen Besucherverlust um fast 50 Prozent hinnehmen.

Heute ist es den meisten Berufstätigen nicht mehr möglich, Schwimmzeiten in Ruhrort in Anspruch zu nehmen, da das Bad bereits um 18 Uhr seine Pforten schließt. Lediglich Vereine können das Bad nach diesem Zeitpunkt noch nutzen. Durch diese Schließungszeiten verringern sich natürlich auch die Besucherzahlen vor 18 Uhr.

Die in der Vergangenheit immer wieder geforderten Investitionen, unter anderem Einbau einer Sauna sowie Vorlage eines Nutzungskonzeptes sind nicht erfolgt. Unverständlich erscheint es der SPD auch, dass jetzt auf einmal eine Dachreparatur vorgenommen werden muss, obwohl in der Vergangenheit hiervon nie die Rede war.

Da das Gebäude demnächst unter Denkmalschutz gestellt wird, hält es die SPD für sinnvoll, die ja dann auf jeden Fall anfallenden Kosten in ein benutztes Gebäude zu investieren.

Auch die Berücksichtigung der schlechten Verkehrsverbindungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu anderen Bädern sprechen für die Erhaltung des Hallenbades, insbesondere, da selbst die heutigen Besucherzahlen noch besser sind als die eines benachbarten neu errichteten Hallenbades.


12.03.1986 - Wochenanzeiger

Laarer Bürgerverein zum Thema Hallenbad

Unruhe unter der Laarer und der Ruhrorter Bevölkerung, die durch Pläne ausgelöst wurde, im Zuge der Sparmaßnahmen zum städtischen Haushalt auch das Hallenbad Apostelstraße zu schließen, und, wie die Rheinische Post berichtet, das Gebäude abzureißen, veranlasste auch den Vorstand der Bürgervereinigung Laar, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen.

„Die finanziellen Zwänge dieser Überlegung sind einleuchtend. Es sollte jedoch, bevor diese Entscheidungen getroffen werden, den Verantwortlichen eine Denkpause verordnet werden, damit voreilige Beschlüsse nicht später bereut werden müssen. Vor 20 Jahren wurde mit der Sanierungssünde in Ruhrort begonnen, wie wir heute erkennen, ein nie wieder gutzumachender Fehler. Die heutigen Stadtplaner sollten, wie wir meinen, aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben. Sie sollten auch nicht den kleinsten Gedanken daran verschwenden, solche repräsentativen Gebäude aus der Gründerzeit wie das über 75 Jahre alte Gebäude der Badeanstalt, das nach unserem Empfinden längst unter Denkmalschutz stehen müsste, abzureißen. Sie zerstören damit die von vielen Politikern beschworene Urbanität unserer Stadt und erleichtern in diesem Zuge den Abwanderungswilligen ihren Entschluss.

Aber auch die Pläne zur Einstellung des Badebetriebes stoßen auf unser Unverständnis. Besucherzahlen als Maßstab der Unrentabilität anzugeben oder sie in Relation zu anderen Bädern zu setzen, ist falsch. Die Besucherzahlen im Bad an der Apostelstraße sind natürlich zurückgegangen, als vor Jahren die Öffnungszeiten drastisch reduziert und die Zeiten vor allem für öffentliches Baden auf ein Minimum gebracht wurden. Für Berufstätige liegen diese Zeiten besonders ungünstig. Dazu wurde vor circa 3 Jahren die bis dahin gut frequentierte zweite Halle geschlossen. Diese damals auch aus Ersparnisgründen vollzogene Schließung traf vor allem ältere Bürger und jene, die etwas gemächlicher ihre Bahnen ziehen wollten. Unsere Vorstöße bei der Verwaltung, diese Maßnahme rückgängig zu machen, blieben erfolglos, für die Bürgervereinigung Laar Grund genug, sich beim Oberbürgermeister und der Verwaltung für eine anderweitige Nutzung der Halle, etwa als Mehrzweckhalle, einzusetzen.

Heute appelliert die Bürgervereinigung Laar eindringlich an alle Verantwortlichen, Planungsfehler der Vergangenheit nicht mit der Schließung und dem Abriss des Hallenbades an der Apostelstraße zu krönen, vielmehr durch andere Maßnahmen die Attraktivität dieses Bades zu heben. Dazu gehört auch eine vernünftige Regelung der Öffnungszeiten, die es sowohl den Sportvereinen als auch der Bevölkerung erlaubt, ihrem Hobby nachzugehen."


12.03.1986 - Wochenanzeiger

Ruhrorter SPD fordert:
Hallenbad muss erhalten bleiben

Die SPD Ruhrort fordert den Erhalt des Ruhrorter Hallenbades, Änderung der Öffnungszeiten sowie die Vorlage eines Nutzungskonzeptes zur Rückerlangung der Besucherzahlen. Trotz seines hohen Alters, so die SPD, liege das Ruhrorter Hallenbad mit seinen Kosten pro Betriebs- und Öffnungsstunde und seinem Deckungsgrad so günstig, dass nur ein Hallenbad bessere Zahlen aufweist.

1982 lag das Ruhrorter Hallenbad mit seinen Besucherzahlen an 6. Stelle von 13 aufgeführten Bädern. Durch Änderung der Öffnungszeiten sowie Schließung der Halle 2 musste das Ruhrorter Bad einen Besucherverlust um fast 50 Prozent hinnehmen.

Heute ist es den meisten Berufstätigen nicht mehr möglich, Schwimmzeiten in Ruhrort in Anspruch zu nehmen, da das Bad bereits um 18 Uhr seine Pforten schließt. Lediglich Vereine können das Bad nach diesem Zeitpunkt noch nutzen. Durch diese Schließungszeiten verringern sich natürlich auch die Besucherzahlen vor 18 Uhr.

Die in der Vergangenheit immer wieder geforderten Investitionen u.a. Einbau einer Sauna sowie Vorlage eines Nutzungskonzeptes seien bisher nicht erfolgt.

Unverständlich erscheint es den Ruhrorter Sozialdemokraten auch, dass jetzt auf einmal eine Dachreparatur vorgenommen werden muss, obwohl in der Vergangenheit hiervon nie die Rede gewesen sei. Da das Gebäude demnächst unter Denkmalschutz gestellt wird, hält es die SPD für sinnvoll, die ja dann auf jeden Fall anfallenden Kosten in ein benutztes Gebäude zu investieren.

Auch die Berücksichtigung der schlechten Verkehrsverbindungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu anderen Bädern sprächen für die Erhaltung des Hallenbades, insbesondere deshalb, da selbst die heutigen Besucherzahlen noch besser seien, als die eines benachbarten, neu errichteten Hallenbades.


13.03.1986 - WAZ/NRZ Nord

Bürgervereinigung Laar gegen Schließung Hallenbad:
„Denkpause für Verantwortliche"

Unruhe unter der Laarer und der Ruhrorter Bevölkerung, die durch Pläne ausgelöst wurde, im Zuge der Sparmaßnahmen zum städtischen Haushalt auch das Hallenbad Apostelstraße zu schließen. Das veranlasste auch den Vorstand der Bürgervereinigung Laar, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen. ,,Den Verantwortlichen sollte eine Denkpause verordnet werden, heißt es bei der Bürgervereinigung und: „Sie sollten auch nicht den kleinsten Gedanken daran verschwenden, solche repräsentativen Gebäude aus der Gründerzeit wie das über 75 Jahre alte Gebäude der Badeanstalt, das nach unserem Empfinden längst unter Denkmalschutz stehen müsste, abzureißen."

Auch die Pläne zur Einstellung des Badebetriebes stoßen auf Unverständnis. Die Besucherzahlen im Bad an der Apostelstraße seien zurückgegangen, „als vor Jahren die Öffnungszeiten drastisch reduziert und die Zeiten vor allem für öffentliches Baden auf ein Minimum gebracht wurden".


19.03.1986 - Stadt Panorama

Leserbrief

Zu einer eventuellen Schließung des Hallenbades an der Apostelstraße in Ruhrort im Zuge der Sparmaßnahmen schreibt uns der Vorstand der Bürgervereinigung Laar wie folgt:

"Die finanziellen Zwänge dieser Überlegung sind einleuchtend. Es sollte jedoch, bevor diese Entscheidungen getroffen werden, den Verantwortlichen eine Denkpause verordnet werden, damit voreilige Beschlüsse nicht später bereut werden müssen. Vor 20 Jahren wurde mit der Sanierungssünde in Ruhrort begonnen, wie wir heute erkennen, ein nie wieder gutzumachender Fehler:

Die heutigen Stadtplaner sollten, wie wir meinen, aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben. Sie sollten auch nicht den kleinsten Gedanken daran verschwenden, solche repräsentativen Gebäude aus der Gründerzeit wie das über 75 Jahre alte Gebäude der Badeanstalt, das nach unserem Empfinden längst unter Denkmalschutz stehen müsste, abzureißen. Sie zerstören damit die von vielen Politikern beschworene Urbanität unserer Stadt und erleichtern in diesem Zuge den Abwanderungswilligen ihren Entschluss.

Aber auch die Pläne zur Einstellung des Badebetriebes stoßen auf unser Unverständnis. Besucherzahlen als Maßstab der Unrentabilität anzugeben oder sie in Relation zu anderen Bädern zu setzen ist falsch. Die Besucherzahlen im Bad an der Apostelstraße sind natürlich zurückgegangen, als vor Jahren die Öffnungszeiten drastisch reduziert und die Zeiten vor allem für öffentliches Baden auf ein Minimum gebracht wurden.

Für Berufstätige liegen diese Zeiten besonders ungünstig. Dazu wurde vor zirka drei Jahren die bis dahin gut frequentierte zweite Halle geschlossen. Diese damals auch aus Ersparnisgründen vollzogene Schließung traf vor allem ältere Bürger und jene, die etwas gemächlicher ihre Bahnen ziehen wollten.

Unsere Vorstöße bei der Verwaltung, diese Maßnahme rückgängig zu machen, blieben erfolglos, für die Bürgervereinigung Laar Grund genug, sich beim Oberbürgermeister und der Verwaltung für eine anderweitige Nutzung der Halle, etwa als Mehrzweckhalle, einzusetzen.

Heute appelliert die Bürgervereinigung Laar eindringlich an alle Verantwortlichen, Planungsfehler der Vergangenheit nicht mit der Schließung und dem Abriss des Hallenbades an der Apostelstraße zu krönen, vielmehr durch andere Maßnahmen die Attraktivität dieses Bades zu heben. Dazu gehört auch eine vernünftige Regelung der Öffnungszeiten, die es sowohl den Sportvereinen als auch der Bevölkerung erlaubt, ihrem Hobby nachzugehen."


14.04.1986 - Rheinische Post - dill

Forderung der Laarer Bürgervereinigung
„Ruhrorter Hallenbad muss erhalten bleiben"

Die Schließung des Ruhrorter Hallenbades verhindern möchte der Bürgerverein Laar. Auf der Jahreshauptversammlung unterstrichen die 120 Besucher gestern erneut die Forderung, das 1910 erbaute Schwimmbad zu erhalten. Schon vor einiger Zeit hatten die Laarer Denkmalschutz für das alte Gebäude an der Apostelstraße beantragt. Bei allem Verständnis für den Sparzwang sei jedoch die Schließung des Bades nicht zu vertreten, meinte Geschäftsführer Günter Rubbert. Vielmehr sollte die Stadt Maßnahmen ergreifen, die die Attraktivität des Schwimmbades erhöhten, forderte er auf der Versammlung im Laarer Jugendheim. Unterstützt werde der Laarer Bürgerverein in seinen Bemühungen zur Erhaltung des Schwimmbades durch die SPD, erklärte Rubbert. So habe SPD-Ratsherr Dietrich Fischdick den Laarern Hilfe zugesagt. Innerhalb der SPD habe sich zudem, so Fischdick, eine Arbeitsgruppe gegründet, die Möglichkeiten der Erhaltung prüft.

Zügig und ohne besondere Vorkommnisse lief die Jahreshauptversammlung ab. Bis auf den Schriftführer, der auf eigenen Wunsch aus dem Amt schied, wurde der gesamte Vorstand wiedergewählt. In sein 26. Jahr als Vorsitzender geht damit Theo Barkowski, der auch als „heimlicher Bürgermeister" von Laar gilt. Kaum weniger lange im Amt des Geschäftsführers ist Günter Rubbert, der im Laufe der jetzt begonnenen Periode sein 25jähriges Jubiläum feiern wird.

Zu zahlreichen Veranstaltungen lädt auch in diesem Jahr wieder die Bürgervereinigung Laar ein. Eine Sonntagsmatinee findet am 4. Mai statt. Unter der Überschrift „Die Ruhr als Sprachgrenze" werden sich im Schifffahrtsmuseum in Ruhrort Hans Weidenbruch und zwei Mitglieder des Laarer Bürgervereins auf Duisburger Platt unterhalten. Angekündigt wurden auch schon die beliebten Sonntagskonzerte im Floragarten. Das erste Konzert findet am Sonntag, 4. Mai statt.


15.04.1986 - WAZ - mß

Laarer Bürgerverein bestätigt Barkowski

Gut besucht war die Jahreshauptversammlung der Bürgervereinigung Laar. Mit Ausnahme des Schriftführers, der sein Amt zur Verfügung stellte, wurde der gesamte Vorstand wiedergewählt. Wichtigstes Diskussionsthema war die Zukunft des Ruhrorter Hallenbades.

Theo Barkowski, alter und neuer Vorsitzender des Bürgervereins, warf der SPD-Mehrheitsfraktion vor, zu spät Sparmaßnahmen eingeleitet zu haben. Er verlangte, dass die Stadt Duisburg an anderen Stellen, wie zum Beispiel beim U-Bahn-Bau und „den übergroßen Plakaten" zur Ankündigung von kulturellen Veranstaltungen, sparen müsse. Der anwesende SPD-Ratsherr Dieter Fischdick teilte mit, die Laarer und Ruhrorter SPD suche derzeit nach Wegen, die Badeanstalt erhalten zu können. Die Vorwürfe zur Haushaltspolitik wies er zurück: Die Stadt spare bereits seit 1976 und die U-Bahn werde zu mehr als 90 vH von Bund und Land finanziert.


01.05.1986 - WAZ - ka

Schriftliches Urteil fehlt noch
Rheinbrücken-Bau wieder verschoben
Jetzt soll im Herbst begonnen werden

Der Baubeginn der Autobahnbrücke über den Rhein zwischen Beeckerwerth und Baerl im Zuge des Emscherschnellwegs (A 42) verzögert sich weiter bis in den Herbst. Die Behörden können offiziell der Firmengruppe, die als preiswerteste mit dem Bau des Millionenbauwerks bereits ermittelt wurde, offiziell den Zuschlag immer noch nicht geben. Der Grund: Das im Dezember vorigen Jahres vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster mündlich verkündete Urteil, das die Einsprüche gegen den Bau dieser Brücke ohne Revisionszulassung abwies, liegt den Gerichtsparteien in schriftlicher Form immer noch nicht vor.

Diese Gründe wurden aus dem Düsseldorfer Ministerium für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr dafür genannt, warum es mit dem Brückenschlag immer noch nicht weiter geht.

In Düsseldorf vertritt man die Auffassung, dass die Bedenken von Bürgern gegen den Brückenbau auch über die rechtlich noch mögliche Beschwerde wegen Versagung der Revision kaum Aussicht auf Erfolg haben dürften.

Dort schließt man auch nicht mehr die rechtliche Anwendung des Instrumentes einer „sofortigen Vollziehung" des Brückenschlags aus und sieht bei aller Zeitverzögerung dennoch zuversichtlich in die Zukunft.

Doch den Namen der mit dem Bau der Brücke betrauten Firmengruppe will sie erst dann öffentlich bekannt geben, wenn einen Monat nach Eingang der schriftlichen Urteilsbegründung aus Münster die Einspruchsfrist für eine Beschwerde verstrichen ist.

Vor Juli/August wird das Urteil wohl kaum den Parteien schriftlich zugeschickt werden können, ließ gestern die Pressestelle des Oberverwaltungsgerichtes verlauten. Das sei zwar sehr bedauerlich, aber nicht zu ändern, da einmal der Berichterstatter in dem Verfahren zwischenzeitlich erkrankt war und außerdem die schriftliche Fixierung des sich vorwiegend auf Gutachten stützende Urteil wegen der vielen Berechnungen recht kompliziert sei.

Über die so verursachte Zeitverzögerung zeigt man sich in Düsseldorf nicht all zu glücklich. Schließlich müsse die bereits inoffiziell mit dem Bau der Brücke beauftragte Firmengruppe um Submissionsverlängerung gebeten werden. Das heißt, sie muss auch noch im Herbst zu einer Kalkulation stehen, die sie für das Frühjahr bereits abgegeben hat.


22.05.1986 - WAZ - kajo SPD-Fraktion legt Konzept vor:
Bad-Schließungen entlasten die Stadt um sechs Mio DM
Keine Chance mehr für die Heerstraße

Mit Ende der Freibadesaison werden Anfang September die Hallenbäder in Ruhrort, in Walsum, an der Heerstraße und die fünf städtischen Reinigungsbäder ihre Pforten schließen. Das Bad in Neuenkamp bleibt geöffnet. Die Kosten für den Betrieb des Wolfssees werden nicht mehr aus städtischer Kasse finanziert. Diese Beschlüsse fasste gestern die SPD-Ratsfraktion mit großer Mehrheit. Mit 6,4 Mio DM jährlich wird der Etat durch das Sparprogramm entlastet. Dadurch verringert sich der städtische Zuschuss auf etwa 12 Mio DM.

Der „Goldene Plan", den die olympische Gesellschaft als Versorgungsmaßstab für städtische Bürger vor Jahren aufgestellt hat, wird in Duisburg auch nach den Schließungen um 50 vH übertroffen. Niemand - so versicherte Fraktionsvorsitzender Ernst Ermert - werde weiter als 3 Kilometer Luftlinie vom nächsten Bad entfernt sein: „Der Sport muss keine Einschränkungen seiner Schwimmzeiten hinnehmen, die Schulschwimmzeiten sind auf ein Angebot reduziert worden, das 100 vH der Pflicht-Schwimmstunden garantiert."

Der bauliche Zustand und die zu erwartende Höhe der Renovierung gaben den Ausschlag für die Schließungen der Bäder in Ruhrort und an der Heerstraße. Das Bad am Rande der Innenstadt hätte nach SPD-Einschätzung vier bis fünf Mio DM an Renovierungskosten verschlungen. Die eigens eingesetzte „Spargruppe" der Fraktion hatte nach einer Bäderbereisung ihr Konzept erarbeitet.

In „Spaßbäder" sollen die Hallenbäder Süd und in Meiderich umgewandelt werden. Das „reine Bahnenziehen" werde mehr und mehr vom Wunsch nach zusätzlichem Aktionsangebot verdrängt. Ein Trostpflaster wollen die Sozialdemokraten den Hochfeldern bereithalten. Vorausgesetzt, die DVG lässt mit sich reden, sollen die Hochfelder per Kurzstreckentarif ins nächste offene Bad befördert werden.


22.05.1986 - WAZ - lü

Hallenbäder:
SPD: Ruhrort und Walsum schließen
SPD-Ratsfraktion fasste Beschlüsse

Die Hallenbäder in Ruhrort und in Walsum an der Prinzenstraße sollten geschlossen werden, das Schwelgernbad könne bestehen bleiben. Diese und weitere Beschlüsse fasste die SPD-Ratsfraktion der Stadt gestern in einer Sitzung. Die Vorschläge werden in den nächsten Wochen den Ausschüssen und schließlich dem Rat vorgelegt. Danach wären auch im Norden drei Lehrschwimmbecken und drei Reinigungsbäder (Walsum, Ruhrort und Hamborn) von Schließung betroffen.

Wegen des Alters, miserablen baulichen Zustands und zu hoher Investitionskosten schlägt die SPD die Schließung der beiden Hallenbäder in Ruhrort und Walsum vor. Der bereits von der Hamborner SPD vorgeschlagenen Lösung für das Schwelgernbad stimmte die SPD-Ratsfraktion zu, so dass danach das Freibad drei Monate im Jahr geöffnet ist, in dieser Zeit das Hamborner Hallenbad allerdings für Bürger geschlossen bleibt.

In vollem Umfang wie bisher soll der Vereinssport in den Hallenbädern möglich sein, so Fraktionsvorsitzender Ernst Ermert. Für Meiderich würde das bedeuten, dass das Hallenbad an der Borkhoferstraße montags für Bürger geschlossen ist.

Entgegen dem Bäderkonzept der Verwaltung, das die Schließung von fünf Lehrschwimmbecken im Norden beinhaltet, schlägt die SPD vor, zwei dieser Becken - in Wehofen und an der Heisterbacher Straße in Beeckerwerth - beizubehalten. Geschlossen werden sollten jedoch die Becken in der Schule Hoher Weg in Meiderich, Schule Lange Kamp in Beeck und an der Ottostraße in Hamborn.

Damit könnten, so Bärbel Zieling, stellvertretende Fraktionsvorsitzende, die Schwimmpflichtstunden der Schulen noch immer voll erfüllt werden. Und „Ausweichmöglichkeiten in Meiderich gibt es im Hallenbad in Beeck", fügte Ratsherr Alfred Bolland hinzu.


22.05.1986 - Rheinische Post

Hallenbad

Völlig unverständlich ist es dem F.D.P.-Ortsverein Ruhrort/-Homberg, dass die SPD-Ratsfraktion die Schließung des Ruhrorter Hallenbads vorschlägt. Denn, verglichen mit anderen Bädern, seien die betriebswirtschaftlichen Kosten dieses Hallenbads recht niedrig. Außerdem, so die F.D.P., sei die Frage des Denkmalschutzes für das Gebäude noch nicht geklärt. Sollte eine Unterschutzstellung beschlossen werden, wäre der durch die Schließung beabsichtigte Spareffekt hinfällig, da die Erhaltung dann wiederum Kosten verursachen würde.


14.06.1986 - WAZ

Leserbrief:

Hallenbad Ruhrort:
„Ruhrorter SPD stimmte mit der CDU"

Betr.: Denkmalschutz für Hallenbad Ruhrort wird geprüft.

Mit Verwunderung nehme ich die Äußerung von Friedel Hausmann, Vors. der SPD-Bezirksfraktion Homberg/Ruhrort/Baerl, zur Kenntnis, dass die Bezirksvertretung Homberg/Ruhrort/Baerl dem Bäderkonzept der Verwaltung zugestimmt haben soll.

Nach der Diskussion über den Erhalt des Ruhrorter Bades, bei der sich die SPD-Fraktion gegenüber den Argumenten der CDU total verschloss, ergab die Abstimmung nämlich ein Patt von 8:8 Stimmen, da die Ruhrorter SPD-Vertreter nicht mitzogen und gegen die Schließung mit der CDU votierten.

Dadurch war das Konzept zumindest innerhalb des Bezirkes abgelehnt. Für die Schließung stimmten somit nur Hombergs Bezirksvertreter der SPD und nicht die gesamte Bezirksvertretung. Was die Unterschutz-Stellung nach dem DSchG angeht, muss festgehalten werden, dass dies einstimmig beschlossen wurde, da ein weiteres Ausbluten des Ruhrorter Stadtteils verhindert werden sollte. Wenn Herr Hausmann nun auch hiervon am liebsten abweichen würde, so wird dadurch das Interesse der SPD-Faktion an dem „alten Ruhrort" mehr als deutlich. Nicht zuletzt ist er und seine Fraktion federführend bei der Vernichtung der bestehenden und bewährten Schulformen in Ruhrort. Eine eventuelle Schließung von Eduard-Carp-Schule und Käthe-Kollwitz-Gymnasium geht daher auch auf das Konto der Hornberger SPD-Fraktion.

Die CDU wird alles unternehmen, dass Ruhrort das behält, was es heute noch lebens- und liebenswert macht, egal ob Bad oder Schule.

Paul Schmitz, CDU-Fraktionsvorsitzender, Homberg/Ruhrort/Baerl


19.05.1986 - WAZ

Schließung

Auch im Ruhrorter Bürgerverein herrscht die Meinung vor, dass das Hallenbad an der Apostelstraße „in jedem Fall zu erhalten ist". Bekanntlich sehen Sparpläne der Verwaltung vor, neben anderen Bädern auch das Ruhrorter zu schließen. Bei der letzten Zusammenkunft des Bürgerverein-Vorstandes wurden zusammen mit Bezirksvertretern der SPD und CDU Zahlenwerke gewälzt: Mit einem Zuschussbedarf von 529 000 Mark erwirtschaftet der Bad an der Apostelstraße einen Deckungsgrad von 23 vH, eine Öffnungsstunde kostete danach 177,24 DM, pro Besucher war ein Zuschuss von 9,08 DM notwendig. Dies wiederum liegt nach Meinung der Versammelten an den veränderten Öffnungszeiten, „die es einem normalen Bürger nicht möglich machen, das Bad zu nutzen". Auch die von der Verwaltung angeführten Investitionskosten von 520000 Mark seien „maßlos überhöht". Pikant an dieser Nachricht ist hingegen, dass sie unter dem Namen des Bürgervereins-Vorsitzenden Ernst Jacobs verbreitet wurde. Jacobs sitzt für die CDU in der Homberg-Ruhrorter Bezirksvertretung, seiner Fraktion steht der Ruhrorter Paul Schmitz vor, der wiederum mit dem Homberger CDU-Ratsherrn Günter Pohl noch vor einigen Wochen der Meinung war, dass die Schließung durchaus zu verkraften wäre.


25.06.1986 - Rheinische Post - Hildegard Chudobba

„Tempo „30" auf der Deichstraße in Laar
Anwohner sind zufrieden

Im Duisburger Stadtgebiet sind die Wohnungen mit unverbautem Rheinblick rar. Zu den Ausnahmen gehört die Deichstraße in Laar. Wer in den Häusern an dieser Straße in einer Wohnung lebt, allerdings mindestens in der ersten Etage, schaut nicht nur auf den Rheindeich sondern auch auf den Strom mit seinem breiten, begrünten Vorland. Trotz dieser begehrten Lage klagten die Anwohner der Deichstraße in der Vergangenheit immer mehr über unzumutbare Verkehrsbelastung. Seit dem ersten Mai scheint eine Besserung eingetreten zu sein. Seit dieser Zeit geben Tempo-30-Schilder die Geschwindigkeit an.

„Die Deichstraße war nicht nur laut, sondern für Fußgänger auch sehr gefährlich", weiß SPD-Ratsherr Dieter Fischdick, Vorsitzender des Laarer Ortsvereins und einer der Initiatoren der „Tempo-30-Aktion". Allein im ersten Halbjahr 1985 hatten sich nahezu 30 Unfälle ereignet, bei denen häufig Fußgänger verletzt wurden. Statt über die schmale Friedrich-Ebert-Straße, über die sich zudem noch die Straßenbahn schlängelt, suchten sich viele Autofahrer ihren Weg von Hamborn, Beeck oder Beeckerwerth zur Rheinbrücke in Ruhrort über die Deichstraße. Gerade der Schwerlastverkehr brachte die Fensterscheiben in den Häusern an dieser Straße zum Wackeln.

Seit fast zwei Monaten, so wollen die Anwohner beobachtet haben, ist das Verkehrsaufkommen zurückgegangen. Besonders Lastwagenfahrer würden sich nun einen anderen Weg suchen. Und auch für manchen Pkw-Fahrer sei die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 ein Grund, die Deichstraße zu meiden, glaubt Dieter Fischdick nach Gesprächen mit den Anliegern. „Die Leute sind vollauf zufrieden." Etwa zum Ende des Sommers, so kündigte die Verwaltung inzwischen an, werden Messungen und Zählungen auf der Deichstraße durchgeführt werden. „Als wir im vergangenen Herbst in der Bezirksvertretung den Antrag stellten, die Deichstraße verkehrszuberuhigen, da fuhren noch bis zu 1400 Fahrzeugen pro Stunde über diese Straße und zwar häufig nicht nur 50, sondern 20 oder 30 Stundenkilometer schneller", berichtet Dieter Fischdick. Auch jetzt, so seine Beobachtungen, hielten sich längst nicht alle an die vorgeschriebenen „30". Doch selbst für den Fall, dass sie schneller fahren würden, sei die Durchschnittsgeschwindigkeit nun doch geringer als noch vor einigen Wochen.


11.07.1986 - WAZ - ek'

Ruhrorter legen neues Konzept vor:
Attraktivität des Bades steigern - nicht schließen
Kostendeckung angestrebt - Privatisierungen

Die Ruhrorter Bürger nehmen die geplante Schließung ihres Hallenbades nicht als unvermeidliches Schicksal hin. In Anwesenheit von Bürgermeister Clemens Fuhrmann stellte Paul Mismahl, Vorstandsmitglied des Ruhrorter Bürgervereins, dem Schließungsplan der Verwaltung und der SPD ein Konzept für die Weiterbetreibung der Badeanstalt an der Apostelstraße entgegen. Kern der Ausführungen: Kostendeckung durch Attraktivitätssteigerung!

Wenn etwas gegen das Ruhrorter Hallenbad spreche, dann seien dies vor allem die „miserablen Öffnungszeiten", betonte Mismahl und beklagte zugleich die städtische Unbeweglichkeit in punkto sinnvoller Umgestaltungen.

Das nun vorgestellte Nutzungskonzept verspreche sogar eine Deckung der Kosten: Nur wenige Umbauten seien notwendig, um einen großzügigen Saunabereich mit Solarium entstehen zu lassen. Auch das Schwimmbad selbst sollte „aufgepeppt" werden: Die große Schwimmhalle avanciert nach diesen Vorstellungen zu einem sogenannten Freizeit- oder Spaßbad.

Das kleinere Becken soll innerhalb der Woche den Freunden textilfreien Badens zur Verfügung stehen, während es am Wochenende als Warmbad der Rheumaliga angeboten wird.

Ein weiterer Aspekt sind Teilprivatisierungen: Die im Obergeschoss liegenden Wannenbäder könnten hier als medizinische Bäder in Verbindung mit einer Massagepraxis verpachtet werden. Ungenutzte oder im Moment zweckentfremdete Wirtschaftsräume böten zudem Platz für eine Cafeteria mit kleinem Speiseangebot. Benno Schönleber, CDU-Sprecher im Sportausschuss, begrüßte das Konzept einer Attraktivitätssteigerung. Ohnehin sei es geradezu undenkbar, ein Bad zu schließen, welches als bauliches Denkmal auch in Zukunft instand gehalten werden muss.

Der FDP-Kreisverbandsvorsitzende Franz Widera bezweifelt ebenfalls die Richtigkeit der geplanten Hallenbadschließung: Nach seinen Berechnungen rangiert das Ruhrorter Bad nach Wirtschaftskriterien im vorderen Drittel der 21 Duisburger Bäder.

Enttäuscht zeigten sich die Bürger von dem Gebaren der SPD, die nicht einmal gekommen war, die Argumente zu hören. Paul Mismahl: „Dies ist eine maßlose Arroganz der Mehrheitsfraktion!"


11.07.1986 - Rheinische Post - Klaus E. Schroeder

Bürger kämpfen um Ruhrorter Hallenbad
Privatisierung die Rettung?

Das aus dem Jahre 1910 stammende Ruhrorter Hallenbad an der Apostelstraße, das nach dem Bäderkonzept der SPD-Ratsmehrheit geschlossen werden soll, könne durchaus erhalten bleiben und sogar kostendeckend betrieben werden, meinen der Ruhrorter Bürgerverein, die Bürgervereinigung Laar und der Duisburger Schwimm- und Sportclub 09/20. Vertreter der drei Vereine stellten gestern der Presse ein eigenes Konzept vor, dessen Kernpunkt eine Teilprivatisierung ist. Im Kellergeschoss könnten eine Sauna mit Solarium und in ungenutzten oder zweckentfremdeten Wirtschaftsräumen eine Cafeteria eingerichtet und verpachtet werden, erklärten die Bürger, die zur Rettung des Hallenbades angetreten sind. Ihrer Ansicht nach wäre es auch möglich, die Wannenbäder im Obergeschoss als medizinische Bäder herzurichten und in Verbindung mit einer Massagepraxis zu verpachten. Das große Schwimmbecken in der Halle I könnte als Freizeitbad ausgestattet werden und das kleine Becken in der Halle II in seiner jetzigen Form bestehen bleiben. Dieses kleine Becken eigne sich gut für ein „Gesundheitsschwimmen" in 31 Grad warmem Wasser. Die Warmwasserversorgung sei gerade in Ruhrort kein Problem, da vom unmittelbar gegenüberliegenden Thyssen-Kraftwerk kostengünstig Dampf fürs Aufheizen bezogen werden könne, erklärten die Vertreter der Vereine.

Mit einer attraktiveren Gestaltung der Räume, einer Teilprivatisierung und vor allem mit bürgernäheren Öffnungszeiten könne erreicht werden, dass das Bad sich trage, glaubt Paul Mismahl, Initiator des Konzeptes. Er suchte und fand Unterstützung für seine Ideen beim Ruhrorter Bürgerverein, dem er angehört, sowie bei den beiden anderen Vereinen. Anneliese Schildt von der Bürgervereinigung. Laar betonte ebenso wie Mismahl, dass im Einzugsbereich des Bades - Ruhrort, Teile von Kaßlerfeld, Laar und Untermeiderich - rund 30 000 Menschen leben. Trotz des Bevölkerungsschwundes sei die geringe Zahl der Besucher nicht darauf zurückzuführen, dass es zu wenig Bürger im Einzugsbereich gäbe. Hauptgrund für die schlechte Auslastung seien die ungünstigen Öffnungszeiten. Bürgerschwimmzeiten werktags von 6.30 bis zehn und 14 bis 18 Uhr machten es vor allem Berufstätigen kaum möglich, hier zu baden.

Schützenhilfe erhielten die Vereine gestern von den CDU-Politikern Bürgermeister Clemens Fuhrmann und Benno Schönleber, Sprecher der CDU-Fraktion im Sportausschuss, sowie vom Vorsitzenden der „außerparlamentarischen FDP-Fraktion", Franz Widera. Auch sie sprachen sich mit Nachdruck für einen Fortbestand des Bades aus. Die „Gegenseite" war bei der Vorstellung des Vereinskonzeptes gestern nicht vertreten. Paul Mismahl und Anneliese Schildt stellten bedauernd und verärgert fest, dass Vertreter der SPD-Ratsfraktion auf ihre Einladung zu dem Gespräch nicht reagiert hätten.


12.07.1986 - Rheinische Post - Klaus E. Schroeder

SPD: Wir bieten Bürgerverein Ruhrort das Bad an der Apostelstraße an
Hallenbad zum Preis von einer Mark

Was zunächst wie ein Aprilscherz zu unpassender Jahreszeit anmutet, ist nach Auskunft des SPD-Unterbezirksgeschäftsführers Siegfried Ambrosius durchaus ernst gemeint: „Wir bieten dem Ruhrorter Bürgerverein das Hallenbad Apostelstraße zum symbolischen Kaufpreis von einer Mark an."

Dieses Angebot steht in einer Pressemeldung, mit der die SPD gestern Nachmittag auf die Vorstellung eines Konzeptes reagierte, in dem die Bürgervereine Ruhrort und Laar sowie der Duisburger Schwimm- und Sportclub 09/20 Vorschläge für einen Erhalt des Hallenbades machen (wir berichteten). Paul Mismahl vom Ruhrorter Bürgerverein hatte die Ansicht vertreten, bei einer Attraktivierung und Teilprivatisierung könne das Bad sich sogar selbst tragen.

SPD-Fraktionsassistent Horst Scherschel dazu: „Wenn dies richtig ist, kann er, ohne dass wir das Konzept im Detail bisher kennen, mit der vollen Unterstützung der SPD-Fraktion rechnen." Damit ist gemeint: „Der Bürgerverein Ruhrort erhält das Hallenbad geschenkt."

Offensichtlich hält die SPD aber die von den Bürgern vorgeschlagenen Lösungsmöglichkeiten, die sie angeblich unterstützen will, nicht für realistisch. Scherschel zu der Initiative: „Wenn der Bürgerverein Ruhrort allerdings glaubt, die Stadt Duisburg könnte das Hallenbad Apostelstraße auch nur annähernd kostendeckend weiter betreiben, so irrt er."

Als der Initiator des Bürgerkonzeptes, Paul Mismahl, von der RP über die Pressemitteilung informiert und um eine Stellungnahme gebeten wurde, reagierte er empört: „Wenn die SPD das wirklich ernst meint, dann ist das eine unverschämte Frechheit." Es sei allgemein bekannt, dass kein Bürgerverein in der Lage wäre, ein Hallenbad zu unterhalten. „Statt Alternativ-Vorschläge aufzugreifen und vor Ort zu prüfen, kommt die SPD mit einer solchen Sache an."

Aber er habe auf Anhieb zwei Gegenvorschläge zur Hand, erklärte Mismahl mit ironischem Unterton. Die SPD solle das Eine-Mark-Kaufangebot doch einmal der Jod-Quellen AG in Bad Tölz vorlegen, die gerade ein großes Freizeitbad in Ratingen plane. Oder sie solle mit dem Angebot zu den Wickert-Instituten gehen, die Thermalbäder im Taunus und in Kassel betrieben und im Ruhrgebiet noch einen geeigneten Standort für ein weiteres Bad suchten.


12.07.1986 - WAZ

Leserbrief:

Bürgerverein will Bad erhalten
Kein freier Träger in Sicht

Zu: Attraktivität des Bades steigern - nicht schließen, Kommentar „Planschen", v. 11.7.1986.

Wie wir der Presse entnommen haben, hat der Bürgerverein Ruhrort ein Konzept zur Erhaltung des Hallenbades Apostelstraße entwickelt und glaubt, mit einer Privatisierung das Bad erhalten zu können. Wenn dies richtig ist, kann er, ohne dass wir das Konzept im Detail bisher kennen, mit der vollen Unterstützung der SPD-Fraktion rechnen. Wir bieten dem Ruhrorter Bürgerverein das Hallenbad Apostelstraße zum symbolischen Kaufpreis von 1 DM an:

SPD-Fraktion und Stadtverwaltung haben monatelang vergeblich versucht, einen Träger für das Hallenbad Apostelstraße zu finden. Stadtsportbund, Haniel und Thyssen-AG, die alle im Gespräch waren oder ins Gespräch gebracht wurden, haben einhellig abgewunken. Ihnen waren die Kosten bei weitem zu hoch.

Wenn der Bürgerverein Ruhrort allerdings glaubt, die Stadt Duisburg könnte das Hallenbad Apostelstraße auch nur annähernd kostendeckend weiter betreiben, so irrt er. Alle diesbezüglichen Überlegungen haben zu dem Ergebnis geführt, dass die Sanierungs- und Betriebskosten im Vergleich zu anderen städtischen Bädern unvertretbar hoch wären.

Abschließend möchte ich betonen, dass die SPD-Fraktion es begrüßt hätte, wenn sie vom Ruhrorter Bürgerverein zu einem Gespräch über dessen Konzeption eingeladen worden wäre. Leider wurde eine Einladung an die SPD-Fraktion nicht ausgesprochen, dennoch sind wir natürlich gesprächsbereit."

Horst Scherschel, Fraktionsassistent SPD-Ratsfraktion


17.07.1986 - Stadt Panorama

Rettung des Ruhrort-Bades nur ein Possenstück?
"Verdummung der Öffentlichkeit"

Der Bürgerverein Ruhrort hat ein Konzept zur Erhaltung des Hallenbades Apostelstraße entwickelt und glaubt, mit einer Privatisierung das Bad erhalten zu können. Wenn dies richtig ist, kann er, ohne dass die SPD das Konzept im Detail bisher kennt, "mit der vollen Unterstützung der SPD-Fraktion" rechnen. "Wir bieten dem Bürgerverein das Hallenbad Apostelstraße zum symbolischen Kaufpreis von einer Mark an", betont SPD-Fraktionsassistent Horst Scherschel leicht ironisch die Bereitschaft seiner Fraktion zur Unterstützung dieser Initiative.

Denn SPD-Fraktion und Stadtverwaltung hätten monatelang vergeblich versucht, einen Träger für das Hallenbad Apostelstraße zu finden. Stadtsportbund, Haniel und Thyssen AG, die alle im Gespräch waren oder ins Gespräch gebracht wurden, hatten einhellig abgewunken. Ihnen waren die Kosten bei weitem zu hoch.

"Wenn der Bürgerverein Ruhrort allerdings glaubt, die Stadt Duisburg könnte das Hallenbad Apostelstraße auch nur annähernd kostendeckend weiter betreiben, so irrt er. Alle diesbezüglichen Überlegungen haben zu dem Ergebnis geführt, dass die Sanierungs- und Betriebskosten im Vergleich zu anderen städtischen Bädern unvertretbar hoch wären," stellt Scherschel klar.

"Abschließend möchte ich betonen", so SPD-Sprecher Scherschel, "dass die SPD-Fraktion es begrüßt hätte, wenn sie vom Ruhrorter Bürgerverein zu einem Gespräch über dessen Konzeption eingeladen worden wäre. Leider wurde eine Einladung an die SPD-Fraktion nicht ausgesprochen, dennoch sind wir natürlich gesprächsbereit."

Kontert CDU-Sportexperte Benno Schönleber: "Neben Clemens Fuhrmann und mir wurden die SPD-Prominenten Reinhard Bulitz und Bärbel Zieling eingeladen. Die Scherschel-Retourkutsche verbietet sich so von selbst, seine Beiträge zur Diskussion sind nichts anderes als Verdummung der Öffentlichkeit." Für den Christdemokraten ist der Ansatz der Ruhrorter Bürger "in sich" richtig. Schließlich schlagen bei einer Schließung die baulichen Erhaltungskosten weiterhin zu Buche. Auch würde das Gebäude schon bald unter Denkmalschutz gestellt. Schönleber: "Natürlich muss über die variablen Kosten nachgedacht werden. Auf jeden Fall hat sich der Bürgerverein in die richtige Richtung bewegt."


19.07.1986 - WAZ

Geschenk offene Verhöhnung

„Bezüglich des Hallenbades Ruhrort habe ich die Bankrotterklärung der SPD Ratsfraktion gelesen. Diese Reaktion hatte ich erwartet. Jahrelang wird geschludert und nun bietet man das Bad einem Bürgerverein an. Auf diese Art sich aus der Verantwortung zu schleichen, zeugt von ohnmächtiger Hilflosigkeit.

Zu einer Zeit, wo andere Städte den Trend der Zeit erkannten und Freizeitbäder, wie das Solemare in Moers oder das Nibelungenbad in Xanten, mit einem reichen Freizeitangebot bauten, wurden in Duisburg einfallslose Stadtteilbäder errichtet, die unverantwortliche Folgekosten mit sich brachten auf dem Personalsektor und auf dem Gebiet der Erhaltung.

So muss das Bad an der Borkhoferstraße ein neues Dach bekommen, was mit c. 400 000 DM zu Buche schlägt. Es wäre besser gewesen, zur rechten Zeit die bestehenden Bäder zu sanieren und auf den neusten Stand zu bringen. Was damals als Argumentation diente, nämlich dem Bürger weite Wege zu ersparen, wird heute Laarer und Ruhrorter Bürgern zugemutet.

Nehmen wir einmal an, der Bürgerverein würde das Bad übernehmen, dann wäre die Stadt auf Grund des Denkmalschutzes in der Lage, den Träger ständig unter Druck zu setzen, bis ihm die Luft ausgeht.

Ich betrachte den Vorschlag, das Bad zu verschenken, als offene Verhöhung der Bürgerschaft."

Paul Mismahl


19.07.1986 - WAZ

Bürgerverein präsentiert zwei Pächter

Der Ruhrorter Bürgerverein gibt den Kampf um das Hallenbad an der Apostelstraße nicht auf. Vorstandsmitglied Paul Mismahl präsentierte jetzt zwei potentielle Pächter für die medizinische Abteilung des von der Schließung bedrohten Bades. Etwa 100 qm würde ein bekanntes Duisburger Massage-Institut anmieten, für weitere 150 qm interessiert sich ein Heilpraktiker.

Aller Voraussicht nach wird der Rat am Montag das „Aus" für die altehrwürdige Schwimmstätte beschließen. Gleichwohl betont die SPD-Mehrheitsfraktion, dass sie weiterhin bereit ist, über die weitere Nutzung des Hallenbades mit sich reden zu lassen. „Wenn sich eine Nutzer-Gemeinschaft bildet, die bereit ist, die anfallenden Unterhaltskosten zu tragen, besteht eine Chance", sagte Fraktionsassistent Horst Scherschel auf Anfrage.


22.07.1986 - WAZ - rei/ka

Polemik begleitete Ratssitzung:
Die SPD setzt ihr Konzept für Bäder und Schulen durch

Polemik und Lautstärke ersetzen keine Argumente. Doch wenigen Monate vor der Bundestagswahl greifen Duisburgs Ratsherren, vorwiegend bei CDU und SPD, lieber zur verbalen Keule, als mit sachlicher Überzeugungskraft zu operieren. Denn anders ist es nicht zu erklären, dass trotz stundenlanger Debatte über die wichtigen Themen „Bäderkonzept" und „Schulentwicklungsplan" doch nur längst Bekanntes, mit reichlich Polemik gewürzt, ausgetauscht wurde. Am Ende ging's aus wie das Hornberger Schießen. Mit ihrer satten Mehrheit setzte sich die SPD in allen Fällen glatt durch.

Während CDU-Ratsherr Schönleber der SPD vorwarf, mit dem Schließen von drei Bädern „die Dinge in die Pleite zu treiben", wehrte sich SPD-Bürgermeister Genender mit dem Hinweis, dass „Vereine und Schulen auch in Zukunft die Bäder in notwendigem Maß nutzen können."

Grünen-Sprecher Bigalski schlug vor, die zehn Umbau-Millionen für die Mercatorhalle in attraktive Schwimmbäder zu investieren, um so neues Publikum zu gewinnen. ...


24.07.1986 - WAZ - mj''

Thyssen restaurierte alte Figur
Laarer Junge soll bald zurückkehren
Bürgerverein hofft auf steinernen Knaben

Über Jahrzehnte saß der steinerne Knabe auf dem Dachsims des Laarer Hauses Rheinstraße 54 und winkte auf den Rhein hinaus. Schon von weitem grüßte die Figur die vorbeifahrenden Schiffe und den Besucher, der von Ruhrort nach Laar kam. Als Anfang des Jahres die Bagger anrückten und das alte Haus einrissen, befürchteten die Laarer zunächst, dass auch die Steinfigur ein Opfer der Abrissbirne geworden sei. Die ruhte jedoch schon in einem Keller der Hauseigentümerin Thyssen Bauen und Wohnen. Nun wollen die Laarer das Wahrzeichen in ihren Stadtteil zurückholen.

Zahlreiche Geschichten ranken sich um den steinernen Knaben in der altmodischen Jacke, den die rauhe Witterung vom Rhein her schon vor Jahren das linke Bein kostete. Ein dankbarer Vater habe sie aufgestellt, heißt es, nachdem sein Sohn sich beim Spielen auf das Dach verirrte und von dort in einer dramatischen Aktion gerettet worden sei.

Eine andere Version ist die von dem Kapitän, dessen erster und letzter Blick vom Schiff aus immer seinem Sohn galt, der ihm bei Ankunft und Abfahrt in Ruhrort von daheim aus zuwinkte. Als der Sohn tragischerweise starb, ließ der Vater das steinerne Abbild des Jungen auf dem Sims errichten. Kurz nach der Jahrhundertwende, so schätzt man in Laar, sei der Knabe auf das Dach des Hauses gelangt.

„Der winkende Junge ist ein Wahrzeichen Laars", erklärt Theo Barkowski, Vorsitzender der Laarer Bürgervereinigung. In einem Brief an Thyssen Bauen und Wohnen versuchte Barkowski, das Anliegen der Laarer darzustellen. Die Figur nach Laar zurückzuholen und an einem ähnlichen Ort wieder aufzustellen.

Die Antwort der Wohnungsgesellschaft war knapp: Man sei Eigentümer der Statue und wolle dies auch in Zukunft bleiben. Die Laarer besäßen keinerlei Anspruch auf die Herausgabe der Figur. Außerdem habe man bereits hohe Kosten zur Restaurierung aufgewendet und werde schon für eine angemessene Aufstellung sorgen.

Dass die Figur Thyssen Bauen und Wohnen gehört, bestreitet Barkowski indes nicht: „Wir wollen die Statue ja auch nicht besitzen, sondern nur dafür sorgen, dass sie in Laar wieder aufgestellt wird!" Er sei „enttäuscht, dass Thyssen so wenig Entgegenkommen und Gesprächsbereitschaft zeigt". Barkowski: „Es wäre zur Not auch kein Problem, hier jemanden zu finden, der den Jungen auf sein Dach stellen will."

Wie bei Thyssen Bauen und Wohnen zu hören ist, sei der endgültige Aufstellungsort für den steinernen Knaben noch nicht beschlossen. Nur dass er nicht nach Laar komme, stehe bereits fest. Außerdem sei die Figur für die Aufstellung in geschlossenen Räumen restauriert worden.

Theo Barkowski will jedoch noch nicht aufgeben. Er weiß den Wunsch vieler Laarer hinter sich: „Ich werde weiterhin das persönliche Gespräch mit den Verantwortlichen suchen!"


04.08.1986 - WAZ

Bürgerverein kritisiert Wohnungsbaugesellschaft
„Laarer Junge" muss Laarer Bürgern erhalten bleiben

Wilfried Elsen, Vorstandsmitglied der Bürgervereinigung Laar, fordert die Figur des „Laarer Jungen" (wir berichteten) „als Wahrzeichen des Stadtteils Laar zurück." In einem Brief an die Redaktion nimmt er wie folgt Stellung:

„Den Laarer Bürgern war er schon in der vierten Generation ein vertrautes Bild und längst zum Wahrzeichen geworden: der steinerne, winkende Knabe auf dem Dachsims des Hauses an der Rheinstraße 54. In vielen Bild- und Diavorträgen über Laar wurde er gern gezeigt und seine Geschichte erzählt. Nun aber soll er, nach der Restaurierung durch Thyssen Bauen und Wohnen, einen noch nicht bestimmten Standort bekommen. Nur nach Laar soll er nicht mehr! Es ist mir klar, dass Thyssen Bauen und Wohnen rechtlich Eigentümer dieses Wahrzeichens ist, jedoch bin ich der Ansicht, dass in diesem Falle aber auch eine moralische Verpflichtung der Wohnbaugesellschaft den Laarer Bürgern gegenüber besteht. Mit Befremden und Unverständnis muss ich als Bürger reagieren, wenn gegen den Willen der Laarer wieder einmal ein liebgewordenes Wahrzeichen klammheimlich verschwindet. Der steinerne Knabe gehört nicht in irgendein Verwaltungsgebäude oder in den Garten eines Direktors, sondern an den Laarer Rheindeich. Nach Abbruch des alten Hebeturmes, Schließung der Badeanstalt und der Stadtbibliothek nun ein weiterer Eingriff gegen den Bürgerwillen! Wie viel an historischer Instinktlosigkeit müssen sich die Laarer noch bieten lassen?"


05.08.1986 - Rheinische Post

Volksmusik im Floragarten
Wie beim Kurkonzert

Zünftig bayrisch ging es jetzt zu bei einem Konzert im Laarer Floragarten. Volkstümliche Klänge aus Süddeutschland ertönten beim vierten Konzert im Freien, zu dem die Laarer Bürgervereinigung in diesem Jahr eingeladen hatte. Die Trachtenkapelle „Original Edelweiß" bot den Laarern mit ihrer Musik einen unterhaltsamen Vormittag. Damit setzte der Laarer Bürgerverein eine alte Tradition fort. Bereits seit 20 Jahren finden auf seine Initiative hin regelmäßig in den Sommermonaten Konzerte im Laarer Park statt.

Gut besucht war denn auch diesmal wieder die Grünanlage im Herzen Laars. Die Zuhörer nutzten die Gelegenheit, sich ein Stückchen Urlaub in die Heimat zu holen.

„Zu einer Art Promenadenkonzert mit Kurstadtatmosphäre haben sich die musikalischen Veranstaltungen entwickelt", meinte Günter Rubbert, Geschäftsführer des Laarer Bürgervereins. „Die Konzerte werden von der Bevölkerung angenommen", erklärte er. Auch jetzt zeigte er sich mit der Zahl der Zuschauer zufrieden. Viel Laufkundschaft sei immer dabei, meinte er. Rubbert spielte scherzhaft auf die vielen Spaziergänger an, die zufällig in den Floragarten gekommen waren. Ein ständiges Kommen und Gehen sei bisher bei allen Konzerten zu verzeichnen gewesen. Mit viel Beifall bedachten aber auch die „Kurzzeitgäste" die Gruppe „Original Edelweiß", die in den letzen Jahren immer zu den Akteuren bei den Konzerten in Laar gehörte. Selten jedoch war das Wetter derart gut. Es ging sogar das Gerücht um, dass Petrus wohl ein Laarer gewesen sein muss. Zu Gast in Laar war auch Hans Kohlhayer, Bezirksvorsteher von Meiderich/Beeck. Er bedankte sich bei den Laarern für die Beiträge zu den Duisburger Sommerwochen, die mit dem Konzert von „Original Edelweiß" in Laar beendet wurden. Er wünschte dem Abschlusskonzert ein gutes Gelingen. Auch der Laarer Ratsherr Dieter Fischdick gehörte zu den Zuhörern im Floragarten.


13.08.1986 - WAZ

Der „Laarer Junge" gehört den Bürgern des Stadtteils

Nachdem der Laarer Bürgerverein die Forderung bekräftigt hatte, die Figur des „Laarer Jungen" aus dem Thyssen-Besitz in den Stadtteil Laar zurückzuholen (wir berichteten) fordert auch Günter Fenger als alter Laarer, zur Zeit jedoch auf der Marxloher Kaiser-Friedrich-Straße wohnend, das Laarer Wahrzeichen zurück:

„Wenn ich heute auch nicht mehr zu den Laarer Bürgern zähle, allerdings mich immer wieder daran erinnere, dass ich in Laar das Licht der Welt erblickt habe und immerhin bis 1957 dort wohnhaft war, sehe ich in diesem Falle die Notwendigkeit, mich dem Anliegen des Laarer Bürgervereins anzuschließen. Somit möchte ich dafür plädieren, dass dieses Wahrzeichen wieder für alle Bürger sichtbar; seinen entsprechenden Standort in Laar wieder bekommt.

Es sollte doch hier eine Einigung zustande kommen und Verständnis dafür aufgebracht werden, dass eine Bevölkerung auch von diesen alten Erinnerungen lebt und sie eben nicht missen möchte."


21.10.1986 - Rheinische Post

Hauptschule Werthstraße
Skandal um Lehrerstelle

Skandalöse Zustände an der Gemeinschaftshauptschule Werthstraße in Laar wurden gestern Nachmittag durch den Besuch der Klasse 10b dieser Schule im Schulausschuss offenkundig. Schulsprecherin Inga Berner durfte noch mal auf das geradezu unglaubliche Lehrerproblem hinweisen. Seit der Versetzung von Schulleiter Marona zum 1. Februar ist die Stelle des Rektors verwaist. Just seit dieser Zeit ist der Konrektor krank. Jetzt sollte eine neue Konrektorin ernannt werden, aber auch diese erkrankte. Ein Großteil der Stunden in den Fächern Technik, Biologie, Physik und Chemie wird seit mehr als einem halben Jahr nicht mehr erteilt, was diejenigen Schüler als besonders bitter empfinden, die vor dem Abschluss stehen. Als Vertretung soll schließlich ein Fachlehrer für Sport und Kunst geschickt worden sein. Schuldezernent Schilling entschuldigte den Zustand mit einer „Verkettung unglücklicher Umstände" und verwies darauf, dass die neue Konrektorin nun aber bald kommen werde. Auf die Frage, ob diese denn die naturwissenschaftlichen Fächer unterrichten könne, blieb die Verwaltung die Antwort schuldig.


25.10.1986 - Rheinische Post - Peter Hardt

Zumutung für Schüler

Als in dieser Woche eine Schar Mädchen und Jungen der Klasse 10b der Schule Werthstraße in Laar beherzt ins Rathaus marschierte, um dort Auskunft darüber zu verlangen, wie lange sie denn noch auf die Besetzung der seit über einem halben Jahr vakanten Stelle von Rektor und Konrektor warten sollen, da wurde dem Schuldezernenten Dr. Konrad Schilling die Angelegenheit offenbar peinlich, und das zu Recht. Was der Schuldezernent am liebsten hinter verschlossener Tür geregelt hätte, dann aber doch auf Drängen der Ausschussmitglieder öffentlich behandelt wurde, offenbarte einen Zustand, den der Außenstehende angesichts der immer größer werdenden Schar arbeitsloser Lehrer nicht für möglich gehalten hätte.

Über ein halbes Jahr lang waren die Behörden nicht in der Lage, eine der beiden offenen Stellen - geschweige denn alle beide - zu besetzen: Mit fast katastrophalen Folgen für viele Schüler, für die teilweise die naturwissenschaftlichen Fächer komplett ausfielen. Solche Zustände erinnern an Nachkriegs-Schulsituationen. Im Gegensatz zu damals lassen sich heute als Ursachen nur behördliche Hilflosigkeit, Gleichgültigkeit oder Unfähigkeit ausmachen. Es ist eine Zumutung, wenn in einer Schulklasse für mehr als ein halbes Jahr die Fächer Technik, Biologie, Chemie und Physik ersatzlos ausfallen.

Ob nun der Regierungspräsident oder die Stadt zuständig sind: Dies ist eine skandalöse Schulpolitik. Muss man sie als Hinweis darauf nehmen, wie viel in unserer Stadt angesichts der Favoritenrolle der Gesamtschule die Hauptschule noch wert ist?


01.11.1986 - Rheinische Post

Städtisches Programm „Kostensparendes Bauen"
24 Reiheneigenheime entstehen

Ein neues Programm „Kostensparendes Bauen" legt die Stadt in Kürze auf. An der Friedhofstraße in Beeck, an der Austraße in Laar, am Butterweg in Neuenkamp und am Mühlenweg in Rheinhausen sollen auf städtischen Erbbaugrundstücken insgesamt 24 Reiheneigenheime entstehen. Die Entwürfe der Bauträger werden in der Woche vom 3. bis zum 8. November im Amt für Wohnungswesen, Oberstraße 5, Zimmer 105, ausgestellt. Interessierte Bürger erhalten hier montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr und samstags von 9 bis 13 Uhr Informationen zu den geplanten Häusern, deren Baukosten die Höhe von 190 000 Mark nicht überschreiten dürfen. Außerdem wird eine Beratung über Finanzierungsmöglichkeiten angeboten.

Mit dem neuen Projekt sollen wieder vorrangig Familien angesprochen werden, die sozialwohnungsberechtigt sind.


23.12.1986 - WAZ

Pfarrer öffnete verregnetem Open-Air-Konzert die Kirche
Adventsmusik findet viel Zuspruch bei Laarer Bürgern

Schon zum 17. Male feierten viele Laarer Bürger mit ihrer Bürgervereinigung Laar am Sonntag instrumentale und vokale Adventsmusik. Eingeladen hatten der Evangelische Kirchenchor, der Männergesangverein Germania, der Katholische Kirchenchor St. Ewaldi und der Laarer Kinder- und Jugendchor in die katholische St.-Ewaldi-Kirche, um den Gästen „beste weihnachtliche Stimmung" zu präsentieren.

Begonnen hatte die Laarer Tradition, als die Bürgervereinigung Duisburg-Laar 1970 ein Bürgerfest für alle Laarer auf die Beine stellte. Bei viel Zuspruch aus der Bevölkerung sollte das Adventssingen eigentlich auf dem Platz vor der evangelischen Kirche mit Feuerwehr, Helfern vom Roten Kreuz und etlichen Chören unter freiem Himmel stattfinden.

Doch kurz vor der Premiere ließ Petrus solch einen Regenguss vom Himmel stürzen, dass das weihnachtliche „Open Air Konzert" im wahrsten Sinne des Wortes „ins Wasser fiel".

Als Entschädigung lud der protestantische Geistliche die arg gebeutelten Sänger in seine Kirche, wo dann das Singen stattfand. Seit diesem Jahr werden nun abwechselnd in der katholischen und in der evangelischen Kirche die Adventsmusikabende aufgeführt.

Beim diesjährigen Konzert lag der Schwerpunkt auf geistlichen Gesängen und kürzeren Instrumentaleinlagen, „als Einstimmung auf das frohe Fest", wie Pfarrer Heinrich Thönnessen bemerkte. Mit Liedern wie „Transeamus" und „Lobet all den neugeborenen König" zogen die Chöre alle Register und demonstrierten eindrucksvoll ihre Abstimmung untereinander. Interessant gestalteten sich die Variationen von Wilh. Steinhausen über „O du liebes Jesukind", bei dem leichte Piano-Stellen wirkungsvoll mit kräftigem Volumen gepaart wurden. Mit Instrumentalstücken von Vivaldi, Händel und Bach und einem Finale mit „O du fröhliche", bei dem die ganze Kirche mitsang, ging das Adventskonzert zu Ende.