17.01.1978 - WAZ - fack
SPD und FDP wollen Stadtteil „umkrempeln"
Fußgängerzone bildet in Laar künftig den Ortsmittelpunkt
700 Neubürger ansiedeln - Bürgertreff auf Krankenhausgelände
Eine Fußgängerzone als Ortsmittelpunkt und 250 neue Wohnungen sollen den Stadtteil Laar wieder attraktiv machen. Ratsherren und Bezirksvertreter von SPD und FDP haben ein neues Flächennutzungskonzept ausgearbeitet, das "auf Generationen den Bestand von Laar als Wohngebiet garantieren" soll.
Die „sozialliberale" Planungsgruppe ist bei ihren Überlegungen von idealtypischen Vorstellungen ausgegangen. Sie beauftragte einen Architekturstudenten mit der Ausarbeitung des neuen Konzeptes.
Franz Widera (FDP): „Es soll breiter Raum für Privatinitiativen gelassen werden." So befürwortet man grundsätzlich den Bau von Eigenheimen und ist auch gewillt, städtischen Grund und Boden dafür herzugeben. Bürgermeister Wieczorek (SPD) stellte heraus: "Das muss nicht in Erbpacht geschehen."
Und so sehen die einzelnen Punkte des Konzeptes aus:
- Das Gelände des ehemaligen Krankenhauses und des Fuhrparks wird bebaut und soll parkähnlichen Charakter erhalten.
- Die Ewaldistraße und die Straße Heckmannshof bilden den Ortskern in Form einer Fußgängerzone. Eine Passage schafft die Verbindung zur Friedrich-Ebert-Straße.
- In diesem Bereich können neue Geschäfte angesiedelt werden. Die Fußgängerzone bietet somit Ersatz für ungünstig gelegene Ladenlokale an der Friedrich-Ebert-Straße.
- Ein „Bürgertreff" im Krankenhausbereich bietet Ausweichmöglichkeiten für das Katholische Jugendheim, das möglicherweise der geplanten Umgehungsstraße weichen muss. Dazu Widera: „Finanziell wird auf die Stadt in diesem Zusammenhang nichts zukommen."
- Etwa 700 Neubürger könnte Laar nach dem Bau von 250 Wohnungseinheiten begrüßen. Der Stadtteil würde dann auf 9000 Einwohner anwachsen.
Drei Wohnungsbaugesellschaften - die "Rheinische", die Genossenschaft Duisburg-Nord und die städtische Gebag - haben bereits ihr Interesse an der Errichtung von Wohngebäuden bekundet. Dies teilte Helmut Wieczorek mit.
Nach Ansicht des Bürgermeisters könnte der Bebauungsplan für Laar schon im April nächsten Jahres fertig sein, denn: "Durch unser Konzept haben wir der Verwaltung mindestens ein Dreivierteljahr Vorarbeit abgenommen."
Die neue Planung wird am heutigen Freitag in der Meidericher Bezirksvertretung behandelt. Die SPD brachte einen entsprechenden Antrag ein. Die öffentliche Sitzung im Verwaltungsgebäude an der Von-der-Mark-Straße 32 beginnt um 16 Uhr.
02.02.1978 - Rheinische Post
Leserbriefe
Laar attraktiv machen
Betr.: 'Fußgängerzone bildet in Laar künftig Ortsmittelpunkt'. Die Vorstellungen der SPD und FDP sind deckungsgleich mit dem schon im vorigen Jahr der Öffentlichkeit vorgestellten Positionspapier der CDU für den Bezirk Meiderich/Beeck. Um aber, wie in dem Bericht erwähnt, etwa 700 Neubürger nach Laar zu holen, muss in Laar nicht nur neuer Wohnraum geschaffen, sondern der alte attraktiv modernisiert werden. Wenn außer der Gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaft Duisburg-Nord auch die Rhein. Wohnstätten und Gebag ihren Wohnraumbestand zeitgemäß ausstatten würden, wäre für das Bild des Ortsteils Laar schon viel gewonnen.
Theo Terlinden
Laarer Pläne
Zum Leserbrief des Herrn Terlinden vom 28. 1. nehmen wir wie folgt Stellung: Jeder Laarer Haushalt erhielt im Frühjahr 1975 den Duisburg-Plan der SPD. Aus diesem Plan und aus dem Artikel "Für Freizeit und Wohnen" der RP vom 22. 4. 75 waren diese Ziele der Laarer SPD der Öffentlichkeit bekannt geworden.
Die SPD-Fraktion der Bezirksvertretung Meiderich hat 1976 zu diesem Bereich Laars mehrere Anträge gestellt, z. B. Ankauf des ehemaligen Krankenhausgeländes. Initiativen der CDU haben wir hier vermisst. Wenn die Laarer CDU im Herbst 1977 ein unverbindliches Positionspapier erstellt, braucht man nur die Zeitabläufe zu beachten, um zu wissen, wer von wem abgeschrieben hat.
F. Enkisch, 1. Vorsitzender und D. Fischdick, 2. Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Laar
09.03.1978 - Rheinische Post - p.h.
Schmutzwolken über Laar
Krach um Kraftwerk
Entschädigung von Thyssen?
Die Laarer scheinen sich nun endgültig nicht mehr mit den Belästigungen durch das Thyssen-Kraftwerk „Hermann Wenzel" abfinden zu wollen. Nachdem eine vom Bürgerverein und von der Bezirksvertreterin Annemarie Schildt in dieser Woche initiierte Aussprache mit Vertretern des Werkes ohne konkretes Ergebnis blieb, drohen die Laarer jetzt, mit Protestkundgebungen an die Öffentlichkeit zu gehen. Bäcker Willi Herf aus der Laarer Zwinglistraße gestern zur RP: „Wir sind jahrelang vertröstet worden. Jetzt sind wir soweit, dass wir vor das Rathaus ziehen".
Abgesehen von der Lärmbelästigung, so Herf, sei es der Schmutz aus dem Kamin des Kraftwerkes, den die Laarer nicht mehr länger ertragen wollen. „Knickergroß", so der Bäcker, seien die Schmutzteile, die beim Aufschlagen auf den Boden Bierdeckelgröße erreichen. Von Zeit zu Zeit, und in den letzten Monaten immer häufiger, ginge der Kraftwerk-Schmutzregen auf Laar nieder. „Unser Stadtteil ist dann wie mit Zement bestäubt", beschreibt Willi Herf die Folgen.
Er hält den Schmutz für ein unerträgliches Übel. Zur Enttäuschung der betroffenen Bürger hätten Vertreter des Werkes nun zu verstehen gegeben, dass sich an solchen Vorkommnissen nichts ändern ließe. Zudem bliebe das Kraftwerk mit seinen Schmutzauswürfen unter den gesetzlichen Werten. Trotzdem ist Thyssen von den Bürgern aufgefordert worden, Entschädigung zu leisten.
03.04.1978 - Rheinische Post
Dreckbrocken regneten auf Laar hernieder
Thyssen-Kraftwerk „spuckte" mal wieder
Das Thyssen-Kraftwerk „Hermann Wenzel", seit 20 Jahren Dorn im Auge der Laarer Bürgerschaft, hat wieder einmal „zugeschlagen". Seit zwei Jahrzehnten ist Laar wiederholt Lärmbelästigungen und Staubauswürfen ausgesetzt gewesen.
Erst vor wenigen Tagen, in der Zeit vom 25. bis zum 27. März, sind nach Arbeiten am Kraftwerk infolge von Probeläufen erhebliche Staubmengen auf Laar niedergeregnet. Annemarie Schildt, Laarer Bürgerin und Mitglied der CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung Meiderich-Beeck: „Dafür hatten wir Verständnis, weil die Arbeiten letztendlich auch uns zugute kommen sollten, doch was jetzt passiert ist, ist einfach der Gipfel."
Wie ein bitterer Aprilscherz mutet es Annemarie Schildt und die anderen Betroffenen an. „Seit null Uhr früh des 1. April stößt das Kraftwerk Hermann Wenzel Staub aus in unerlaubten und dem Bürger unzumutbaren Mengen", so Annemarie Schildt, die unverzüglich die Gewerbeaufsicht informierte.
Doch auch da lief nicht alles nach Plan, denn der ständige Streifendienst mit Autotelefon, der nach Auskunft von Rechtsdezernent Ebert in der Drucksache 1496/2 vom 23. Dezember 76 ständig zu erreichen sei, war es diesmal nicht. Annemarie Schildt hat es mehrmals versucht, bis sie dann ihre Beschwerde in den telefonischen Anrufbeantworter der Gewerbeaufsicht sprach.
Die Auswürfe auf dem Kraftwerk waren teilweise größer als ein Fünfmarkstück.
"Reinigungswagen der Stadtwerke mühten sich in den frühen Morgenstunden, den Dreck von den Straßen zu fegen und zu spritzen, ohne sichtbaren Erfolg. Während die Thyssen AG mit dem Kraftwerk Geld verdient, sinken Wohnwert und Lebensqualität auf ein Mindestmaß", erboste sich Annemarie Schildt.
"Große Teile der Bevölkerung üben sich seit mehr als 20 Jahren in Geduld und Verständnis für die Lage der Industrie. Doch jetzt muss Schluss sein", fährt sie fort. In Laar stehen zahlreiche Einfamilienhäuser, deren Besitzer teilweise erhebliche Investitionen in äußeres Ansehen und der Gestaltung der Gärten gesteckt haben. Deren Besitzer zählen ohne Ausnahme zum Kreis der Beschwerdeführenden.
An das Gewerbeaufsichtsamt gerichtet, sagte Bezirksvertreterin Schildt: "Ich erwarte bis Mitte der Woche eine schriftliche Stellungnahme zum Anliegen der Laarer Bürger". Bereits 1955 (!) hatte Annemarie Schildt eine Bürgerinitiative ins Leben gerufen, die sich mit Laarer Umweltproblemen auseinandersetzte.
Damals wurde ihr vom Regierungspräsidenten mitgeteilt, dass das Kraftwerk mit Gichtgas betrieben werden solle und keinerlei Belästigungen für die Laarer Bürger ergeben würde. Doch das Kraftwerk wurde immer größer und die Belästigungen wurden immer ärger. Annemarie Schildt hat mittlerweile eine ganze Menge "Beweismaterial" an jüngsten Auswürfen aus dem Kraftwerk Hermann Wenzel gesammelt.
"Es ist offensichtlich, dass statt Gas billiger Emscherschlamm verheizt wird, auf Kosten eines sauberen und schönen Laar", so die Bewohner. "Jeder, deren Wagen durch Hermann Wenzel verdreckt wurde und Autobesitzer Thyssen vorgeführt wird, erhält fünf Mark für eine Wagenwäsche. Ich frage mich, ob die Laarer auch ihre verdreckten Häuser vorführen können, um Schadenersatz zu erhalten", fragt Annemarie Schildt.
04.04.1978 - Rheinische Post
Abgas riss Staub mit
Die jüngsten Beschwerden Laarer Bürger über Schmutz aus dem Kraftwerk Hermann Wenzel beruhten auf Staubniederschlägen, die sich nach dem Wiederanfahren zweier Aggregate ergaben. Das bestätigte auf Anfrage der Sprecher der Thyssen AG, Dr. Junker. Vor dem Wiederanfahren waren in den letzten Märztagen Teile des Kraftwerks „befahren" worden. Dabei lösten sich Ablagerungen auch an den Kaminwänden, die später nach dem Wiederanwerfen der Blöcke durch die heißen Abgase herausgeschleudert wurden. Damit soll es aber nun vorerst ein Ende haben, versichert Thyssen.
04.04.1978 - WAZ - ka
Laarer Bürger kommentierte Staubregen:
"Es war wie beim Vulkan-Ausbruch"
Kraftwerk spuckte am Wochenende wieder "Dreck" aus
Am vergangenen Wochenende war es mal wieder so weit, Staub fiel vom Himmel auf die Straßen von Laar. "Doch dieses Mal", so Konditormeister Willi Herf, "stellte der Staubregen alles bisher Dagewesene in den Schatten. Es war wie ein Vulkan-Ausbruch", beschrieb der Laarer Bürger die jüngste Dreck-Eruption. "Staubteilchen von der Größe einer Walnuss sind da runtergekommen."
Als Urheber dieses Bröckchen-Regens gilt auch dieses Mal das Ruhrorter Thyssen-Kraftwerk, ein Vorgang, der im Laufe der knapp 20-jährigen Kraftwerksgeschichte nichts Besonderes mehr ist. Nur, jetzt scheint das Maß an Geduld bei Laarer Bürgern überzufließen.
"Immer wieder haben uns die Thyssenleute hingehalten und Besserung versprochen", beklagt sich Willi Herf, der selbst jetzt noch ein gewisses Verständnis dafür mitbringt, dass die Luft hier nicht so rein wie im Sauerland sein kann. "Aber was da am Samstag runter kam ist einfach zuviel!"
Herf und mit ein Stamm weiterer Laarer Mitbürger, darunter auch Mitglieder der Bezirksvertretung, beabsichtigen jetzt, Unterschriften gegen weitere Belästigungen zu sammeln und - wie überall in derartigen Fällen - eine Bürgerinitiative zu gründen.
Herf: „Ohne Initiativen bekommen wir überhaupt kein Gehör, nimmt man unsere Forderungen überhaupt nicht ernst."
Ungerecht finden es Laarer Bürger, dass Thyssen für nachweislich durch das Kraftwerk verstaubte Pkw, Geld für die Wagenwäsche von 5 DM als Entschädigung zahlt, bislang aber keine Regelung gefunden worden ist, Grundstücksbesitzer für die Reinigung des ebenfalls verdreckten Grund und Bodens in irgendeiner Form zu entschädigen.
Zudem befürchten Laarer Bürger, dass ihr Ortsteil, ein Wohngebiet, durch die regelmäßig wiederkehrenden Staubregen irgendwann total vergammeln könnte. Willi Herf: "Vielleicht hat man uns ohnehin schon abgeschrieben."
"Der Wohnwert dieses Stadtteils sinkt bereits auf ein Mindestmaß", erklärt frank und frei CDU-Bezirksvertreterin Maria Schildt. Die couragierte Kommunalpolitikerin informierte bereits am Samstag das zuständige Gewerbeaufsichtsamt und verlangte von dieser Behörde ultimativ eine Stellungnahme, "bis Mitte dieser Woche."
05.04.1978 - Rheinische Post
Gewerbeaufsicht meint:
Ohne Kohle keine Flocken
Das Gewerbeaufsichtsamt versucht in ernsthaften Gesprächen mit der Thyssen AG, das Unternehmen dazu zu bringen, dass im Kraftwerk Hermann Wenzel in Laar kein Kohlenschlamm mehr verbrannt wird. Das erklärte auf Anfrage der Leiter des Amtes, Ferdinand Lemper. Bisher sei zwar der Grund für die Flockenauswürfe bei diesem und anderen Kraftwerken nicht gefunden, doch sei zu vermuten, dass diese Umweltbelästigungen mit dem Einsatz der Kohle zusammenhänge. Denn auch bei der Befahrung des Kamins in den letzten Märztagen hätten die Fachleute seines Amtes, so Lemper, keine andere Begründung für den Flockenflug gefunden, der schon seit Jahren immer mal wieder Kummer bereite. Die alleinige Befeuerung mit Gichtgas werde, so schätzt Lemper, für Laar das Problem endgültig lösen.
19.04.1978 - Rheinische Post - g.-r.
Wieder der "Wenzel"-Kamin
Ein Glas mit feinstkörnigem Emissionsstaub als Beweismaterial
Der Auswurf des Kraftwerks „Wenzel" war ein Stein des Anstoßes für die Bezirksvertreter aus Meiderich, Laar und Beeck in der Sitzung im Bezirksamt an der Von-der-Mark-Straße. Annemarie Schildt, bürgerschaftliches Ausschussmitglied für die CDU, haute kräftig auf den Putz.
Frau Schildt hat schon wiederholt gegen die Luftverschmutzung die "Dunstglocke" geläutet. Diesmal ging es um die Emissionen aus dem Kraftwerkskamin, die sich in den letzten Wochen augenscheinlich gehäuft haben. Als "Corpus delicti" brachte sie ein kleines Einmachglas mit federleichtem, feinstkörnigem Staub mit, den sie auf einem Flächenraum von wenigen Quadratmetern zusammen gekehrt hatte. "Am Sonntag und am Montag", berichtete Annemarie Schildt, "flog das Zeug bis zur Rheinbrücke in Ruhrort, heute - Dienstag - bis zur Werksbahnbrücke in Laar". Einstimmig wurde der Beschluss gefasst, dass der Oberstadtdirektor sich einschalten solle. ...
20.04.1978 - Rheinische Post
Über Planung für Laar
Über die "Neugestaltung Laars, Wunsch und Wirklichkeit" spricht Bürgermeister Wieczorek (SPD) während der Jahreshauptversammlung der Bürgervereinigung Laar, die am Sonntag um 11 Uhr im Jugendheim an der Laarer Straße beginnt. Diplomingenieur Stempel, Direktor der Grundstücks- und Vermessungsabteilung von Thyssen, beantwortet Fragen, die Thyssen betreffen, wie zum Beispiel zur Pfeilerbahn und zur Umgehungsstraße Laar. Zur Versammlung werden auch Nichtmitglieder erwartet. Zur Tagesordnung gehört ebenfalls die Neuwahl des Vorstandes.
22.04.1978 - WAZ - ka
Thyssen-Kraftwerk "Hermann Wenzel" im Schussfeld
Staubschluckende Laarer pochen jetzt auf ihre Rechte
Anfrage in der Bezirksvertretung löst Diskussion aus
Harte Worte gegen das Thyssen-Unternehmen fielen in der jüngsten Meidericher Bezirksvertretung zum Problem Staubauswurf des Kraftwerks Hermann Wenzel in Laar im Rahmen einer von Maria Schildt (CDU) gestellten Anfrage. Zwar sah sich die Verwaltung noch nicht in der Lage, in dieser "schwierigen Situation" Antwort zu geben, welche Maßnahmen der Oberstadtdirektor gegen weitere Staubauswürfe zu unternehmen gedenkt. Dafür hielt Dietrich Fischdick (SPD) nicht hinterm Berg, als er dem Unternehmen vorwarf, nur um Geld zu sparen die Staubauswürfe zu praktizieren.
"Arbeitsplätze würden nicht gefährdet", meinte der Bezirksvertreter zur Begründung, "wenn statt des jetzt im Kraftwerk verfeuerten Emscherschlamms, der die Ursache für die Staubauswürfe ist, Gas verbrannt wird."
Gezielt hatte zuvor Maria Schildt an die Adresse der Verwaltung gefragt, ob es der Duisburger Stadtsäckel vertrage, wenn die städtische Straßenreinigung zur Beseitigung des vom Thyssen-Unternehmen verursachten Staubbefalls Laarer Straßen herangezogen werde.
Wie berichtet hatte die Stadtreinigung bei dem schwersten Staubauswurf in jüngster Zeit, am 1. April, einen Sondereinsatz gefahren. Die entstandenen Kosten hat bis jetzt noch die Stadt Duisburg aus eigener Tasche gezahlt.
Die Schildt-Anfrage zielte auch auf die Rechtsstellung der in Laar wohnenden Bürger ab, ob er nur Pflichten habe die unzulässigen Staubauswürfe zu ertragen oder auch das Recht besäße, dass die Stadt ihm helfe, künftig von diesem Staub nicht mehr belästigt zu werden.
In der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung, versprach die Verwaltung, auf den Fragenkatalog einzugehen.
24.04.1978 - WAZ - ka
Wieczorek bestätigt in Laar
„Verkehrsplanung läuft hinterher"
Neugestaltung nicht im Stile Neumühls
Die Laarer Bevölkerung muss für eine Übergangszeit mit beträchtlichen Verkehrsbelästigungen fertig werden, wenn der Emscherschnellweg in diesem Stadtteil endet, die zur Verkehrsbelastung projektierte Laarer Umgehungsstraße aber noch nicht fertig sein wird. Diese Befürchtungen teilte gestern Morgen in der vor rund 1700 Zuhörern besuchten Bürgerversammlung Bürgermeister Helmut Wieczorek: "Ich fürchte, dass die Trassenplanung der Umgehungsstraße hinter der tatsächlichen Entwicklung hinterherläuft."
Der Bürgermeister, der in einem umfangreichen Referat die „Neugestaltung Laars - Wunsch und Wirklichkeit" ansprach, nahm an diesem Morgen auch für den Fall kein Blatt vor dem Mund, dass er später dafür von seinen Parteifreunden und den Laarer Bürgern kritisiert werden könnte.
Er legte einen Fahrplan vor, nach dem bereits schon in zwei Jahren die ersten konkreten baulichen Veränderungen zur notwendigen Neugestaltung dieses Stadtteils begonnen werden könnte.
Voraussetzung, den zur Zeit noch in der Diskussion befindlichen Bebauungsplan in dieser relativ kurzen Zeit "baureif" zu haben, ist nach Ansieht des Bürgermeisters die Durchführung eines Umlegungsverfahrens ohne große Widerstände.
In einem Alleingang - "In meiner Fraktion habe ich noch gar nicht darüber gesprochen" - bot er dem rund 300 Mitglieder zählenden Bürgerverein an, aus seinen Reihen einen Beirat zu ernennen, der die Neugestaltung Laars zusammen mit der Stadt begleitet, ohne allerdings Stimmrecht zu besitzen. Wieczorek: "Ich verspreche, dass aus der besseren Ortskenntnis der Laarer Detailkenntnisse in diese Planung mit einfließen."
Der Duisburger Bürgermeister versicherte schließlich den Laarern, dass in diesem Stadtteil keine Sanierung im Stile von Neumühl stattfinde: "Soweit wie möglich wird sie in privater Trägerschaft durchgeführt."
24.04.1978 - Rheinische Post
Direktor Stempel vor Laarer Bürgerverein:
Umgehungsstraße kann nicht über Thyssen-Gelände
„Neugestaltung Laars, Wunsch und Wirklichkeit". Um dieses Thema ging es gestern im Jugendheim an der Laarer Straße auf der Jahreshauptversammlung der Bürgervereinigung Duisburg-Laar. Rund 180 Laarer Bürger waren gekommen, um Stellungnahmen zu diesem Thema von Bürgermeister Helmut Wieczorek und Diplomingenieur Stempel, Direktor der Grundstücks- und Vermessungsabteilung der Thyssen AG, zu hören.
Neben den Plänen für die Neugestaltung Laars wurden auch die Probleme Pfeilerbahn und Umgehungsstraße angesprochen. Helmut Wieczorek betonte, dass durch die Neugestaltung beabsichtigt werde, Laar zu einem baulich abgerundeten Stadtteil zu machen, der den Bedürfnissen der Bürger entspricht. Ein bisher fehlender Ortsmittelpunkt in Laar, an dem sich die Bürger treffen können, sei in der Neuplanung berücksichtigt. Zur Zeit wird der Stadtteil noch erheblich durch das Kraftwerk, die Thyssen-Anlagen und die Festlegungen der Landesregierung im Abstandserlass belastet. Dazu komme der ohnehin starke Durchgangsverkehr, der in Zukunft durch die neue Abfahrt des Emscherschnellweges noch verstärkt werde.
Zur Entlastung ist eine Umgehungsstraße geplant, deren Verlauf aber noch nicht festgelegt ist. Die Straße sollte ursprünglich entlang der Rheinseite oder auf dem Rheindeich verlaufen, was jedoch eine erhebliche Lärmbelästigung für das angrenzende Wohngebiet mit sich gebracht hätte. Nun steht zur Debatte, die neue Straße über das Gelände von Thyssen zu führen. Direktor Stempel bezweifelte allerdings, dass dies möglich sein wird, weil auf dem betreffenden Gelände zur Zeit eine Ausbildungsstätte von Thyssen gebaut werde. Ein weiterer Vorschlag ist, die Umgehungsstraße so weit zu verschieben, so dass sie am Thyssen-Gelände vorbeiführt.
Zum Problem der Pfeilerbahn, die Laar auf unschöne Weise teilt, sagte Wieczorek: "Um die Bahn zu beseitigen, müsste eine Summe von einer Million Mark aufgewandt werden." Der Plan zur Neugestaltung von Laar wurde jedoch unabhängig von der Pfeilerbahn gemacht, so dass die Sanierung auch bei ihrem Bestehen durchgeführt werden könnte.
Auf der Jahreshauptversammlung wurde der gesamte Vorstand einstimmig wiedergewählt. So behielt Theo Barkowski zum 19. Male das Amt des 1. Vorsitzenden, Anton Schmitz bleibt zweiter Vorsitzender. Geschäftsführer ist Günter Rubbert, Schriftführer Wilfried Gaudy und Kassenwart Fritz Berger.
24.04.1978 - Rheinische Post
Spende für Konzert
Eine finanzielle Unterstützung von 400 Mark leisteten die CDU-Bundestagsabgeordneten Irmgard Karwatzki, Dr. Helmut Köhler und Ferdi Breitbach und der Ortsverband der CDU Beeckerwerth-Laar für die regelmäßig stattfindenden Laarer Sonntagskonzerte.
25.04.1978 - WAZ
Erhaltenswertes Bauwerk oder Schandfleck
Pro und kontra zum Abriss der Pfeilerbahn in Laar
Trassenverschiebung der Umgehung auf Thyssen-Gelände nicht möglich
Die vom Laarer Bürgerverein gewünschte Trassenverschiebung der geplanten Umgehungsstraße um 40 Meter auf Thyssengelände scheitert am Widerstand des Konzern. Diese Erfahrung zogen Laarer Bürger am Sonntagvormittag aus der Erläuterung des Thyssendirektors Dipl.-Ing. Stempel von der Grundstücks- und Vermessungsabteilung.
"Es ist nicht möglich, die an diesen Stellen vorhandenen wichtigen Gleis- und Werksanlagen zu verlegen", begründete der Thyssendirektor seine Einwände und wies gleichzeitig darauf hin, dass bei der gewünschten Verschiebung auch das zur Zeit im Bau befindliche Ausbildungszentrum verlegt werden müsste.
Harte Worte bekamen Stempel und der ebenfalls anwesende Bürgermeister Helmut Wieczorek zum Thema Abriss der Pfeilerbahn zu hören. Bereits seit Jahren fordern Laarer Bürger den Abbruch dieses den Ortsteil in zwei Teile trennenden Industriebauwerks, das heute praktisch ohne Funktion ist.
Wie an diesem Morgen noch einmal erläutert, möchte Thyssen, das dieses Bauwerk vor rund 60 Jahren errichtete, nicht alleine die Abrisskosten in Höhe von einer Mill. DM tragen, sondern der Stadt Duisburg die Last des Bezahlens aufbürden.
In Verhandlungen zwischen der Stadt und dem Unternehmen, die nach Aussagen von Helmut Wieczorek jetzt in ein konkretes Stadium getreten seien, will man sich über eine Kostenaufteilung einigen.
Protest regte sich, warum die Stadt zu den Abrisskosten auch noch herangezogen werden sollte: "Wenn ein einfacher Bürger und nicht Thyssen so etwas hingestellt hätte, würde die Stadt keinen Pfennig zum Abriss zahlen", kritisierte ein Zuhörer.
Bezirksvertreter Dietrich Fischdick wies auf die, wie er sagte, moralische Verpflichtung des Thyssen-Konzerns schlichtweg hin: "Sechs Jahrzehnte hat Thyssen an der Pfeilerbahn Nutzen gehabt, jetzt kann das Unternehmen auch den Abriss bezahlen."
Bürgermeister Wieczorek räumte Versäumnisse der Stadt bei den vor Jahren zwischen ihr und Thyssen abgeschlossenen Verträgen ein. "Heute würde man bei solchen Verhandlungen genau aufpassen, wer etwas hinstellt, muss auch dafür sorgen, dass es wieder wegkommt."
Immerhin wurde auch eine Stimme laut, die diese Pfeilerbahn als ein unter Denkmalschutz zu stellendes, erhaltenswürdiges Dokument von Industriebauten wenigsten in Teilstücken der Nachwelt erhalten möchte.
Allerdings stießen die Vorstellungen dieses Diskussionsredners auf scharfen Protest der im Jugendheim versammelten Bürger. Sie wollen, dass die Pfeilerbahn endgültig verschwindet.
25.04.1978 - NRZ - sol
Laarer müssen auf den Abriss der Pfeilerbahn noch warten
Auch Hundert Wohnungen werden Umgehungsstraße weichen
Hoffnung und Enttäuschung bereitete ATH-Direktor Dietrich Stempel den Laarern auf der Hauptversammlung des Bürgervereins. Hoffnung: Über den Abriss der Pfeilerbahn wird konkret verhandelt! Enttäuschung: Die Umgehungsstraße kann nicht auf Thyssen-Gelände geführt werden! Das heißt: Etwa hundert Wohnungen müssen verschwinden.
"Schlicht unmöglich" nannte Stempel die seit Jahren aus der Bürgerschaft erhobene Forderung, die Trasse der zukünftigen Umgehungsstraße Laar müsse auf Thyssengelände geführt werden. Sogenannte "Zwangspunkte" ständen dem entgegen. Der Thyssen-Direktor nannte zwei: Das im Bau befindliche neue Ausbildungszentrum in Laar und Betriebseinrichtungen und Gleisanlagen, die nicht verlegt werden könnten.
In der Frage der Pfeilerbahn konnte Stempel den Laarern mehr Hoffnungen machen. "Die Pfeilerbahn hat für Thyssen keinerlei Sinn mehr", sagte er. Sie diene allein noch der Versorgung des Werkes mit Wasser.
Jetzt, so Stempel, seien Verhandlungen mit der Stadt im Gange, wie man die Bahn abreißen könne und wer die Kosten trage. Die Trasse der Bahn müsse dabei freibleiben. Die Thyssen AG schlage vor, sie zu begrünen. Stempel: "Laar erhält so einen Grünzug bis zum Rhein."
Die Frage, ob die Thyssen AG nicht moralisch verpflichtet sei, das Bauwerk auf eigene Kosten abzureißen, weil sie 60 Jahre lang der einzige Nutznießer der Bahn gewesen sei, konterte Stempel mit dem Hinweis, dass niemand die Thyssen AG gedrängt habe, Verhandlungen aufzunehmen. "Wir verhandeln aus eigenem freien Willen", rief er aus.
Vor diesen dominierenden Themen der Diskussion, trat das eigentliche Referat von Bürgermeister Helmut Wieczorek, der die Ausführungen Stempels bestätigte, in den Hintergrund. Wieczorek legte noch einmal die Pläne der SPD und der FDP für die Neugestaltung der Laarer Ortsmitte vor (die NRZ berichtete darüber). Wie er sagte, werde mit diesem Plan Laar vor jedem "Abbruchschicksal" bewahrt. Grundsätzlich betonte er, dass diese Planung ganz in privater Trägerschaft durchgeführt werden soll. Wieczorek: "Es wird keine Sanierung wie in Neumühl geben."
Der Bürgermeister sah zwischen der Umgehungsstraße und der Umgestaltung des Kernbereiches einen engen Zusammenhang. Im gleichen Zeitraum - er sprach von zwei Jahren - müssten beide Planungen zum Abschluss gebracht werden.
Allerdings versetzte Wieczorek den Laarern einen Wehrmutstropfen. Wörtlich: "Ich befürchte, dass der Verkehr vom Emscherschnellweg eher abläuft, als die Umgehungsstraße gebaut wird". Für Laar würde das eine erhebliche Zunahme des Verkehrs und des Lärms bedeuten.
25.04.1978 - WAZ
In Laar:
Flora-Konzerte auch dieses Jahr
Die von der Laarer Bürgervereinigung mit beachtlichem Echo in der Öffentlichkeit veranstalteten Floragarten-Konzerte am Sonntagmorgen können auch in diesem Jahr wieder gestartet werden.
Zum diesjährigen Auftakt gestalten am 21. Mai der MGV Germania Laar und der Laarer Kinderchor gemeinsam das erste Konzert, wie der wiedergewählte Bürgervereinsvorsitzende Theo Barkowski in der am Wochenende stattgefundenen Jahreshauptversammlung bekannt gab.
Insgesamt sind wieder fünf Konzerte im Sommerhalbjahr geplant. Zusätzlich bietet die Bürgervereinigung im Dezember noch ein Adventskonzert an.
Im weiteren Verlauf der Versammlung wurde der gesamte bisherige Vorstand in seinem Amt bestätigt: 2. Vorsitzender Anton Schmitz, Geschäftsführer Günter Rubbert, Schriftführer Wilfried Gaudy, sowie Kassierer Fritz Berger und Willy Jenhöfer.
25.04.1978 - NRZ - sol
Bei der neuen Laarer Planung:
Bürger soll mitreden
Einen Planungsbeirat für die Neugestaltung Laars will Bürgermeister Helmut Wieczorek ins Leben rufen. Er machte dieses Angebot dem Laarer Bürgerverein auf dessen Jahreshauptversammlung.
Wieczorek erhofft sich von diesem Planungsbeirat zweierlei: Zum einen soll es zur vielzitierten "offenen Planung" kommen, zum anderen soll der Beirat Detailkenntnisse in die Planung einfließen lassen.
Grundsatz bei der Planung sollte nach Worten des Bürgermeisters die Frage sein: "Wie möchte es der Bürger, und nicht, wie sollte er es möchten!" Deshalb müsse der Politiker auch die Diskussion in den "engen Zirkeln" durchbrechen.
Der Beirat kann ein solches Instrument sein. Allerdings musste Wieczorek zugeben, dass er mit seinem Vorschlag vorgeprescht ist. Doch wenn man etwas dagegen habe, werde er den Beirat beim Planungsausschuss einrichten. "Dort bin ich Vorsitzender", sagte Wieczorek.
Der Laarer Bürgerverein hat das Angebot zur aktiven Mitarbeit angenommen.
27.04.1978 - WAZ
RICHARD MITTMANN, stellvertretender Leiter des Meidericher Bezirksamtes, antwortete auf den Stoßseufzer der Bezirksvertreterin Annemarie Schildt, niemand kümmere sich um die unerträglichen Zustände am Laarer Kraftwerk Hermann Wenzel, mit der vieldeutigen Feststellung: „Ich bin ein Laarer."
05.05.1978 - Rheinische Post - p.h.
Stadtteil Laar soll nicht verkommen
Annemarie Schildt, Mitglied der CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung Meiderich/Beeck, sorgt sich um ihren Heimat-Stadtteil Laar, weil hier einzelne Hausbesitzer in zunehmendem Maße ihre Gebäude verkommen lassen und das Stadtbild immer schäbiger zu werden droht. "Uns darf es nicht gehen wie Bruckhausen. Nicht, dass auch wir eines Tages auf der Abbruchliste stehen", gibt Annemarie Schildt zu bedenken.
Sie fordert, dass der Althausbestand modernisiert und instand gesetzt wird, bevor man mit dem Bau von neuen Wohnungen beginnt. Als schlechtes Beispiel dient ihr das Haus Kanzlerstraße 38. Einstmals ein schmuckes Wohngebäude, habe es der Eigentümer, die Rheinische Wohnstätten, verkommen lassen, wie andere Häuser dieser Gesellschaft in Laar auch.
23.05.1978 - Rheinische Post
Laarer Konzerte
Die Reihe der Laarer Konzerte im Floragarten ist jetzt vom MGC Germania und dem Laarer Kinderchor eröffnet worden. Die beiden Gesangsgemeinschaften beschränkten sich nicht auf den Vortrag, sondern animierten auch zum Mitsingen. Besonders bemerkenswert: Die Konzerte des Bürgervereins werden in diesem Jahr allein aus Spenden bestritten.
25.05.1978 - Rheinische Post - p.h./fel
Wegen Kraftwerk-Schmutz
Hilfe vom Minister?
Der Ratsherr Franz Widera (FDP) will notfalls die Landesarbeitsminister einschalten, um auf die Thyssen AG wegen des Schmutzausstoßes ihres Kraftwerkes "Hermann Wenzel" in Laar einzuwirken. In der jüngsten Sitzung der als "Bürgerkreis" tagenden Bezirksvertretung Meiderich/Beeck wurde von den Politikern geargwöhnt, man sei bei einer Betriebsbesichtigung (die RP berichtete darüber) von den Thyssen-Vertretern nicht vollständig informiert worden.
Der Betriebsdirektor des Kraftwerkes, Alfred Delwig, hatte damals erklärt, das Unternehmen könne augenblicklich nichts daran ändern, daß vom Schornstein zeitweise Flocken ausgeblasen werden. Es handele sich um Ablagerungen an den Kamininnenwänden, die von Zeit zu Zeit abbrechen und von den Rauchgasen nach oben getragen werden. Ein glatter Stahlkamin könne das wahrscheinlich verhindern, jedoch sein die Errichtung eines solchen Kamins aus technischen Gründen nicht möglich.
Mit dieser Erklärung wollen sich die Politiker nicht zufriedengeben, zumal offenbar auch vom Gewerbeaufsichtsamt ein "abnormaler" Schmutzausstoß, über den sich die Laarer Bürger seit Jahren beschweren, festgestellt wurde.
Das Gewerbeaufsichtsamt, so hoffen die Politiker, wird auf "Hermann Wenzel" weiterhin ein Auge haben.
24.06.1978 - WAZ - ka
Neue Hoffnung für Laarer und Ruhrorter:
Stahlrohr soll Dreckschleuder entwaffnen
In der Umweltschutz-Abteilung des Thyssen-Unternehmens macht augenblicklich eine Überlegung die Runde, mit Hilfe eines zweiten Kaminzuges den periodisch Staub-Fladen spuckenden Schlot des Hermann-Wenzel-Kraftwerks "sauber" zu bekommen. Seit Jahren leiden die im Schatten dieses Kraftwerks wohnenden Laarer und Ruhrorter unter den Staubauswürfen, die - wie erst um Ostern geschehen - in bis zu walnussgroßen Stücken vom Himmel herabfallen. Trotz erheblicher Anstrengungen fanden die Thyssenleute bislang jedoch kein Mittel, diese Staubschleuder abstellen zu können.
Die Ursache dieser von Zeit zu Zeit wiederkehrenden Auswürfe ist bekannt. Staubflocken setzen sich im Innern des gemauerten Kamins ab. Erreichen sie eine bestimmte Größe, lösen sie sich und verursachen den leidigen Staubauswurf.
Mit dieser Darstellung machte erst Mitte Mai die Thyssen-Leitung die im Kraftwerk zu einer Sondersitzung zusammengekommenen Meidericher Bezirksvertreter vertraut.
Die neuen Überlegungen in der Umweltschutzabteilung zielen jetzt dahin, ein Stahlrohr als zweiten Kaminzug einzubringen. Damit würde der Durchmesser des Kamins sich verengen und die Geschwindigkeit der Rauchgase zunehmen, mit dem erhofften Ergebnis, dass die hohe Strömungsgeschwindigkeit das Absetzen von Staub an den stahlglatten Rohrwänden unmöglich macht.
Wie zu erfahren, sei nach Werksmeinung auch kostenmäßig diese Lösung vertretbar. Grobe Schätzungen sprechen von 15 Millionen DM.
Äußerst vorsichtig jedoch gibt sich die Umweltschutzabteilung vor der Öffentlichkeit in der Erfolgsbeurteilung dieses Vorschlags. „Man kann noch nicht sagen, ob dieses Verfahren auch wirklich zum Ziel führt", schränkte Umweltschutzfachmann von Spee in Abwesenheit des verhinderten Leiters der Umweltschutzabteilung bei Thyssen, Dr. Philipp, ein. „Wir bleiben am Ball, aber das Stadium, in die konkrete Verwirklichung zu gehen, ist noch nicht erreicht."
28.06.1978 - Rheinische Post
Frohe Stunden für die Alten in Laar
Auch in diesem Jahr wird wieder der Altennachmittag in Laar durchgeführt. Am Mittwoch, 28. Juni, sind die ältesten Laarer Mitbürger, ab 78 Jahre und älter, ab 16 Uhr Gäste der Bürgervereinigung Laar. Die Veranstaltung findet statt im katholischen Jugendheim Laarer Straße. Es gibt Kaffee und Kuchen, hinterher ein Schnäpschen, Bier oder Wein. Dazu werden die betagten Gäste, es werden 150 erwartet, gut unterhalten. Wer schlecht gehen kann, wird von Autofahrern zu Hause abgeholt und nach der Veranstaltung wieder zurückgebracht. Neben den Vorstandsmitgliedern werden Helfer des Roten Kreuzes die Gäste betreuen.
29.07.1978 - NRZ - Dietmar Seher
Rheinbrücke her - sonst fürchten alle Duisburger Bürgervereine:
Laar, Beeck und Ruhrort ersticken bald im Verkehr
Keine neue "Katastrophenstrecke"! Der Verband der Duisburger Bürgervereine hat im Rathaus eine Protestnote abgegeben. Er fürchtet den Zusammenbruch des Verkehrs in den Duisburger Rheinstadtteilen Laar, Beeck, Ruhrort und Homberg, wenn Ende 1979 der Emscherschnellweg an der Friedrich-Ebert-Straße endet. Geschäftsführer Günter Rubbert: „Die Rheinbrücke muss schnellstens her!"
Schnellstens her soll nach Ansicht des Gesamtverbandes der Bürgervereine auch die Westumgehung Beecks, die den vom Emscherschnellweg kommenden und Richtung Thyssen AG fahrenden Lkw-Verkehr aufnehmen soll. Rubbert und Vorsitzender Hans-Georg Michael erklärten am Donnerstagabend vor der Presse, dass sie sonst ein "wahrscheinlich unzumutbares Maß an Verdichtung" des Straßenverkehrs erwarten. Die Bürgervereine: "Da beschleicht uns Unbehagen".
Dieses Unbehagen teilt die Stadtverwaltung nicht. Wie der zuständige Baudezernent Günter Hackbarth gestern der NRZ gegenüber erklärte, sei die Fertigstellung der Umgehungsstraße bis zum Ende nächsten Jahres "mit Vorbehalt zu schaffen". Der augenblickliche Planungsstand: Erste Arbeiten, beispielsweise die Verbreiterung der Ebert-Straße sowie die Herausnahme der Straßenbahngleise auf einen eigenen Bahnkörper, seien schon begonnen. Im Bereich der Umgehungsstraße müssten allerdings noch Grundstückskäufe getätigt werden.
Von den Kosten in Höhe von rund 30 Millionen Mark werden durch Bund und Land 26 Millionen übernommen.
Schwieriger stellt sich im Augenblick noch das Problem Rheinbrücke dar. Zum einen wird der Weiterbau auf der linken Rheinseite durch eine Baerler Bürgerinitiative blockiert, zum anderen sind noch Fragen in Zusammenhang mit einem linksrheinisch vorhandenen Wasserwerk zu klären. Das Geld für den Brückenbau selbst ist hingegen da. ...
29.07.1978 - WAZ
Engpass vermeiden
Verband: Autobahn rasch weiterbauen
"Mit Unbehagen" sieht der Verband Duisburger Bürgervereine dem Fertigstellungsdatum des Emscherschnellweges bis zu seinem vorläufigen Endpunkt in Beeck entgegen. Nach Ansicht des Verbandes wird sich nach Freigabe dieses Abschnittes der Verkehr in den Stadtteilen Beeck, Laar, Ruhrort und Homberg auf "ein wahrscheinlich unzumutbares Maß" verdichten. Um diesen Engpass zu vermeiden, fordert der Verband die rasche Weiterführung des Emscherschnellweges und den dazugehörigen Rheinbrückenbau. Auch appelliert man an den Rat der Stadt, die Umgehungsstraße Laar/Beeck schnellstens zu bauen. Andernfalls sieht der Verband eine weitere "Katastrophenstrecke" entstehen.
29.07.1978 - Rheinische Post
Durch Emscherschnellweg:
Katastrophe für Laar und Beeck?
Der Verband Duisburger Bürgervereine sieht mit Unbehagen der Fertigstellung des Emscherschnellweges bis zu seinem vorläufigen Endpunkt in Beeck entgegen, mit Unbehagen deshalb, weil sich nach seiner Ansicht bei Freigabe dieses Streckenabschnittes der Verkehr in den Stadtteilen Beeck, Laar, Ruhrort und Homberg auf ein wahrscheinlich unzumutbares Maß verdichten wird.
In einer Entschließung des Verbandes heißt es: "Der Verband appelliert an den Rat der Stadt Duisburg und an den Landschaftsverband, die Weiterführung des Emscherschnellweges und den dazugehörenden Rheinbrückenneubau so zu forcieren, dass dieser Verkehrsengpass nicht Wirklichkeit werde. Hierzu gehört auch die schnellste Durchführung des Bauvorhabens Umgehungsstraße Beeck/Laar." Sonst drohe hier eine "Katastrophenstrecke".
05.08.1978 - NRZ - Karl Wagemann
Damit die Pfeilerbahn bald verschwindet
Pioniere sollen in Laar helfen
Die 1896 quer durch Laar gebaute Erzbahn - als sogenannte Pfeilerbahn vielen Bürgern ein Dorn im Auge - wird verschwinden. Wie die SPD in einer Pressekonferenz bei Burhans mitteilte, haben sich Ältestenrat der Stadt und Thyssen AG darauf geeinigt, die Abbruchkosten so zu verteilen, dass der Konzern 65 Prozent der Kosten und die Stadt 35 Prozent trägt. Das freiwerdende Gelände wird in einen Grünzug umgewandelt.
Um die Kosten möglichst niedrig zu halten, bietet die Stadt den Abbruch den Bundespionieren aus Emmerich als Übungsobjekt an. Die Verhandlungen darüber, so Bürgermeister Wieczorek, seien erfolgversprechend. Die Stahlbeton-Fundamente will man im Boden belassen und die Wasser- und Versorgungsleitungen im Grünzug verbuddeln.
Um die Verteilung der Kosten - sie wurden in früheren Jahren auf bis zu zwei Millionen Mark geschätzt - hat es jahrelange erfolglose Hakeleien gegeben. Vor der Jahrhundertwende war vertraglich nichts darüber festgelegt worden, wer denn später einmal die Abbruchkosten zu tragen habe. Die Thyssen AG, so versicherte Bürgermeister Wieczorek, sei jetzt der Stadt sogar finanziell entgegengekommen. Ein Teil der Bahn bleibt zur Freude einiger Denkmalsschützer zwischen Florastraße und Rheindamm stehen. Die Erzbahn war nach dem Kriege von Phoenix nicht mehr benutzt worden. Sechs Jahre lange Bemühungen der SPD, so versicherten Fritz Enkisch und H. Fischdick, hätten endlich zum Erfolg geführt.
Damit haben sich für Laar auch die Chancen verbessert, 250 neue Wohnungen für rund 900 Menschen bauen zu können. Es geht im Wesentlichen um das ehemalige Krankenhaus- und städtische Bauhofgelände. Von der Laarer Kirche aus soll in der Ewaldistraße ein Fußgängerbereich entstehen. Emscherhütten- und Werthstraße grenzen das Neubaugebiet ein, in dem es viel Grün, Spielflächen und ungefährliche Wege geben soll. Ein interessierter Bauträger sei nach der Beseitigung der Pfeilerbahn schnell zu finden, zumal die Friedrich-Ebert-Straße durch die geplante Ortsumgehung weiteren Durchgangsverkehr verliere.
Vertreter der SPD-Fraktion im Rat versprachen, sich für die Bereitstellung der Finanzen zur Verbesserung des Stadtteils Laar einzusetzen. SPD-Unterbezirksvorsitzender Anton Riederer betonte, dass auch Interessierte an Eigentumswohnungen eine Chance erhalten sollen.
05.08.1978 - WAZ - ka
Stadt und Thyssen tragen die Abbruchkosten
Bundeswehr-Pioniere sollen Pfeilerbahn in Laar köpfen
So ein bisschen verzogen sich schon die Mundwinkel zum Triumphlächeln in der guten Stube einer Laarer Gastwirtschaft, als gestern Bürgermeister Helmut Wieczorek vor der Presse den Abriss der Laarer Pfeilerbahn und den parteiinternen Entwurf eines Bebauungsplanes für den Teil des Obermarxloher Dichterviertels im Gebiet der Halfmann- und Knappenstraße vorstellte. In beiden Fällen war es dem Thyssen-Mann Wieczorek gelungen, den Stahlkonzern zu Kompromissen über die Beseitigung von Schandflecken zu bewegen, die den Bürgern schon lange ein Dorn im Auge waren, deren Lösung der Kommunalpolitiker Wieczorek gestern melden konnte.
Bei der 1896 als Erzbahn vom Rhein nach Laar gebauten Pfeilerbahn, auf der nach dem letzten Weltkrieg ganze zwei Züge gefahren sind und die seither bei den meisten Laarern ein Stein des Anstoßes war, konnte laut Wieczorek das Thyssen-Unternehmen nur dadurch zur Beteiligung an den Abrisskosten gewonnen werden, als der ursprünglich auf zwei Millionen DM bezifferte Betrag um mehr als die Hälfte reduziert werden konnte.
Der Trick der Kostenersparnis: das Bauwerk Pfeilerbahn wird nicht bis in seine Fundamente beseitigt, sondern nur ebenerdig abgerissen. Der Platz, der dann entsteht, soll als Grünverbindung zwischen der Friedrich-Ebert-Straße und dem Rheindeich genutzt werden.
Die Kosten des Abrisses sollen nach Worten des Bürgermeisters im Verhältnis 65 vH von Thyssen und 35 vH von der Stadt Duisburg übernommen werden. Anlass besteht, dass der Abriss durch Bundeswehrpioniere für die Stadt noch preiswerter wird.
Dass die Stadt Duisburg überhaupt zu den Abbruchkosten der Thyssen-Bahn herangezogen werden kann, liegt daran, dass die Duisburger Stadtväter beim Bau der Bahn seinerzeit vergaßen, den Pfeilerbahneigner im Vertrag bei einem Abriss für die Abbruchkosten haftbar zu machen.
In ein bis spätestens eineinhalb Jahren, so schätzt Wieczorek, wird die Pfeilerbahn in Laar abgerissen sein. Die Bedingungen dazu sollen in allernächster Zeit zwischen Thyssen und der Stadt vertraglich unterzeichnet werden.
Auf ihre Kosten sollen aber auch jene Laarer Bürger kommen, die bereits in der Vergangenheit meinten, die Pfeilerbahn sei ein industriehistorisches Bauwerk, das der Nachwelt erhalten bleiben müsse, stellte Laars SPD-Ratsherr Fritz Enkisch klar: „Am Ende der Florastraße bleiben einige Meter erhalten." ...
05.08.1978 - Rheinische Post - p.h.
Endlich Pfeilerbahn ade
82 Jahre hat die hässliche Pfeilerbahn aus Stahl und Beton im Ortsteil Laar Bestand gehabt. Nach jahrelangem Gerangel haben sich der Ältestenrat der Stadt und die Eigentümerin der Bahn, die Thyssen AG, geeinigt, gemeinsam die Kosten für den Abriss der Bahn zu tragen, die seit dem Kriege nicht mehr benutzt wird. "In anderthalb Jahren", so kündigte Bürgermeister Helmut Wieczorek gestern hoffnungsfroh auf einer Pressekonferenz der SPD an, "werden wir die Bahn beseitigen können." Die Verhandlungen mit Thyssen seien inzwischen so weit gediehen, dass ihr Ergebnis jetzt dem Rat vorgelegt werden könne.
Beide Parteien gehen davon aus, dass der Abriss eine Millionen Mark kosten wird. Die Stadt will davon 35 Prozent übernehmen. Den Rest trägt der Stahlkonzern. Dabei hofft Wieczorek, dass die Stadt eventuell durch die Hilfe von Bundeswehrpionieren billig davonkommt.
Über die Pfeilerbahn wurde ehedem Erz zur Umschlagstelle am Rhein transportiert. Heute ist sie längst überflüssig geworden und steht schon lange Neubauplänen im Wege. Wenn sie nun verschwinden kann, so freute sich gestern MdL Anton Riederer, könne die Neubaukonzeption der SPD für Laar abgerundet werden.
Wie berichtet, sollen auf dem ehemaligen Krankenhausgelände und auf angrenzendem Gebiet 250 neue Wohnungen und auf der Ewaldistraße eine Fußgängerzone mit einem Geschäftszentrum für Laar entstehen.
08.08.1978 - Rheinische Post - Peter Hardt
Auf den Norden rollen Verkehrsprobleme zu
Autobahn eher fertig als die Umgehungsstraße
Das Wettrennen mit den Autobahnbauern haben die städtischen Straßenplaner verloren: Die Umgehungsstraße für Laar und Beeck, das kann als sicher gelten, wird noch nicht fertig sein, wenn der Emscherschnellweg zur Jahreswende an der Friedrich-Ebert-Straße ankommt. Zu diesem Zeitpunkt werde die Umgehung aber immerhin "teil-funktionsfähig" sein, versicherte stellvertretender Tiefbauamtsleiter Thomassen jetzt der RP gegenüber. Der Bürgerverein freilich fürchtet, dass die Fahrt durch Beeck für den Autofahrer trotzdem monatelang zur Qual werden könnte und hat vorsorglich Protest angemeldet.
Wenn die neue Schnellstraße in ein paar Monaten den Verkehr bis nach Beeck rollen lässt, dann will die Stadt wenigstens mit dem Ausbau von Friedrich-Ebert-Straße und Lange Kamp fertig sein. Noch im Laufe dieses Monats soll mit den Vorarbeiten an den beiden Straßen begonnen werden. Die Lange Kamp wird im Einmündungsbereich "aufgeweitet", wie das im Straßenbauerjargon heißt, und erhält gleichzeitig einen neuen Belag, der die Straße zum Wohle der Anlieger mit dem Verschwinden des alten Kopfsteinpflasters auch leiser macht.
Auf der Friedrich-Ebert-Straße erhält die Straßenbahn einen besonderen Gleiskörper und werden die Einmündungsbereiche so ausgebaut, dass der Verkehr zur und von der Autobahn vorläufig über Lehnhofstraße und Stepelsche Straße fließen kann.
Wenn 1980 oder 1981 die Umgehungsstraße komplett ist, nimmt der Autofahrer, der von Nord nach Süd an Beeck vorbei will, folgenden Weg: über die Alsumer Straße kommend, die bis dahin auch in ihrem südlichen Teil mit vier Spuren und grünem Mittelstreifen ausgestattet ist, macht er hinter den beiden Hafag-Unterführungen (vor dem Stellwerk) einen Schwenker nach rechts und fährt dann parallel zur Wasserstraße weiter in Richtung Süden. Dann kreuzt er die Straßen Nattenbergshof in Höhe der Häuser Nr. 38 bis 48 und hat hier Auf- und Abfahrmöglichkeiten zur Friedrich-Ebert-Straße, zum Emscherschnellweg (in beiden Richtungen) und zur Hoffschen Straße, um nach Beeckerwerth zu gelangen.
Wer über dieses Kreuz geradeaus weiterfährt, macht mit der Umgehungsstraße nun einen Schwenker nach rechts und gelangt auf die Stepelsche Straße. Die Fortsetzung der Fahrt in Richtung Ruhrort und Stadtmitte wird sich vorläufig nicht von der Route unterscheiden, die der Autofahrer heute auf dieser Strecke nimmt, denn wie und wann es mit der Umgehungsstraße weitergeht, liegt endgültig noch nicht fest.
So wird wahrscheinlich die Befürchtung des Verbandes Duisburger Bürgervereine wahr, dass nicht nur die Beecker, sondern auch die Laarer und die Ruhrorter darunter werden leiden müssen, dass Beeck bald vorläufiger Endpunkt des Emscherschnellweges wird.
25.08.1978 - WAZ - ka
Neue Hoffnung für Laarer Kraftwerks-Anlieger?
Dreck spuckenden Kaminen soll Kunststoff „das Maul stopfen"
Nobel-Ingenieure entwickelten Verfahren für Hamborner Grillo-Schornstein
Woran die Thyssen-Fachleute immer noch basteln, ein Gegenmittel gegen den von Zeit zu Zeit über die Bevölkerung von Laar und Ruhrort Dreckfladen spuckenden Kamin des Kraftwerks Hermann-Wenzel zu
entwickeln, scheint für einen der auf Hamborner Boden stehenden Kamine der ebenfalls emissionsfreundlichen Grillo-Werke bereits gelöst zu sein: Mit einem Kunststoff-Rohr, das in diesen
Grillo-Kamin eingeführt und montiert wurde, soll künftig verhindert werden, dass das Mauerwerk des Kamins durch hängengebliebene Rauchpartikel versottet.
Versottung, das haben auch die Thyssen-Umweltfachleute herausgefunden, ist die Ursache für die Fladenbildung: Rückstände im Rauchgas setzten sich aufgrund geringer Strömungsgeschwindigkeit an den
rauhen, gemauerten Kaminwandungen ab und verursachen von Zeit zu Zeit die Eruptionen.
Beim 65 Meter hohen Grillo-Kamin brauchte die für die Kaminsanierung federführende Dynamit Nobel in Troisdorf nur drei Tage, um die rund 12 m langen Rohre mit Hilfe eines Autokrans zu
montieren.
Um den Schornstein nicht übermäßig zu belasten, entwickelten die Ingenieure einen leichten Kunststoff für die Röhren, der schnell montierbar ist und an den Endstücken mittels SpezialVerbindungen
so untereinander abgedichtet wurde, dass sich bei Temperaturwechsel die Rohre ausdehnen und zusammenziehen können.
Dieser Kunststoff, so Nobel-Ingenieur Gelshäuser, sei in seiner Zusammensetzung so ausgestattet, dass er eine ausgezeichnete Chemikalienbeständigkeit aufweist und Gastemperaturen bis 80 Grad
standhält.
Wie die WAZ im Juni dieses Jahres bereits berichtete, machen Überlegungen bei Thyssen die Runde, in den Kamin des Hermann-Wenzel-Kraftwerks ein Stahlrohr einzuziehen. Damit würde der Durchmesser
des Kamins sich verengen und die Strömungsgeschwindigkeit zunehmen. Das Ergebnis: Rauchkondensat könne sich nicht mehr an den Stahlwandungen absetzen, so hofft man.
Nach groben Schätzungen sollen die Kosten für den Einbau dieses Kaminstahlrohres bei 15 Millionen Mark liegen.
Die Gesamtkosten für die Verrohrung des nur 65 Meter hohen Grillo-Kamins betrugen nach Auskunft, der Nobel AG dagegen 80 000 DM. „Mit diesen Kunststoffrohren lassen sich Schornsteine beliebiger
Höhe ausrüsten und. sei es, dass die Montage per Hubschrauber geschieht", meinte ein Sprecher der Troisdorfer Aktiengesellschaft.
21.09.1978 - WAZ
Durch Abwanderung und Kirchenaustritte
Gemeinde Laar beklagt die stärksten Verluste
Zahl der evangelischen Christen nahm in Duisburg weiter ab
Die Zahl der evangelischen Gemeindeglieder in den beiden Duisburger Kirchenkreisen hat in den letzten zehn Monaten weiter abgenommen. Wie der Gesamtverband Evangelischer Kirchengemeinden in Duisburg in seiner Statistik feststellt, verlor der Kirchenkreis Duisburg-Nord 1575 oder 2,15 Prozent seiner Gemeindeglieder, der Süden verzeichnet 1095 oder 1,29 Prozent weniger Gemeindeglieder als im Sommer letzten Jahres.
Der Schwund ist größtenteils auf Abwanderung zurückzuführen, die Kirchenaustrittzahlen sind weiter rückläufig. Unter den Gemeinden des Kirchenkreises Duisburg-Nord ist die Gemeinde Laar mit 4,4 Prozent Mitgliederverlust am stärksten betroffen, sie zählt jetzt noch 2520 Mitglieder. An zweiter Stelle im Duisburger Norden liegt Untermeiderich mit einem Schwund von 3,15 Prozent.
Den geringsten Verlust weist Neumühl mit 0,55 Prozent auf. Die anderen Gemeinden haben Verlustzahlen zwischen 1,27 (Mittelmeiderich) und 2,83 Prozent (Bruckhausen). Kleinste unter den 12 selbständigen Gemeinden des Kirchenkreises Duisburg-Nord ist Bruckhausen mit 1405 evangelischen Gemeindegliedern, insgesamt gehören zum Kirchenkreis 71.533 Protestanten. Zum Vergleich: Vor sieben Jahren waren es über 88.000.
Im Kirchenkreis Duisburg-Süd hebt sich eine Gemeinde vom Minus-Trend der anderen ab: Großenbaum hat ein Plus von 106 Gemeindegliedern und zählt in seinen beiden Bezirken jetzt 6519 Evangelische.
Für die anderen Gemeinden liegen die Verlustzahlen zwischen 0,63 Prozent in Wanheimerort, 2,52 Prozent in Wanheim und 3,35 Prozent in Neudorf-Ost. Die Mehrzahl der elf Gemeinden in Duisburg-Süd bleibt unter der Zwei-Prozent-Marke bei der Berechnung ihres Mitglieder-Schwundes. Insgesamt hat der Kirchenkreis Duisburg-Süd hoch 83.154 Mitglieder gegenüber knapp einhunderttausend vor sieben Jahren.
Die stetig sinkenden Gemeindegliederzahlen spiegeln für den kirchlichen Bereich wider, was für die Gesamtheit der Stadt Duisburg seit Jahren festzustellen ist: die Einwohnerzahl nimmt ab. Daraus erklärt sich der größere Teil der Verluste. Die Kirchenaustritte, die in diesem Zusammenhang auch gesehen werden müssen, liegen für die ersten sieben Monate des Jahres bei 422 und damit um 20 Prozent unter dem Vergleichszeitraum des Vorjahres.
05.10.1978 - WAZ - ka
Eine Vorlage mit Zündstoff
Pakistani sollen in den Laarer Bunker
Erste Reaktionen: Widerstand und krasse Ablehnung
Zündstoff, soviel steht schon jetzt fest, wird eine Drucksache, die in der Meidericher Bezirksvertretung am 24. Oktober auf den Tisch kommt, bei der Laarer Bevölkerung und ebenfalls unter den Bezirksvertretern enthalten, wenn die Diskussion für einen neuen Verwendungszweck des Laarers Hochbunkers auf der Florastraße zur Sprache kommt. Nach den Vorstellungen der Verwaltung soll dieses Relikt aus den letzten Bombentagen jetzt in der Bundesrepublik asylsuchenden Pakistani künftig als Unterkunft dienen. Die Kosten für den Umbau werden mit 44 000 DM angegeben.
Nach dem Krieg diente der im Gegensatz zu seinem Ruhrorter Bruder äußerlich nicht einmal einladend aussehende Betonklotz bis vor zwei Jahren als Heim für Obdachlose. Die letzte Familie verließ vor kurzem die Behausung. In Laar war man froh, dass damit dieses Bunker-Kapitel nunmehr abgeschlossen war.
Die neuen Pläne der Verwaltung stoßen, soweit sie in Laar bereits bekannt geworden sind, auf wenig Verständnis. So bezeichnet Meiderichs Bezirksvorsteher Hans Kohlhayer den Verwaltungsvorschlag für "wenig glücklich", fügt aber zugleich hinzu, dass man auch an die armen Pakistani denken müsse, die Opfer dunkler Geschäfte seien.
Bekanntlich werden die Pakistani, unter falschen Vorspielungen und gegen Zahlung ihrer letzten Ersparnisse, über Ostberlin in die Bundesrepublik von organisierten Landsleuten gelockt, bitten hier um politisches Asyl, was nur in den seltensten Fällen zutrifft und stellen die Behörden und Städte vor ein riesiges soziales Problem.
Eine ganz klare Absage an den Verwaltungsvorschlag erteilt die Bezirksvertreterin Maria Schildt (CDU). Einmal hält sie die Unterbringung dieser Menschen in den Hochbunker für menschenunwürdig. Zum anderen befürchtet sie zusätzlich, dass der Stadtteil Laar sein Renommee verlieren könnte. "Wir haben etwas Besseres verdient. Wir waren froh, dass endlich der Bunker mit den Obdachlosen geschlossen wurde und bekommen jetzt zusätzlich zu den Türken auch noch die Pakistani."
Ihr Vorschlag tendiert dahin, für diese Menschen in irgend einem anderen Stadtteil eine Bleibe zu suchen. "Aber nur nicht in Laar."
06.10.1978 - WAZ - ka
Bezirksvorsteher Kohlhayer fürchtet neuen Konfliktstoff
Pakistani-Probleme liefern Stoff für heiße Ratsdebatte
Angriffe auf den RP im Sozialausschuss - Nach Laar auch Rheinhausen vorgesehen
"Es ist unverschämt, wie in diese Stadt zusätzlich Konfliktstoff getragen wird", ereiferte sich in nichtöffentlicher Ausschusssitzung SPD-Ratsherr und Meidericher Bezirksvorsteher Hans Kohlhayer an die Adresse des Regierungspräsidenten gerichtet. Anlass zu dieser Heiß-Debatte lieferte die Verwaltungsvorlage nach der - wie gestern berichtet - der Hochbunker in Laar und zusätzlich das Krupp-Ledigenwohnheim in Rheinhausen als Obdach für asylsuchende Pakistani verwendet werden soll. Sowohl SPD wie auch CDU wollen dieses heiße Ausländer-Eisen zunächst in ihren Fraktionen beraten und die Entscheidung der Bezirksvertretungen abwarten, ehe der Finanzausschuss und der Rat sich abschließend mit der Vorlage beschäftigen.
Ausgangspunkt der Verwaltungsüberlegungen ist die vom Regierungspräsident für Duisburg verfügte Heraufsetzung der Quote asylsuchender Ausländer von derzeit 130 auf 300 Menschen. Gegen diese Erhöhung will die Verwaltung der Stadt Duisburg auf jeden Fall Gegenvorstellungen entwickeln, erklärte gestern auf WAZ-Anfrage Beigeordneter Fichtner, der im übrigen weitere Stellungnahme zu dem Problem mit der Begründung ablehnte, "das ist nichtöffentlich verhandelt worden".
Immerhin war die nichtöffentliche Kritik an der Verwaltungsvorlage so stark, dass sie bis nach Laar drang. So kämpfte Kohlhayer mit dem Argument "ich werde mich dafür einsetzen, dass die Pakistani nicht nach Laar kommen" gegen die Quotenpolitik des Regierungspräsidenten: "Auf der einen Seite beschwert sich der RP über die hohen Sozialausgaben in dieser Stadt, auf der anderen Seite lastet er uns neue Bürden auf.
Der Bezirksvorsteher kritisierte auch, dass bei diesem Quotendenken in Bund und Land die bedauernswerten asylsuchenden Pakistani, selbst Opfer skrupelloser Landsleute, total in den Hintergrund gedrängt werden.
So kündigte er für seine Fraktion an, zusammen mit Landtags- und Bundestagsabgeordneten eine Basis zu schaffen, von der Land und Bund veranlasst werden, das Pakistani-Problem nicht einfach den Städten zuzuschieben und nicht nur auf ein Quotendenken zu reduzieren. Kohlhayer: "Es ist bedauerlich, wie eines der höchsten Werte in dieser Demokratie, das politische Asylrecht, auf diese Weise abgewertet wird."
Die Furcht, dass der Meidericher Stadtbezirk zu den ungelösten Türkenproblemen zusätzlich mit einem Pakistaniproblem belastet werden könnte, deutete für die CDU-Ratsfraktion Ausschussmitglied Horst Stadelmann an: "Dieser Stadtteil wird damit einfach überfordert."
Zunächst aber haben jetzt die Fraktionen und die Bezirksvertretung in Meiderich und Rheinhausen das Wort, ehe der Rat die endgültige Entscheidung fällt.
Bis dahin dürfte auch geklärt sein, ob im Rheinhauser Krupp-Ledigenwohnheim überhaupt die Stadt Duisburg Asyl-Flüchtlinge unterbringen kann. Gestern dementierte die Stabsabteilung der Krupp-Hüttenwerke, dieses Heim der Stadt Duisburg überhaupt angeboten zu haben.
11.10.1978 - Rheinische Post - Peter Hardt
Protest: "Jetzt ist Schluss und das Maß voll"
Laarer wollen kein Bunker-Asyl
Zu heller Empörung unter der Bevölkerung im Ortsteil Laar hat der in geheimer Sitzung vorgelegte Vorschlag der Verwaltung geführt, den alten Laarer Hochbunker zu einer Unterkunft für asylsuchende Pakistaner auszubauen. „Immer feste drauf auf Laar", schimpft Bürgervereinigungs-Vorstandsmitglied Wilfried Elsen in einem Brief an die RP und stellt wütend fest: "Nachdem wir bereits mit Klein-Ankara beglückt wurden, soll nun nach dem Willen des Herrn Regierungspräsidenten Klein-Karatschi im Laarer Bunker eingerichtet werden. Zu den großen Problemen unseres Stadtteils, Überalterung, Einwohnerschwund, Türkengetto in der Kolonie, sollen wir also noch ein neues serviert bekommen. Und ausgerechnet in einem Gebäude, dessen Behausung bisher von allen zuständigen Stellen als menschenunwürdig bezeichnet wurde."
Den Protesten aus der Bürgerschaft hält der Leiter der Zentralstelle des Sozialamtes, Quirmbach, die fast hilflose Lage der Stadt entgegen. "Wir müssen uns Gedanken machen, wo wir die Menschen unterbringen, die durch das Loch, das sich in Berlin aufgetan hat, einreisen. Auf die Zahl der Zuweisungen der Asylsuchenden haben die Städte keinen Einfluss. In dieser Woche waren es für uns 13, in der nächsten Woche werden es zehn sein." Angekündigt wurde die Ankunft der ungeliebten Gäste nur acht bis 14 Tage vorher. Stöhnt Quirmbach: "So kurzfristig müssen wir dann Unterkünfte zur Verfügung stellen."
Als eine der Unterbringungsmöglichkeiten war im Ratsausschuss der Laarer Bunker genannt worden. Bürgervereinigungs-Vorstandsmitglied Elsen malt dazu ein düsteres Bild: "Man stelle sich vor: Mehr als hundert Menschen kaserniert auf engstem Raum, ohne Arbeit, ohne deutsche Sprachkenntnisse. Nur Männer ohne Frauen. Ein Silo der Hoffnungslosigkeit, ein Klima, in welchem Aggression und Sexualnot gedeihen müssen wie Pilze nach einem Sommerregen."
Zum einen, so meint Elsen, sei die Unterkunft in dem alten Hochbunker menschenunwürdig, zum anderen sei der Ausländeranteil in Laar schon hoch genug. "Sollen denn noch die letzten alten Laarer ausziehen oder sollen wir nach Australien auswandern, um dort New Laar zu gründen?" fragt der Bürgervereinsvertreter sarkastisch. Und weiter: "Wir haben nun lange genug an andere gedacht. Jetzt müssen wir auch einmal an uns denken. Jetzt ist Schluss und das Maß voll und selbst unsere Engelsgeduld zu Ende. In Notzeiten haben wir Laarer schon immer fest zusammengehalten, und wir werden auch diesmal in der Lage sein, uns gegen Schreibtischtäter zu wehren, die anscheinend nichts anderes im Kopf haben, als unserem alten Stadtteil ein gleiches Schicksal zu bescheren, wie dem ehemaligen Fischerdorf Alsum."
Während die Laarer schimpfen, beruft sich Sozialamtsleiter Quirmbach darauf, dass in dieser Frage eine politische Entscheidung zu fällen sei, und zwar spätestens bis zur Ratssitzung am 28. Oktober.
14.10.1978 - Rheinische Post
Leserbrief:
Laarer Hochbunker
Mit Bestürzung und Befremden nahmen Vorstand und Beirat der Bürgervereinigung Laar jüngste Pressemitteilungen auf, dass asylsuchende Pakistani in den Laarer Hochbunker untergebracht werden sollen. Auf einer unmittelbar nach Bekanntwerden des Planes einberufenen Sitzung nahmen Vorstand und Beirat einmütig gegen dieses Vorhaben Stellung. Sie sehen bei Verwirklichung der Verwaltungsvorlage, den Hochbunker mit der genannten Personengruppe zu belegen, neuen sozialen Konfliktstoff auf den Stadtteil Laar zukommen. Der Vorstand glaubt, dass gerade Laar genügend ungelöste soziale Probleme hat und mit dieser neuerlichen Belastung überfordert wird.
Einer privaten Erhebung zufolge stehen heute schon den 7000 Einheimischen 1500 Fremde gegenüber, das sind ca. 21 Prozent. Wenn man bedenkt, wie überaltert Laar ist (die Bürgervereinigung zählte wohl 850 über 75jährige), ist diese erneute Zuweisung von ausländischen Mitbürgern unzumutbar.
Die Ablehnung der Verwaltungsvorlage richtet sich in keiner Weise gegen die Pakistani selbst, deren Lage der Vorstand der Bürgervereinigung bedauert. Selbst nach Herrichtung des Bunkers mit einem Kostenaufwand von 44 000 DM hält er die Unterbringung darin für menschenunwürdig. Erst in jüngster Zeit setzte sich die Bürgervereinigung energisch für die Räumung des Bunkers ein, und vor nicht allzu langer Zeit verließ der letzte Bewohner diese Unterkunft.
Vorstand und Beirat der Bürgervereinigung Laar wenden sich hiermit an die Mitglieder der Bezirksvertretung und des Rates der Stadt, dazu an die Verwaltungsspitze mit dem eindringlichen Appell, alles Erdenkliche zu unternehmen, dass dieses Vorhaben nicht Wirklichkeit werde.
Theo Barkowski
Günter Rubbert
Bürgervereinigung Laar
14.10.1978 - WAZ
Gegen Einweisung von Pakistani
Bürgervereinigung sieht für Laar neue Konfliktstoffe
Mit „Bestürzung" und „Befremden", so Vorsitzender Theo Barkowski, hat der Vorstand der Bürgervereinigung Laar auf die WAZ-Informationen reagiert, wonach asylsuchende Pakistani in dem Laarer
Hochbunker untergebracht werden sollen. Einmütig hätten Vorstand und Beirat in einer unmittelbar nach Bekanntweiden dieser Pläne einberufenen Sitzung gegen dieses Vorhaben Stellung
genommen.
Der Laarer Bürgerverein sieht bei der Verwirklichung der Verwaltungsvorlage, den Hochbunker mit Pakistani zu belagen, neuen sozialen Konfliktstoff auf den Stadtteil Laar zukommen, heißt es in der
schriftlichen Stellungnahme. Der Vorstand glaube, dass gerade Laar genügend ungelöste Probleme habe und mit dieser neuerlichen Belastung überfordert werde.
Nach einer vom Bürgerverein zitierten privaten Erhebung stünden schon heute den 7000 Laarer Einwohnern 1500 gegenüber.
Deutlich macht der Bürgerverein aber auch, dass die Ablehnung der Verwaltungsvorlage sich in keinster Weise gegen die Pakistani selbst richte: „Die Bürgervereinigung bedauert die Lage dieser
Menschen".
Denn selbst nach Herrichtung des Bunkers mit einem Kostenaufwand von 44.000 DM sei die Unterbringung darin menschenunwürdig. Erst in jüngster Zeit hätte sich die Bürgervereinigung energisch für
die Räumung des Bunkers eingesetzt und vor nicht all zu langer Zeit hätte der letzte Bewohner diese Unterkunft verlassen.
Mit einem eindringlichen Appell wendet sich abschließend die Bürgervereinigung Laar an die Mitglieder der Bezirksvertretung des Rates und an die Verwaltungsspitze, alles Erdenkliche zu
unternehmen, dass dieses Vorhaben nicht Wirklichkeit werde.
Inzwischen meldet die 350 Laarer zählende Bürgervereinigung, dass innerhalb einer Woche 56 neue Mitglieder aufgrund der Vorstandsaktivitäten aufgenommen werden.
14.10.1978 - NRZ
Bürgervereinigung erhebt Protest:
Werden in Laar Pakistani in Bunker gesteckt?
Protest gegen eine Belegung des Hochbunkers am Laarer Markt mit Asylbewerbern vornehmlich aus Pakistan hat die Bürgervereinigung Laar jetzt erhoben. Die Vereinigung spricht von einem neuen
„sozialen Konfliktstoff", der auf diesen Stadtteil zukomme.
„Wir glauben, dass gerade Laar genügend ungelöste soziale Probleme hat und mit dieser neuerlichen Belastung überfordert ist", heißt es in einem Brief an die NRZ.
Einer privaten Erhebung zufolge, so heißt es weiter, stünden den 7000 Einwohnern inzwischen 1500 Fremde gegenüber (etwa 21 Prozent). Und weiter steht zu lesen: „Wenn man bedenkt, wie überaltert
Laar ist (etwa 850 über 75-jährige), ist diese erneute Zuweisung von ausländischen Mitbürgern unzumutbar."
Der Protest der Bürgervereinigung hat einen höchst realen Hintergrund. Die Verwaltung hat in einer Vorlage an die Politiker die Herrichtung des Bunkers vorgeschlagen. 44.000 Mark sollen
investiert werden. In den Hochbunker sollen dann in erster Linie Pakistani einquartiert werden, die Asyl in der Bundesrepublik beantragt haben.
Die Bürgervereingung bezweifelt, ob mit diesen Mitteln der Bunker in eine menschenwürdige Unterkunft verwandelt werden kann. Sie macht ferner darauf aufmerksam, dass sie sich energisch für die
Räumung des Bunkers eingesetzt habe. Erst vor nicht allzu langer Zeit hätte der letzte Bewohner diese Unterkunft verlassen.
14.10.1978 - NRZ
Starker Zulauf für die Bürgervereinigung Laar
Die Bürgervereinigung Laar hat in dieser Woche 56 neue Mitglieder aufnehmen können. Vorsitzender Theo Barkowski nannte diese Zahl gestern der NRZ.
Wie er sagte, hätten alle neuen Mitglieder ihren Beitritt zur Bürgervereinigung damit begründet, dass der Bunker am Laarer Markt nicht mit Pakistani belegt wird. Mit ihrem Beitritt wollten sie, so Barkowski, der Bürgervereinigung in ihrem Bemühen in dieser Angelegenheit den Rücken stärken.
14.10.1978 - NRZ - ko
Das Problem mit Ausländern wird immer drückender
Die Stadt Duisburg wird der Probleme, die der verstärkte Zuzug von Ausländern verursacht, kaum mehr Herr. Der Leiter des Sozialamtes. Klaus Quirmbach, gestern zur NRZ: „Das Problem wird immer
drückender."
Kamen 1976 nur elf Asylbewerber nach Duisburg, so waren es im letzten Jahr schon 29. In diesem Jahr sind alle Maßstäbe durchbrochen worden. Bis gestern hatte die Stadt 133 Asylbewerbern eine
Unterkunft verschaffen müssen. Am nächsten Montag werden weitere zehn erwartet. Nach Meinung Quirmbachs wird die Zahl der Asylbewerber in diesem Jahr möglicherweise die 200-Marke
übersteigen.
Sie kommen aus aller Herren Länder. Aus Pakistan. Bangladesch, Indien, Syrien, Libanon. „Woher die einzelnen kommen, sehen wir praktisch erst, wenn sie aus den Bussen steigen," sagte Klaus
Quirmbach.
Duisburg kann sich gegen diesen Zustrom nicht wehren. Die Stadt bekommt die Asylbewerber von der Landesregierung zugewiesen. Alle Städte müssen nach einem bestimmten Schlüssel Wohnungen zur
Verfügung stellen.
Dauerte der Antrag auf Asylrecht bisher im Schnitt fünf bis sechs Jahre, so ist das Verfahren abgekürzt worden. Jetzt soll es wesentlich schneller gehen. Wird die Asylbewerbung abgelehnt (das ist
zu etwa 95 Prozent der Fall), müssen die betreffenden Personen die Bundeserepublik wieder verlassen.
Ob schneller als sonst über die Bewerbungen entschieden wird, ist indes fraglich. In diesem Jahr jedenfalls ist es noch zu keiner einzigen Entscheidung gekommen...
21.10.1978 - WAZ
Mir tun die Menschen schon jetzt leid
Immer feste drauf auf Laar! Nachdem wir bereits mit 'Klein-Ankara' beglückt wurden, soll nun nach dem Willen des Herrn Regierungspräsidenten 'Klein-Karatschi' im Laarer Bunker eingerichtet werden. Zu den großen Problemen unseres Stadtteils, Überalterung, Einwohnerschwund, Türkengetto in der Kolonie, sollen wir also noch ein neues serviert bekommen. Und ausgerechnet in einem Gebäude, dessen Behausungen bisher von allen zuständigen Stellen als menschenunwürdig bezeichnet wurden.
Plötzlich sollen diese menschenunwürdigen Kasematten mit dem lächerlichen Betrag von 44 000 Mark wieder menschenwürdig gemacht und gern in den Themenbereichen asylsuchenden Pakistanis zur Verfügung gestellt werden. Meiner Ansicht nach kann man mit diesem Geld den Augiasstall nicht mal entmisten, geschweige denn reinigen und einrichten.
Man stelle sich vor: Mehr als hundert Menschen kaserniert auf engstem Raum, ohne Arbeit, ohne deutsche Sprachkenntnisse. Nur Männer ohne Frauen. Ein Silo der Hoffnungslosigkeit, ein Klima, in welchem Aggression und Sexualnot gedeihen müssen wie Pilze nach einem Sommerregen. Mir tun jetzt schon die Menschen leid, die gezwungen sind, dort zu leben."
Wilfried Elsen, Vorstandsmitglied der Bürgervereinigung Laar
24.10.1978 - Rheinische Post
Viele Asylbewerber sind nicht in winterfesten Unterkünften untergebracht
Bunker ist die letzte Möglichkeit
Die nächsten 15 Asylbewerber, vorwiegend Pakistani, werden am 30. Oktober in Duisburg erwartet. Die Verwaltung rechnet in der nächsten Zeit dann mit dem Aufenthalt von insgesamt 160 Asylbewerbern in der Stadt.
Das teilte Sozialdezernent Fichtner gestern im Finanzausschuss mit. Er setzte sich dafür ein, hart mit dem Land zu verhandeln, um die Zuweisungsquote von jetzt 225 zu drücken, die zudem nicht mehr mit dem Einwohnerschlüssel übereinstimme. Für die Stadt gehe es zudem noch um die finanziellen Verpflichtungen deren sich das Land nicht entledigen dürfe.
Im Finanzausschuss, der noch keinen Beschluss fasste, weil er erst Stellungnahmen der Bezirksvertretungen Rheinhausen und Meiderich/Beeck abwarten will, um dann den Rat entscheiden zu lassen, ging es um die Anmietung des Ledigenwohnheims der Krupp AG in Rheinhausen und um die Nutzung des Bunkers Florastraße in Laar.
Fichtner machte hier deutlich, dass bald Entscheidungen fallen müssen, wobei er den Bunker Florastraße nur als letzte Möglichkeit sieht, weil mehrere Ausländer derzeit in Unterkünften wohnen, die nicht winterfest sind.
Alle Fraktionen bekannten sich gestern zum Asylrecht und auch dazu, dass bessere Unterkünfte gefunden werden müssen. Franz Widera: "Jeder muss sagen, dass die Asylbewerber menschenwürdig untergebracht sind." Er erinnerte auch an leerstehende Schulen, die eventuell genutzt werden könnten. Beigeordneter Fichtner kündigte an, dass die Verwaltung noch andere Projekte überprüfe, die er zu gegebener Zeit nennen werde.
24.10.1978 - WAZ - ka
Verwaltung und Planausschuss sind sich einig:
Bunker sind keine Lösung bei der Suche nach Notquartieren
Unterbringung für Menschen am wenigsten geeignet
"Die Bunker sind und bleiben unsere letzte Möglichkeit." Mit dieser Aussage traf in der gestrigen Finanzausschusssitzung Beigeordneter Fichtner den Kern einer äußerst sachlich verlaufenen Diskussion über das Problem der Aufnahme und Unterbringung von Asylbewohnern im Duisburger Stadtgebiet. Damit sind die Befürchtungen vieler Laarer Anwohner, ob aus emotionellen Gründen - noch mehr Ausländer - oder aus sachlichen Gründen, - da gehören keine Menschen rein -, der Hochbunker an der Florastraße soll in Kürze Pakistani aufnehmen, gegenstandslos geworden.
Aufgrund eingehender Diskussionen nach der Verwaltungsvorlage, die ursprünglich den Flora-Bunker als Unterkunft für Asylsuchende ohne Abstriche vorsah, meinte gestern der Beigeordnete, dass diese Möglichkeit am wenigsten für die Unterbringungen von Menschen geeignet gewesen sei.
Jetzt sollen die Asylsuchenden, die bereits in Duisburg sich aufhalten, aber noch kein winterfestes Quartier haben, in dem Ledigenwohnheim der Friedrich Krupp AG in Rheinhausen untergebracht werden.
Fichtner gab zusätzlich bekannt, dass er eine Liste weiterer geeigneter Unterbringungsmöglichkeiten vorliegen habe.
Auch Kritik geübt
Klar stellten in ihren Diskussionsbeiträgen die Sprecher aller drei Fraktionen heraus, dass mit dieser Lösung nicht an den Prinzipien des Asylrechts gerüttelt werde. Es ginge allein um die Frage einer menschengerechten Unterbringung.
Gleichzeitig meldeten sie aber auch Kritik an den Landesbehörden an, die der Stadt Duisburg nach einem längst nicht mehr gültigen Einwohnerschlüssel Quoten von Asylsuchenden zugesprochen haben. Schritte gegen dieses Verfahren sind bereits durch den Oberstadtdirektor in Form von Fernschreiben und über die Landtagsabgeordneten eingeleitet.
Kein Beschluß
Prüfen will man den von Franz Widera für die FDP geäußerten Vorschlag, höchstens bis zu 30 dieser Asylsuchenden in einem Gebäude unterzubringen: "Sonst fördern wir doch eine Getto-Bildung."
Der Finanzausschuss sah gestern von einem Beschluss ab, um die Willensbildung der heute tagenden Bezirksvertretung in Rheinhausen und Meiderich-Beeck, die ebenfalls über dieses Problem sprechen wird, nicht zu beeinflussen.
24.10.1978 - NRZ - sol
Experten zerbrechen sich über Laarer Kamin den Kopf
Dennoch: Die Verhältnisse sind schon bedeutend besser geworden
Die Verschmutzungen und Belästigungen durch den Kamin des Hermann-Wenzel-Kraftwerkes in Laar sind nach Aussagen Betroffener erheblich zurückgegangen. Dennoch zerbrechen sich Experten nach wie vor um den Kamin den Kopf.
Ein Sprecher der Thyssen AG: "An diesem Problem wird weitergearbeitet". Was konkret getan werden muss, steht indes nicht fest. "Das alles ist nicht einfach", argumentiert Thyssen. Sie warnt deshalb vor jeglichem Optimismus in dieser Frage.
Es gibt zahlreiche Pläne, die aber bisher nicht verwirklicht worden sind. Einer dieser Pläne sah den Einbau eines Stahlkamins vor. Auch der Einzug einer Kunststoffröhre stand zur Debatte. Damit sollte verhindert werden, dass sich in dem Kamin Rückstände absetzen, die dann sporadisch als fester Flockenregen ausgepustet werden.
Erst in diesem Frühjahr machte das Kraftwerk unrühmliche Schlagzeilen. Über dem Stadtteil Laar ging ein solch massiver Flockenregen nieder, dass die CDU-Bezirksvertreterin Schildt auf kleinem Raum eine ganze Flasche vollfüllen konnte. Diese Flasche präsentierte sie der Bezirksvertretung.
Das Problem wurde schließlich so ernst genommen, dass die Bezirksvertretung Meiderich/Beeck eine Besichtigung des Kraftwerkes vornahm. Damals versicherte die Thyssen AG, sie werde dem Problem zu Leibe rücken.
Den plötzlichen Rückgang der Belästigungen begründet die Thyssen AG mit einer "Normalisierung" des Betriebes im Kraftwerk. Zur damaligen Zeit hätten im Kraftwerk wegen Umrüstungsarbeiten außergewöhnliche Bedingungen geherrscht.
Bezirksvertreterin Maria Schildt heute: "Die Lage hat sich so beruhigt, dass zu großen Protesten kein Anlass mehr besteht."
25.10.1978 - Rheinische Post
Gestern Abend in der Bezirksvertretung:
Kein Asyl für Laar
Zu später Stunde vernahmen gestern die zahlreichen Laarer Bürger, die zur Sitzung der Bezirksvertretung Meiderich/Beeck gekommen waren, die für sie sicherlich tröstliche Absicht der Fraktionen: In den Laarer Bunker sollen keine asylsuchenden Pakistaner oder Inder, die in jüngster Zeit immer zahlreicher in die Bundesrepublik einreisen und von der Bundesregierung den Städten zur Unterbringung zugewiesen werden. Laar sei schon genügend vom Ausländerproblem betroffen, war dazu die Ansicht von SPD und CDU. Ratsherr Widera (FDP) überbrachte die Neuigkeit, dass der Verwaltung jüngst eine neue Unterkunftmöglichkeit angeboten worden wäre. "Damit ist das Laarer Problem gelöst", meinte Widera.
Reinhard Bulitz (SPD) wollte das Problem grundsätzlich auf höherer Ebene gelöst wissen: Duisburg biete den Asylsuchenden wesentlich weniger Arbeitsmöglichkeit als andere Orte im Lande. Deshalb solle die Zuweisungsquote für diese Stadt verringert werden.
Wenn aber schon die Aufnahme der Pakistaner und Inder notwendig werde, dann sollten sie in solchen Stadtbezirken untergebracht werden, die einen verhältnismäßig geringen Ausländeranteil aufweisen. Zudem hätten diese Menschen Anspruch auf ordentliche Unterkünfte. „Der Laarer Bunker aber ist der letzte, der geeignet wäre, sie menschenwürdig unterzubringen".
31.10.1978 - Rheinische Post
Frühester Termin:
1983 neue Brücke
Die Rheinbrücke für den Emscherschnellweg wird sich nicht vor Ende 1983 von Beeckerwerth nach Baerl spannen und die Stadtverwaltung sieht keine Möglichkeit, das Verfahren zu beschleunigen. Diese Auskunft erhielt jetzt die FDP-Fraktion im Rat der Stadt von Tiefbauamtsleiter Pahde auf eine Anfrage hin. Gleichzeitig äußert die Verwaltung die Ansicht, daß auf die Stadtteile Beeck, Laar und Ruhrort lediglich eine zehnprozentige Steigerung des Verkehrs zukommt, wenn der Emscherschnellweg für einige Jahre an der Friedrich-Ebert-Straße in Beeck enden wird. Um diese Stadtteile zu schonen, soll nämlich der aus Richtung Osten kommende Verkehr schon am Hamborner Kreuz abgefangen und über die Nord-Süd-Straße zur Venloer Autobahn geleitet werden.
„Mit einer Vergrößerung des Verkehrsaufkommens um mehr als zehn Prozent auf der Friedrich-Ebert-Straße und auf der Deichstraße in Richtung Ruhrort wird nicht gerechnet. Die letzten Ermittlungen ergaben eine Verkehrsbelastung von ca. 500 Fahrzeugen pro Richtung in der Spitzenstunde auf der Deichstraße," heißt es in der Darstellung der Verwaltung. Sie stellt diese günstige Prognose, obwohl die heue Umgehungsstraße - die Alsumer Straße also - wegen Schwierigkeiten beim Grunderwerb erst 1980 fertig sein wird, während der Emscherschnellweg schon ein Jahr vorher in Beeck ankommt.
Die Autobahn wird hier zunächst mit zwei Parallelrampen an das städtische Straßennetz angebunden. Damit hier das stärkere Verkehrsaufkommen bewältigt werden kann, sind folgende Maßnahmen vorgesehen:
• Um- und Ausbau der Friedrich-Ebert-Straße von Haus Nr. 352 bis Haus Nr. 427 mit einem besonderen Bahnkörper für die Straßenbahn.
• Bau einer Querspange von Hoffsche Straße bis Friedrich-Ebert-Straße und Um-und Ausbau der Umgehungsstraße Laar-Beeck von der Alsumer Straße bis zur Stepelschen Straße.
• Umbau der Straße Lange Kamp von Karl-Albert-Straße bis Friedrich-Ebert-Straße.
Die Aufwendungen für die städtischen Baumaßnahmen belaufen sich auf rund 28 Millionen Mark. Bund und Land geben einen Zuschuss von 21,7 Millionen Mark, so dass die Stadt aus Eigenmitteln nur noch 6,4 Millionen Mark zu tragen hat.
Nach Auskunft des Rheinbrücken-Neubauamtes Köln ist mit dem Baubeginn der Rheinbrücke nicht vor 1980 zu rechnen. Vorbereitende Maßnahmen wie Verlegung von Brunnenanlagen der Niederrheinischen Gas- und Wasserwerke und der Texaco beiderseits des Rheins werden allein sechs bis acht Monate in Anspruch nehmen.
Auch unter günstigen Voraussetzungen wird eine Fertigstellung der Brücke nicht vor Ende 1983 erwartet, obwohl die Planung der Brücke selber schon weitgehend abgeschlossen ist.
01.12.1978 - Rheinische Post - Peter Hardt
Nach Streit Awo - Caritas: Zwei Altentagesstätten in Laar
Für die Senioren falsch geplant?
Im kuriosen Streit zwischen dem katholischen Wohlfahrtsverband Caritas und der Arbeiterwohlfahrt (Awo) um die Frage, wer in Laar mit städtischem Zuschuss eine Altentagesstätte einrichten darf, bahnt sich eine Lösung an, die zwar vielerorts - und zum Teil sogar bei den Betroffenen selber - für unsinnig gehalten wird, aber unausweichlich erscheint: Beide, sowohl Caritas wie auch Awo werden voraussichtlich Begegnungsstätten einrichten. Die Folge wäre, dass Laar mit einem Überangebot an Altentagesstätten aufwarten kann, während andere Stadtteile noch unterversorgt sind. Und dieser Unsinn soll zum guten Teil auch noch mit Steuergeldern finanziert werden.
Die Vorentscheidung dafür, dass den beiden Streithähnen der Griff in den Steuertopf genehmigt werden soll, fiel in der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände, die sich, so hieß es, "zähneknirschend" mit einer Absegnung dieser offensichtlichen Fehlplanung abgefunden haben sollen. Die endgültige Entscheidung werden voraussichtlich im Januar der Gesundheits- und Sozialausschuss und anschließend der Rat fällen.
Die Arbeiterwohlfahrt will ihre Altentagesstätte im Frühjahr im Neubau der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft Duisburg-Nord an der Ecke Deichstraße/ Jahnstraße eröffnen. Am 1. August oder 1. September soll die Caritas-Begegnungsstätte im Kindergartengebäude an der Friesenstraße folgen.
Die katholische Kirchengemeinde St. Ewaldi, Trägerin dieses Kindergartens und seit Jahren in Laar um die Betreuung der Senioren bemüht, hatte Pläne zur Umwandlung des Kindergartens in eine Altentagesstätte schon seit langem geschmiedet. Die abnehmende Zahl der Kinder im Kindergarten hatte deutlich gemacht, dass er auf Dauer nicht aufrechtzuerhalten war.
Deshalb lehnte die Pfarrei St. Ewaldi seinerzeit das Angebot der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft ab, als diese einen Mieter für ihre Räume im Neubau suchte, zumal hier ein Monatszins von 900 Mark gefordert war. Das könne man, so meinte die Pfarrei damals, im eigenen Kindergartengebäude billiger haben.
Nun griff aber unversehens die Awo als Konkurrenz zu, schloss den Mietvertrag mit der Wohnungsgesellschaft und beantragte flugs bei der Stadt die öffentlichen Mittel. Von den Plänen der Pfarrei, so behauptete die Awo später auf Vorhaltungen, habe sie nichts gewusst.
Die SPD machte das Spiel der Awo mit, sie setzte gegen die Stimmen der CDU in der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses durch, dass der Ansatz für Zuschüsse zur Einrichtung von Begegnungsstätten im Investitionsplan um 25 000 Mark angehoben wird. Horst Stadelmann, Sprecher der CDU-Fraktion im Ausschuss, meldete vergeblich Protest an, denn der korrekte Weg hätte eine Beschlussfassung zur konkreten Altentagesstättenplanung vorausgesetzt.
01.12.1978 - Rheinische Post
Heinrich Thönnessen wurde jetzt von Bischof Dr. Hengsbach zum neuen Dechant des Dekanats Ruhrort ernannt. Er tritt die Nachfolge des verstorbenen Dechanten Paul Güllmann an. Dechant Thönnessen wurde 1929 in Huckingen geboren und 1955 in Köln zum Priester geweiht. Seit 1968 ist er Pfarrer in der Gemeinde St. Ewaldi in Laar
02.12.1978 - NRZ - sol
Geld für Abriss der Pfeilerbahn
Der Bauausschuss hat gestern 350 000 Mark für den Abriss der berüchtigten Pfeilerbahn in Laar bewilligt. Die Bezirksvertretung hatte dem Abriss bereits zugestimmt. Im nächsten Jahr - so hieß es gestern - soll mit dem Abbruch der Bahn begonnen werden.
Die Pfeilerbahn gehört schon seit Jahren zum ständigen Ärgernis der Laarer Bevölkerung. Die Initiativen aus der Bürgerschaft und aus den Parteien sind ungezählt. Sie scheiterten immer wieder an den Kosten. Die Thyssen AG als ehemalige Betreiberin und Besitzern hat sich von all dem nichts angenommen.
Der jetzt wohl endgültig bevorstehende Abriss der Pfeilerbahn wurde durch einen Kompromiss zwischen der Thyssen AG und der Stadt möglich. Die Thyssen AG beteiligt sich zu einem guten Stück an dem Abriss. Auf dem Gelände der Pfeilerbahn soll eine Grünanlage entstehen. Damit würde ein durchgehender Grünzug vom Stadtteil Laar zum Rheindeich hergestellt werden.
Mit dem Abriss der Pfeilerbahn wäre auch ein weiteres städtebauliches Hindernis im Stadtteil Laar verschwunden.
14.12.1978 - Rheinische Post - Peter Hardt
Ratsherr Heckhausen: Wassereinbrüche erfordern Reparaturen für 2,5 Millionen / Erst vor zwei Jahren bezogen
Bauskandal um Feuerwache Laar?
Die hochmoderne, erst rund zwei Jahre alte Feuerwache in Laar ist eine der kostspieligsten Fehlinvestitionen der Stadt gewesen, wenn sich das bewahrheiten sollte, was gestern Abend der Ratsherr Franz Heckhausen in der Ratssitzung behauptete, und damit für eine aufsehenerregende Überraschung in der Mercatorhalle sorgte. Wegen Fehler bei Bauausführung oder Bauplanung sollen die Kellerräume der schönen zehn Millionen Mark teuren Feuerwache zeitweise unter Wasser stehen. Eine Behebung des Schadens soll 2,5 Millionen Mark kosten. Heckhausens Darstellung der Situation gipfelte in dem Vorwurf, dass die Verwaltung seit vier Jahren von diesen Mängeln wisse, den Rat aber trotz Anfragen nicht informiert habe.
Um die Finanzierung der Laarer Feuerwehrwache hatte es schon im Frühjahr 1976 Aufsehen gegeben, als der Bezirksvertretung Meiderich/Beeck ein Beschluss vorgelegt worden war, nach dem die Wache 2,3 Millionen Mark mehr kosten sollte, als ursprünglich vorgesehen. Von der Verwaltung war diese Kostenerhöhung zunächst mit Vehemenz vertreten worden. Wenn diese 2,3 Millionen nicht nachbewilligt würden, hieß es damals, müsste die Baustelle stillgelegt werden.
Gegen die Stimmen der CDU setzte die SPD daraufhin den Mehrkostenbeschluss durch. Kurz darauf löste sich das ganze Kostenproblem in Wohlgefallen auf, als die Verwaltung überraschend feststellte, es habe sich lediglich um einen Buchungsfehler gehandelt. Tatsächlich würden die 2,3 Millionen Mark gar nicht benötigt. Aber schon zu diesem Zeitpunkt, so der Ratsherr Heckhausen gestern, sei "den leitenden Beamten der Bauverwaltung" seit 16 Monaten bekannt gewesen, dass Wassereinbrüche die Kellerräume der Wache hin und wieder überschwemmen. Und nun stehe man vor der Situation, dass neben einer Sanierung des bestehenden Hauses auch noch ein Neubau für Lagerräume der Wache notwendig würde.
"Das alles kann von der Verwaltung nicht damit abgetan werden, sie hätte keine Erfahrung mit dem Bau von Feuerwachen", polterte Heckhausen. Jeder Bauherr im Gebiet Laar wisse um die Grundwasserverhältnisse und kenne die Nähe zum Rhein. "Nur nicht das Hochbauamt dieser Stadt?" fragte der Ratsherr zynisch, der dem Baumangel in Laar in seiner Eigenschaft als Mitglied des Rechnungsprüfungsausschusses auf die Spur gekommen war.
Den Oberstadtdirektor forderte Heckhausen auf, "die wahren Schuldigen" in dieser Sache zur Rechenschaft zu ziehen.
21.12.1978 - WAZ - -tel
In der Feuerwache Laar:
Automatische Pumpen lösen bald das Grundwasserproblem
Baudezernent Hackbarth veranschlagt die Kosten auf 200 000 DM
Einigen Staub scheint der Vorwurf des CDU-Ratsherrn Franz Heckhausen aufzuwirbeln, die Verwaltung habe beim Bau der 9,2 Millionen Mark teuren Feuerwache in Laar geschludert. Wie berichtet, trug der Sprecher seiner Fraktion im Rechnungsprüfungsausschuss in der letzten Ratssitzung vor, dass in der Laarer Feuerwache seit fast eineinhalb Jahren Wassereinbrüche bis zu einer Höhe von 70 cm aufträten. Sie sind auf eindringendes Grundwasser zurückzuführen.
Zu diesen Vorwürfen nahm jetzt der zuständige Baudezernent Günter Hackbarth Stellung. Obwohl für Planung und Bauausführung des Millionenprojekts sein Vorgänger Elmar Oehm verantwortlich gewesen sei, betonte Hackbarth, auch er hätte ähnlich entschieden.
Als man die Feuerwache geplant habe (1970) hätten sich drei Möglichkeiten angeboten.
1. Gebäude in eine Wanne setzen (Kosten ca. 2,5 Mill DM).
2. Gelände auffüllen (ohne Keller).
3. Gebäude unterkellern und auftretendes Grundwasser abpumpen.
Aus wirtschaftlichen Überlegungen habe man sich damals für die Unterkellerung entschieden.
Um das Problem nun in der Zukunft in den Griff zu bekommen - zumal, wie Feuerwehrchef Dr. Bach versicherte, die Wehr bei extrem starken Regenfällen oder generell steigendem Grundwasser zunächst für die Nöte der Bürger da zu sein hat - und so zur Beseitigung des Wassers im "eigenen" Keller erst zum Schluss kommt - will man so bald wie möglich um das Gelände der Feuerwache drei Brunnen in die Tiefe treiben, die sich bei steigendem Grundwasserspiegel automatisch einschalten. Kosten: 200.000 DM.
Bis Januar muss das Bauamt dem Rechnungsprüfungsamt eine Stellungnahme zu den Vorwürfen zukommen lassen. Der Rechnungsprüfungsausschuss schließlich entscheidet dann, ob die Prüfungsbemerkungen als erledigt abgehakt werden können.
Da der Ausschuss auf Anraten der CDU, wie Franz Heckhausen versicherte, das Problem Feuerwache Laar und die Sonderprüfung Straßenbeleuchtung aus der Jahresrechnung 1977 nahm, kommt dies der Verweigerung der Entlastung der Verwaltung durch den Ausschuss in diesen beiden Punkten gleich.
Es ist nun anzunehmen, dass das Gemeindeprüfungsamt beim Regierungspräsidenten in Düsseldorf auf die Angelegenheit "Feuerwache Laar" aufmerksam wird und von der Verwaltung eine Stellungnahme anfordern wird.
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